Richard Silverstein hat gestern ein ihm zugespieltes Dokument veröffentlicht, welches Details eines möglichen auf Befehl der Regierung von Benjamin Netanjahu erfolgten Angriffs der israelischen Streitkräfte gegen Iran nennt. Wie Silverstein mitteilt, sitzt die Quelle des Dokuments im israelischen Militär selbst.
Eine kurze Einschätzung dazu.
Die Intention dieser Weitergabe des Dokuments an Richard Silverstein ist aus meiner Sicht in der Tat, einen Militärschlag gegen Iran zu verhindern. Die Quelle der Information hat dabei offensichtlich darauf geachtet, keine tatsächlichen sicherheitsrelevanten Geheiminformationen von Militär und Spionage Israels preiszugeben. Dennoch denke ich, dass die Stoßrichtung des geschilderten Angriffsplans im Kern authentisch ist: Einsatz elektronischer Kampfmittel / Kriegführung, Cyberwaffen, Weltraumkapazitäten, nachfolgend Einsatz der U-Boot-Angriffswaffen (Cruise Missiles, Lenkraketen-Systeme, etc) aber kein Einsatz von Atomwaffen, Neutronen- oder Wasserstoffbomben.
Die Quelle geht offensichtlich davon aus, daß Netanjahu und „Verteidigungsminister“ Ehud Barak skrupellos und verrückt genug sind, einen Angriff auf den Iran tatsächlich in Erwägung zu ziehen (das sehe ich ebenso, ich denke aber nicht, dass es einen Angriff geben wird). Was die Veröffentlichung ebenfalls glaubwürdig macht, ist der übliche Versuch sie unglaubwürdig zu machen: eine Veröffentlichung in einem regierungsnahen und militaristischem Portal Tage vorher, nach der üblichen Methode echtes und erfundenes Material zu mischen und so zu neutralisieren.
Ebenfalls ist der Hinweis auf den Einsatz bisher unbekannter Waffentechnologien wichtig. Ich gehe ebenfalls davon aus, dass die Insider der israelischen Nomenklatura auf den ihnen zur Verfügung stehenden technologischen Vorsprung setzen und diesen nutzen wollen, bevor ihnen dieser wieder verloren geht (diesbezüglich der Hinweis auf Nanotechnologie, Laser-, Mikrowellen- und EMP-Waffen).
Des Weiteren spielt der kommende Verlust der israelischen Außenministerin Hillary Clinton im U.S. State Department in der zweiten Amtsperiode von Barack Obama nach den U.S.-Präsidentschaftswahlen eine Rolle. Clinton zeigt seit geraumer Zeit alle Anzeichen von Verlust der rationalen Handlungsweise.
Ebenfalls dürfte der verlorene Syrien-Krieg eine Rolle spielen. Militärisch ist die Invasion gescheitert, selbst die U.S.-Regierung lehnt den Versuch der Einrichtung einer „Flugverbotszone“ – also einen Luftkrieg gegen Syrien – ab. Das mag damit zu tun haben, daß die russische Regierung bereits mit einem umfassenden Krieg unter Einsatz von Atomwaffen gedroht hat und sich darüber bewusst ist, dass die Weltordnung vom Ausgang des Syrien-Krieges abhängt (mehr hier).
Netanjahu, Barak, die gesamte Regierung Israels ist ein Haufen Faschisten und Messianiker. Ihnen läuft die Zeit davon. Die israelische Bevölkerung wird sich der Sache selbst annehmen und die Angelegenheit klären. Dazu braucht sie Frieden. Genau das will die israelische Nomenklatura verhindern. In diesem Kontext sind die immer wieder veröffentlichen Drohungen gegen Iran zu sehen, der zwar als theokratisches Pendant zu Israel und Saudi-Arabien in Vorderasien zu sehen ist, aber nicht expansiv agiert, sondern im Gegenteil seit 2001 strategisch von feindlichen militärischen Kräften in Millionenstärke eingekreist wurde und dessen Existenz durch aggressiven Imperialismus – seitens der USA, aber vor allem durch Großbritannien, Frankreich, Saudi-Arabien und Israel – genauso in Frage gestellt wird wie das Völkerrecht. Bis heute gibt es nicht einen einzigen Beweis dafür, dass das iranische Regime überhaupt den Entschluss gefasst hat Atomwaffen zu entwickeln, geschweige denn, dass es damit begonnen hätte.
Wie gesagt, ich gehe davon aus, dass es in Israel ausreichend Widerstand im Militär- und Spionage-Apparat gegen einen Angriff auf den Iran gibt, der nur dazu dienen würde genau das zu erzeugen was er angeblich verhindern soll: ein iranisches Atomwaffenprogramm und eine permanente Spannungslage im Nahen und Mittleren Osten, welche zivile Erneuerungs-, Reform- und Demokratisierungsprozesse, nicht nur in Vorderasien, mit einem Schlag neutralisieren würde.