Hans Rühle, laut „Welt“ einer der „führenden deutschen Experten für Massenvernichtungswaffen“, erklärt in der Springer-Zeitung, ein Einsatz von Biowaffen gegen die Bevölkerung Israels sei „möglich“. Rühle stütze sich, so die „Welt“, auf „Geheimdiensterkenntnisse und einschlägige Forschungen“. Täter (und Beihelfer) wurden präventiv schon genannt: u.a. Syrien, Iran und Nordkorea. So eine Überraschung.
Hans Rühle hat mit seinen Expertisen schon länger entzückt. Seinen Artikel „Wie Israel das iranische Atomprogramm zerstören könnte“, in dem der ehemalige Angestellte des westdeutschen Verteidigungsministeriums konsequent jeden U.S.-Militär rechts überholte, ließ die „Welt“ mittlerweile dezent wieder verschwinden (hier dazu ein Artikelchen). (Korrektur nach Leser-Hinweis: die „Welt“ ließ den Artikel keineswegs verschwinden, er ist hier zu lesen.)
Wie es der Zufall wollte, warnte U.S.-Präsident Barack Obama gestern, der Einsatz von Massenvernichtungswaffen in der Region (er erwähnte chemische und biologische) sei eine „rote Linie“.
„Das ist eine Angelegenheit, die nicht nur Syrien betrifft. Das betrifft unsere Alliierten in der Region, eingeschlossen Israel. Es betrifft uns…Wir können keine Situation haben, in der chemische oder biologische Waffen in die Hände der falschen Leute fallen.”
Heute herrschte allgemein Empörung darüber, was der U.S.-Präsident damit meinte, „in die Hände der falschen Leute fallen„. So eine Unverschämtheit. Ja seien denn Massenvernichtungswaffen jemals in Händen der richtigen Leute?
Dabei meinte es Präsident Obama doch nur gut. Israels Regierung, wie stets rational und absolut verantwortungsvoll, hat eben Chemiewaffen und Biowaffen. Das kann vorkommen. Nun gilt es gut darauf aufzupassen.
Die USA, vorneweg die C.I.A., trug ihren Anteil zur allgemeinen Vorsicht schon des Längeren bei. Sie bat die eigenen „Rebellen“-Milizen ihrer Invasionsstreitkräfte in Syrien – seit Monaten zu konspirativen Treffen unter dem Schutz der deutschen und u.s.-amerikanischen Regierung in Berlin – doch gut auf die syrischen Chemiewaffen aufzupassen. Pentagon und Außenministerium hatten dafür extra operative Zellen gebildet, auch für eventuelle “Verbindlichkeiten” (“contingencies”) die den Einsatz des U.S.-Militärs in Syrien hätte notwendig erscheinen lassen können. Schließlich hatte das Auswärtige Amt, sicher ganz ohne Hilfe des Bundesnachrichtendienstes (BND), sogar vor einem Einsatz von Massenvernichtungswaffen gewarnt. Durch das Regime in Syrien, natürlich. (Angriffskrieg gegen Syrien: “Rebellen”-Milizen durch USA über Chemiewaffen-Standorte informiert)
Auf wessen „Geheimdiensterkenntnisse“ sich Massenvernichtungswaffen-Experte Rühle stützt, hat uns die „Welt“ nicht gesagt.
Auch die „Welt“ hat sich irgendwie verwandelt.