„Auch wir in Stuttgart stehen nicht allein“

Dokumentation: Die Rede von Elsbeth Sureau, S21 ist überall, auf der gestrigen 133. Stuttgarter Montagsdemonstration gegen das urbane und regionale Umbauprogramm „Stuttgart 21“ (S21).

Anfang Juli waren wir in NDDL bei Nantes mit ca. 8000 Teilnehmern beim 2. europäischen Forum gegen unnütze Großprojekte, nach dem ersten Forum 2011 im Susatal. Wie die Dinge sich gleichen!

1. Bei NDDL geht es um ein Verkehrsprojekt im europäischen Rahmen, um einen riesigen Flughafen, obwohl der bestehende nicht ausgelastet ist. Er war zuerst für die Concorde gedacht, die ja bekanntlich abstürzte. Kurz: Er ist unnütz.
2. Gemeinden, Region und Staat verschleudern horrende Steuergelder. Diese fehlen im Sozialbereich, im Nahverkehr, bei der Erziehung, bei der Gesundheit und Pflege, in der kulturellen Vielfalt. Das Projekt schadet den Bürgern.
3. Die einzigartige Buschlandschaft mit Feldern und Weiden soll zubetoniert und die Gemeinschaft auf dem Land zerstückelt werden. Das Projekt ist eine Gefahr für Natur und Mensch.
4. Die Meinung der Betroffenen ist nicht gefragt. Das Projekt ist undemokratisch.
5. Die Bevölkerung wird über den Sinn, die Kosten, den Stand des Projekts belogen.
6. Denn es geht gar nicht um die Menschen, sondern um Milliardengeschäfte von Industrie- und Baulöwen und den Finanzhaien von Bank und Börse.
7. Der Staat arbeitet mit Repression und Einschüchterung durch Polizeigewalt und Justiz, der Widerstand wird von den Medien oft verschwiegen oder verfälscht.

Das sind Kriterien für unnütze Großprojekte. Weiße Elefanten, sagen die Engländer. Sie fordern an vielen Orten in Europa und der Welt den Widerstand heraus. Die Betroffenen sind überzeugt: Ihr lang anhaltender Widerstand mit ständig wachsender Unterstützung im Land und international wird siegen. Und auf dem Forum fühlten wir: Auch wir in Stuttgart stehen nicht allein.

Etwa 40 Kollektive und Organisationen in den Bereichen Transport, Energie, gegen künstlichen Bedarf, informierten, tauschten sich aus, stellten ihren Widerstand und ihre Visionen vor: Z.B. gegen den neuen EPR4-Atomreaktortyp ASTRID, gegen Fracking, das in Frankreich verboten ist, aber einfach unter anderem Namen weiter geführt wird, „Felsen kitzeln“ heißt es jetzt. Gegen ein spanisches Las Vegas, gegen eine Wissenschaftler-Gettostadt bei Paris, gegen riesige Einkaufszentren, Vergnügungs- und Sportanlagen, die die gewachsenen Strukturen zerstören.

International trafen wir die Teilnehmer des 1. Forums aus dem Baskenland, Frankreich und dem Susatal (Italien), außerdem Vertreter des Widerstands aus England, Spanien und anderen Ländern, auch Marokko und Mexiko. So erfuhren wir: Auch die nordspanische NoTAV-Bewegung wurde durch eine Volksabstimmung unter mehrheitlich nicht Betroffenen eingeschüchtert.

Es ging um Fragen des Widerstands: Unabhängigkeit der Bewegung, der demokratischen Entscheidung und der Finanzen. Kollektive Verantwortung – auch bei Gericht. Widerstandsformen; Agieren statt reagieren. Was ist als Gewalt zu bezeichnen? Und um gesellschaftliche Visionen: Was brauchen wir für eine lebenswerte Zukunft? Was nützt unser Widerstand? Alternative Jungbauern zeigten uns auf dem geplanten Flughafengelände ihre Arbeit.

Am 2. Tag des Forums stellten wir uns auf einer Weide mit 3000 Leuten zu einer Freske, einem Schriftzug auf, der vom Flugzeug aus fotografiert wurde: Save the planet! Aufgezwungene unnütze Großprojekte – Stopp! Daran wollen wir anknüpfen, die Zusammenarbeit und den Austausch verbessern, weitere Widerstandsgruppen gewinnen. Und
– Am 8. Dezember ist der 3. europäische Tag gegen unnütze Großprojekte!
– Im nächsten Sommer organisieren wir das 3. Forum gegen unnütze Großprojekte hier in Stuttgart.

Wir freuen uns über Mithilfe. Sagen wir’s mit dem 2. Forum: Save the Planet! Unnütze Großprojekte stopp!

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