Sozialproteste in Israel: „Alles wird getan, um die Bewegung zu spalten und abzulenken“

Ein Kurzinterview mit Uri Avnery zu den sozialen Protesten in Israel nach der Selbstverbrennung von Moshe Silman.

Der 14. Juli 2011 markierte den Beginn der bis dahin größten Sozialproteste in Israel. Zum Jahrestag veranstalteten soziale Aktivisten dazu vorgestern Demonstrationen in ganz Israel, auch in Tel Aviv. Auf dieser Demonstration verbrannte sich der 57-jährige Moshe Silman selbst, in verzweifeltem Protest gegen sozialen Zustände im Land und die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, die er in einem Brief anklagte, ihn „ausgeraubt und mit nichts zurückgelassen“ zu haben.

Radio Utopie hatte dazu die Gelegenheit ein kurzes Interview mit dem israelischen alternativen Nobelpreisträger Uri Avnery zu führen.

Wissen Sie wie es Moshe Silman geht?

Uri Avnery: Scheinbar ist sein Leben gefährdet, aber seine Lage ist „stabil“.

Wie reagiert die Öffentlichkeit auf die Selbstverbrennung?

Uri Avnery: Die öffentliche Reaktion ist verhältnismäßig stark. Viele Artikel und Reportagen, einige kleine Demonstrationen. Die riesigen Demonstrationen letzten Jahres haben  ziemlich wenig erreicht. Sie haben aber die sozialen Probleme in den Mittelpunkt gestellt.

Wie schätzen sie die Unterstützung für die Sozialbewegung in der israelischen Öffentlichkeit ein?

Uri Avnery: Umfragen zeigen dass die große Mehrheit (80%) die Protestbewegung unterstützt.

Ist da ein Unterschied zu letztem Jahr?

Uri Avnery: Der Unterschied ist groß. Letztes Jahr war alles spontan, die Regierung war unvorbereitet. Dieses Jahr  war sie vorbereitet. Alles wird getan, um die Bewegung  zu spalten und abzulenken. Jetzt sind schon drei verschiedene Bewegungen im Gange. Die Ausmaße des Protestes dieses Jahr sind noch nicht klar.

Das Interview wurde schriftlich geführt

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