Chinas Fabriken produzieren Hard- und Software für hochsensible Waffensysteme des US-Militär – das Problem mit dem Schrott kommt auf gezielte Anweisung aus den USA – eine Maschine nach der anderen stürzt wie vom Blitz getroffen aus heiterem Himmel
Der Ausschuss für die Streitkräfte des US-Senats ordnete im November 2011 Untersuchungen zu Fälschungen von elektronischen Komponenten für die Waffenindustrie des US-Rüstungsprogramms der Regierung an, die aus China importiert werden. Die Bauteile werden für die Produktion der Seeaufklärungs- und U-Boot-Jagdflugzeuge P-8A-Flugzeuge von Boeing, den V-22 Osprey Kipprotorflugzeugen von Boing des Marine Corps, den Atom-U-Booten der Los Angeles-Klasse und vielen weiteren militärischen Gerätschaften verwendet.
Die Aufklärungsarbeiten zu den wiederholten Ausfällen bei den Jagdbombern lieferten eine „Überraschung“: Chinas Industrie ist nicht das Problem – die Plagiate kamen aus Asien auf Veranlassung krimineller Geschäftemacher aus dem eigenen Land.
Das Committee on Armed Services ist ein Ausschuss des Senats der Vereinigten Staaten, der für die parlamentarische Kontrolle des US-Verteidigungsministeriums, die militärische Forschung und Entwicklung, die Atomenergie (soweit sie die Sicherheit der USA betrifft), eine mögliche Wehrpflicht und andere Belange der militärischen Handlungsfähigkeit der Vereinigten Staaten zuständig ist.
Die US-Senatoren Carl Levin und John McCain – der im Ausschuss sitzt, hatten in Anhörungen die chinesische Regierung beschuldigt, nichts gegen die Ausfuhr billiger Fälschungen zu unternehmen, die zu gehäuften Ausfällen in Kampfjets oder anderen Waffenarten führten.
Zu Unrecht, wie der nun vorliegende Bericht einer Expertengruppe des Center for Advanced Life Cycle Engineering (CALCE) der Universität von Maryland darlegt, die mit den Untersuchungen der eingesetzten Komponenten betraut wurde. CALCE ist darauf spezialisiert, routinemässig elektronische Bauteile auf Fälschungen zu untersuchen.
Die Marktkräfte haben eine Nachfrage nach gefälschten Teilen für US-Militär-Systeme geschaffen und es sind genügend Lieferanten entstanden, die diesen Markt bedienen. Die Nachfrage nach billigen veralteten Teilen, Kosten- und Zeitdruck sowie fehlender Wille zur ordnungsgemässen Kontrolle schufen ein Umfeld, in dem Fälschungen gediehen.
Die Halbleiterindustrie-Analysten von IHS iSuppli fanden eine Vervierfachung der Fälle von gefälschten Teilen von 2009 bis 2011, ein Grossteil dieser Vorfälle wurde aus den autorisierten Elektronikfirmen für das US-Militär und Flugzeuge gemeldet. Dies war das erste Mal, dass die Zahl mit eintausend der gemeldeten Vorfälle in einem einzigen Jahr weit übertroffen wurde – insgesamt könnten Millionen von eingekauften Teilen der gesamten Ausrüstung des Militärs gefälscht sein, schrieb am 1.Juni 2012 AOL Defense.
Raytheon Missile Systems, ein Teilkonzern des US-Waffenschmiedenriesen, verwendete rund eintausendfünfhundert Intel-Flash-Speicher für den Einbau in das Harm Targeting Systems (HTS), das in F-16 Flugzeugen zum Zerstören feindlicher bodengestützter Radarsysteme mit Hilfe von Luft-Boden-Raketen installiert wird.
Raytheon kaufte die Teile von einem US-Broker, anstatt von dem ursprünglichen Gerätehersteller oder einem autorisierten Verkäufer. Ohne Prüfung der Bauteile montierten die Ingenieure und Techniker bei Raytheon diese „Intel-Chips“ auf achtundzwanzig Platinen, die für die HTS-Module bestimmt sind.
Das Militär kann dankbar sein, dass die Platinen sofort versagten, weil Raytheon die Boards daraufhin untersuchen musste, um die Ursache des Problems zu ermitteln. Dabei wurde festgestellt, dass es sich bei sämtlichen Teilen um Nachahmungen handelte. Der Makler, bei dem Raytheon gekauft hat, wurde wegen des Verkaufs von gefälschten Teilen angeklagt und die Schuldigen sind verurteilt worden. Der biedere Verbrecher hatte detaillierte Anweisungen an seine chinesischen Lieferanten gegeben, wie man die Labels auf den Chips umbeschriftet und die gefälschten Teile wurden tatsächlich von einer amerikanischen Firma in Auftrag gegeben und eingeführt, hiess es.
Welcher Kopf mag wohl bei Raytheon vom Stuhl gerollt sein?
Ein Teil des berüchtigten National Defense Authorization Act, der am 31. Dezember 2011 unterzeichnet wurde, enthält eine Bestimmung, die das „Erkennen und die Vermeidung von Fälschungen elektronischer Teile.“ gewährleisten soll.
AOL Defense merkte dazu an: „Die Verantwortung für die Fälschungen liegt bei den amerikanischen Herstellern. Die Bestimmungen zur Fälschungssicherheit des National Defense Authorization Act basieren auf Vertrauen – ein Vertrauen, dass die Hersteller in den letzten drei Jahrzehnten verloren haben.“
Nun, in eines kann man volles Vertrauen und Gewissheit für die Zukunft haben: es werden die Milliarden Dollar an Steuergeldern immer wieder in guter alter Tradition bei der Vergabe der Rüstungsaufträge durch die US-Regierung an die gleichen Firmen vergeben. Bei aufgedeckten Ungereimtheiten werden ein paar kleine Fische als Bauernopfer für die Öffentlichkeit ausgemacht und dem Gericht zugeführt. Zu tief sind Politik und Militär miteinander auf mafiöse Weise miteinander verwoben.
Die AOL-Verteidigungs-Website brachte zum Schluss noch einen sehr amüsanten Vorschlag:
„… vielmehr schlagen wir vor, dass das öffentliche Beschaffungswesen und die Einrichtungen der Rüstungsindustrie gemeinsam ein effektiveres, aber erschwingliches Quellcode-Verwaltungssystem schaffen müssen – ganz wie die von hoch zuverlässigen Unterhaltungselektronikherstellern wie Apple, Dell und Intel. Dieses Kontrollsystem soll Einkäufer und Anlagenbauer über die Herkunft aller Teile und Materialien an jedem Punkt in der Lieferkette informieren. Da dieses Modell sich in der Konsumgüterindustrie gut bewährt hat, es gibt keinen Grund, dass ein solches System nicht erschwinglich und nützlich für die Rüstungsindustrie sein könnte.“(1)
In dem Artikel „Lockheeds beispiellose Gewinnmaschine“ der Financial Times Deutschland vom 2.April diesen Jahres kann am Beispiel der hochinterssanten Finanzierungsstrukturen des neuen Jagdbombers „Der F-35 wird für Lockheed zur Goldgrube“ ausführlich nachgelesen werden, weshalb die oben zitierten Worte nur hohle Phrasen in diesem Fass ohne Boden sind.
Die Verwendung von elektronischen Plagiaten in US-Kampfjets könnte zu Flugzeugabstürzen führen, wiederholt blieben ganze Flotten auf Anweisung des Pentagon im vergangenen und diesem Jahr wegen gravierender technischer Mängel bis zur Ursachenerforschung für Monate am Boden.
Die Serie der US-Militär-Flugzeugabstürze reisst indes nicht ab. Erst vor zwei Monaten kam es in Virginia Beach zu einem Unfall, als eine F-18 in einen Apartmentkomplex krachte.
Die Mahnungen von Umweltgruppen, dass die zivilen Atomkraftwerke nicht vor Flugzeugabstürzen genügend geschützt sind, erhalten vor diesem Hintergrund noch schwerwiegenderes Gewicht – zumal es die in Deutschland stationierten Jagdverbände für nötig erachten, hier ihre Übungsflüge auch über AKWs zu absolvieren:
Kampfjets der US-Luftwaffe über dem Kernkraftwerk Grafenrheinfeld
In Rheinland-Pfalz stürzte am 1.April 2011 eine Fairchild-Republic A-10 Thunderbolt (Donnerkeil) der 3rd Air Force der amerikanischen Luftstreitkräfte von der Staffel des Luftwaffenstützpunkts Spangdahlem ab (Radio Utopie: US-Kampfjet mit möglicherweise uranhaltiger Munition zerschellt neben Eifeldorf Laufeld – Unglücksstelle US-militärisches Sperrgebiet).
Die Öffentlichkeit wartet bis heute auf Antworten zur Unglücksursache. Im Trierer Volksfreund wurde zum Jahrestag des Absturzes daran erinnert, dass „das US-Militär seine Untersuchungen zur Absturzursache abgeschlossen“ habe, das eigentlich schon im Juni 2011 den Bericht veröffentlichen wollte. Auf Nachfrage zeigt sich hier das altbekannte Spiel der Hinhaltetaktik. In Spangdahlem verweist man auf das Hauptquartier der US-Luftwaffe in Europa in Ramstein, von dort auf das Pentagon, von dort zum Verteidigungsminister…
Deutschland als NATO-Verbündeter kommt für die Beseitigung der Schäden auf. Die Zeitung (im Artikel ist ein eingebettetes Video zu sehen) schrieb dazu:
„Rund 120 000 Euro hat der Kreis als zuständige untere Bodenschutzbehörde bisher für die Sanierungsarbeiten zahlen müssen… Hinzu kommen Kosten für das Einsammeln von kleinen Flugzeugtrümmern, die noch Wochen nach Beginn der Aufräumarbeiten auf den Wiesen rund um den Absturzort verstreut lagen. Diese Teile sowie die Sanierungsarbeiten waren Grund dafür, dass die Landwirte die Wiesen am Ortsrand von Laufeld nicht nutzen können. Den dadurch entstehenden Nutzungsausfall muss die Bundesrepublik ebenfalls zahlen. Da das Gelände durch Treibstoff und andere wassergefährdende Stoffe verunreinigt war, mussten rund 1100 Tonnen Erdreich abgebaggert und ausgetauscht werden. Bis zu vier Meter tief war nach Angaben der Kreisverwaltung der Boden verseucht.“(2)
Eine Frage ist trotz gegenteiliger Beteuerungen noch nicht geklärt: Gab es uranhaltige Munition an Bord?
Artikel zum Thema
07.05.2012 US Air Force-Whistleblower: F-22 Raptor-Piloten als Tarnkappenbomber-Laboraffen
01.04.2012 US-Kampfjet mit möglicherweise uranhaltiger Munition zerschellt neben Eifeldorf Laufeld – Unglücksstelle US-militärisches Sperrgebiet
19.03.2011 Kriegsrat in Paris: Rebellen brechen Flugverbot, Kampfflugzeug abgestürzt
18.11.2010 US-Tarnkappenbomber F-22 Raptor über Alaska verschollen
12.11.2010 Israel hat einen US-Kampfjet F-16 Fighting Falcon weniger
07.11.2010 UPS Flight 6 – Absturz am 3.September 2010 in Dubai
05.09.2010 Flugzeugabsturz einer Boeing von United Parcel Service (UPS) in Dubai
18.06.2010 Südkoreanische Jagdbomber F-5F – Absturzserie reisst nicht ab
04.03.2010 Kampfjet-Abstürze in Asien
01.04.2010 US Navy: Flugzeugabsturz im Arabischen Meer
Quellen:
(1) http://defense.aol.com/2012/06/01/u-s-companies-not-china-pose-the-real-counterfeit-parts-p/#page1
(2) http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/bitburg/aktuell/Heute-in-der-Bitburger-Zeitung-Vor-einem-Jahr-US-Kampfjet-stuerzt-bei-Laufeld-ab;art752,3056119