Die Produktion kommt zurück

Es gab ja schon lange ein Rumoren unter den Firmen die sich auf Anraten ihrer tollen Berater mit ihren Produktionen ins Ausland begeben hatten und teilweise auf genau so dämliche Ratschläge hin ihre Produktion aufgaben. Aber Outsourcing war eben über lange Zeit das Wort, mit dem jeder Unternehmensberater bei seinen Kunden auftauchte und wahre Wunder versprach. Für den Berater bedeutete Outsourcing immer eine lange Beratungsdauer, da er ja den gesamten Weg begleiten musste.

Die zweite tolle Idee war die Produktion im Ausland. Egal ob gleich hinter der Deutschen Grenze oder im weit entfernten China. Im Verhältnis zu Deutschland kostet Arbeitskraft bis heute dort nicht viel, aber auch diese Kosten steigen. Die Firmen die hinter die tschechische Grenze gezogen sind, müssen heute Leute aus Deutschland einstellen, weil die teilweise schon billiger als die Tschechen sind. Facharbeiter sind hinter mancher Grenze schon Mangelware.

Die Polen haben England verlassen, weil es sich nicht lohnt dort zu arbeiten und auf den deutschen Spargelfeldern sind jetzt die Leute aus Rumänien, weil Polen oder Ungarn schon lange nicht mehr kommen. Aber auch die Rumänen werden bald zu Hause bleiben. Der Staat zahlt schon Prämien an Heimkehrer.

Aber nicht nur die Lohnkosten sondern auch die Qualität wird immer mehr zum Thema. Meist fällt China auf. Die Rückrufaktionen von Spielzeug soll den Hersteller Matell über 100 Millionen Dollar gekostet haben, der Imageverlust seiner Marken ist ein vielfaches davon. Natürlich sind auch andere Hersteller betroffen. Die Palette umfasst alle nur denkbaren Umweltgifte und reicht bis zur atomaren Verseuchung von Stahl, weil im chinesischen oder indischen Stahlwerk eben nicht die Standards herrschen von denen man in Europa ausgehen kann.

Es sind auch nicht nur die oft hochbelasteten Materialien die Probleme bereit, genauso häufig wird einfach ein Material durch ein billigeres aber nicht gleichwertiges ersetzt ohne das der Auftraggeber informiert wird. Das kann erheblichen Einfluss auf die Betriebssicherheit haben. Überbrückte Thermosicherungen an Kaffeemaschinen sind da nur ein Teil des Problems.

Natürlich müssen die Haftungsrisiken in die Produktionskosten eingerechnet werden. Ein weiteres Problem ist der geistige Diebstahl. Wer für eine Marke Schuhe fertigt, verfügt auch über das Wissen gleichzeitig jede Menge Plagiate herzustellen. Häufig laufen der Originalschuh und die Kopie auf der gleichen Fertigungsstrecke nacheinander.

Dazu kommt der immer größer werdende Bedarf an Kommunikation. Es ist viel schwieriger in der Ukraine oder in China einen Betrieb zu führen und mit anderen Fertigungsstätten zu koordinieren, als all dies vor der eigenen Haustür zu haben. So ist auch der aktuelle Schritt von Lego, das Outsourcing der Produktion zu beenden und die Werke in denen gefertigt wird zu kaufen, nur der erste Schritt. Lego wird schon bald den zweiten Schritt tun müssen und die Arbeit zurück nach Dänemark holen.

Die Firma Steiff ist da schon einen Schritt weiter. Sie holt ihre gesamte Fertigung aus China nach Deutschland zurück und begründet das damit, dass Qualitätsprobleme und Lieferzeiten die Produktion der hochwertigen Steiff-Produkte in Fernost einfach nicht kalkulierbar machten. Das gilt eigentlich schon jetzt für viele Produkte. Auch andere Marken werden folgen müssen.

Hersteller die aufgrund des Preisdrucks meinen die Fertigung nicht zurückholen können, werden viel Geld in die Hand nehmen müssen um durch aktive und nachträgliche Qualitiätskontrolle die Risiken klein zu halten. Dabei stellt sich sehr schnell die Frage ob diese Kosten für Kontrolle nicht höher sind, als gleich hier zu fertigen.

Für innovative Firmen die wie der Maschinenbau sehr auftragsbezogen oder nur in Kleinserien fertigen stellt sich diese Frage überhaupt nicht. Entwicklung und Produktion eng beieinander zu halten, ist die Voraussetzung für den Erfolg.

Es macht übrigens wenig Sinn über Länder wie Indien und China zu schimpfen. Der Preisvorteil bestand ja vor allem darin, das weder Umweltschutz noch Arbeitsbedingungen ein Thema waren. Anstatt also nur unsere Maschinen und die Tätigkeiten dort hin zu bringen, hätten wir auch unsere Standards exportieren müssen. Unsere Standards sind aber zu diesen Preisen und Bedingungen auch in China nicht zu haben.

China und Indien können sich keine gerechte Marktteilnahme erarbeiten, wenn sie nur als verlängerte Werkbank für geringen Lohn, miese Arbeitsbedingungen und mit großer Umweltverschmutzung genutzt werden. Das wird gerade für China noch schwieriger weil selbst die im inneren so teuer bezahlten Exporterfolge meist Erfolge in Dollar sind. Einem Dollar der mit wachsender Geschwindigkeit schmilzt.

Natürlich macht der sterbende Dollar es für manche Glücksritter noch interessanter sich aus China mit Waren zu versorgen, aber der sinkende Dollar treibt auch dort die Kosten für Energie und Nahrungsmittel und damit die Löhne. Der Vorteil wird nur kurz vorhanden sein. Wer dauerhaft mit hoher Qualität schnell liefern will, kommt nicht darum herum dem Beispiel Steiff, und einiger Mittelständler zu folgen und die Arbeit zurück nach Deutschland zu holen.

Siemens will den anderen Weg gehen und sich dabei als Weltkonzern auch im Vorstand und dann im Aufsichtsrat international aufzustellen. Dagegen ist nichts zu sagen. Bei Siemens sind die Kosten für Kommunikationsprobleme schon jetzt in einer Größenordnung, das ihr Ansteigen gar nicht mehr bemerkt wird. Effizienz ist in solchen Weltkonzernen mit sehr gemischter Produktpalette häufig kein Unternehmensziel mehr, weil sie sich nicht mehr erreichen lässt.

Kleinere Unternehmen sollten aber immer abwägen ob die Verluste die durch schlechte Kommunikation entstehen nicht eventuell höher sind, als die Gewinne die mit billigen Standorten gemacht werden können. Insbesondere die schnelle Umsetzung von Produktideen oder Produktvarianten ist häufig nach der Auslagerung nicht mehr möglich.

Wer also jetzt zurückkehrt gehorcht der wirtschaftlichen Vernunft. Es macht überhaupt keinen Sinn diese Firmen mit Vorwürfen zu belegen. Meist waren die Auslöser sogenannte Unternehmensberater die meist keine Erfahrung in der Produktion von Gütern und Dienstleistungen haben und fast immer die Bedeutung des internen Zusammenspiels unterschätzen.

Unternehmensberater glauben an Unterlagen wie Arbeitspläne oder Stellenbeschreibungen. Stellenbeschreibung sind in Deutschland meist der pure Hohn, weil sie von Leuten angefertigt wurden, die den Arbeitsplatz um den es geht nie gesehen haben. Da wird der Hilfsarbeiter im Bereich Transport entlassen, weil die Gabelstabler schneller fahren können, aber niemand hat daran gedacht, das dieser Hilfsarbeiter die Bereitstellung für die Arbeitsfolge an verschieden Arbeitsplätzen erledigte und der Gabelstabler die kleinen Behälter gar nicht transportieren kann.

Das gleiche passiert auf der Ebene der Arbeitspläne. Es ist eben keine Ausnahme, das eine Fertigung gar nicht auf der Maschine läuft, die im Arbeitsplan steht. Es ist leicht denkbar das es diese Maschine schon seit Jahren nicht mehr gibt. Normalerweise verlässt man sich im Alltag auf die Arbeitsvorbreitung durch den Meister, während sich die eigentliche Arbeitsvorbereitung meist nur mit neuen Produkten oder mi Kostensenkungen für Einzelprodukte beschäftigt.

Wer also nur theoretisch mit falschen Unterlagen und ohne jede Kenntnisse des Unternehmens plant, wie es viele Unternehmensberater machen, der kann nur zu falschen Ergebnissen kommen. Unternehmensberater sind häufig wie die vielen Trainer an deutschen Tresen. Sie wissen vortreffliches zu sagen über Dinge von denen sie leider nichts verstehen.

Die Wirtschaft brauchte also Unternehmensberater, die ein Unternehmen bei der Auswahl eines Unternehmensberaters beraten. Man kann allerdings auch den eigenen wirtschaftlichen Sachverstand der im Unternehmen ist benutzen und seine eigenen Entscheidungen treffen. Wenn es zum Schwur kommt, ist der Unternehmensberater schon lange weg und selbst wenn man ihn fragt, wird er mit vielen schönen Worten aufzeigen, das man einfach schon längst hätte weiterziehen müssen mit seinem Betrieb.

Betriebe brauchen aber Ruhe und Kontinuität um hohe Leistung zu erbringen. Die Firmen die jetzt vor der Entscheidung stehen wieder nach Deutschland zurückzukehren, sollten dies erhobenen Hauptes tun. Sie wurden falsch beraten und im Prinzip weiß das jeder. Anders als die Politik die auf eben diese Berater auch herein gefallen ist, haben Unternehmer etwas zu verteidigen. Einen Fehler zuzugeben und zu korrigieren ist immer noch besser als den Fehler solange zu verneinen bis es zur Katastrophe, dem Firmenzusammenbruch kommt.

Die Politik wird nie zur Verantwortung gezogen und darf deshalb verantwortungslos handeln, genau wie viele dieser Berater. Ein Unternehmer oder Manager der seinen Gesellschaftern oder Aktionären noch direkt verantwortlich ist, wird die Verantwortung immer übernehmen müssen. Nur die ganz Großen, die DAX-Unternehmen und ihre Vorstände sind nicht mehr zur Verantwortung zu ziehen, weil sie sich gegenseitig abdecken und von Politik und Justiz geschont werden.

Natürlich kostet die Rückkehr nach Deutschland Geld und die Lohnkosten sind hoch. Andererseits ist es aber auch eine Chance durch effizientere Produktion und größere Produktvielfalt und mehr Varianten diese Kostensteigerung nicht nur auszugleichen, sondern sogar mehr Gewinn zu erwirtschaften.

Quelle

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