US-Finanzministerium schickt mal wieder Aufsicht ins Alte Europa

Statt Timothy Geithner kommt diesmal seine Stellvertreterin Lael Brainard in die strategisch zur Handelszone absinkenden Staaten Europas mit Euro-Finanzsystem, um den Bin Euro Laden auf Kurs zu halten.

Es ist gerade zwei Tage her seit der Demo in Karlsruhe, aus der das eine oder andere Zitat meiner Rede mittlerweile einigermaßen bekannt sein dürfte, da kommen sie auch schon angeflattert. Diesmal schickt uns Timothy seine Vize: Lael Brainard.

Brainard ist als stellvertretende Finanzministerin der Vereinigten Staaten von mindestens Amerika bereits heute Abend in Madrid gelandet und hat sich dort mit ihren örtlichen Untergeben an der Regierung getroffen. Also (mutmaßlich) mit Präsident Luis Maria Linde (Zentralbank von Spanien), anderen Bankern, sowie Nebenschauspielern wie Ministerpräsident Rajoy, Finanzminister Montoro, etc, pp.

Am 11. September (der ist morgen) fliegt Lael mit ihrer Order von Timothy im Gepäck in Paris ein. Dort trifft sie dann (mutmaßlich) den Präsidenten, Christian Noyer (Zentralbank von Frankreich), sowie irgendwelche irrelevanten Deppen, deren Namen mir gerade entfallen sind. In Berlin wird sie, ebenfalls am Dienstag, Angela Merkel und Wolfgang Schäuble treffen und (mutmaßlich) nicht Jens Weidmann.

Am Mittwoch wird es erst wirklich interessant. Dann trifft die Stellvertreterin von U.S.-Finanzminister Timothy Geithner in der Stadt ein, in der in Deutschland noch echte Politik gemacht wird. In Frankfurt trifft sie sich (mutmaßlich) mit jeder Menge schick angezogener Leistungsträger des Planeten, darunter (mutmaßlich) auch der in Deutschland so bekannten und beliebte Präsident Mario Draghi.

Mit Draghi und Schäuble hatte sich schon Lael Brainards Chef Timothy Geithner am 30. Juli bei einem kleinen Blitzbesuch auf Sylt und in Frankfurt abgesprochen. (2. August, Euro-Kapitalismus: Finanzlobby baut für ESM-Urteil gegen BVerfG Wenn-Dann-Erpressung auf)
Der Besuch Geithners damals – bei den guten Freunden ein, zwei Etagen tiefer in der Nahrungskette – war natürlich rein privater Natur und hatte keinerlei Auswirkungen auf irgendwelche späteren EZB-Aktivitäten, wie z.B. das am 6. September verkündete “Outright Monetary Transactions”-Programm. (7. September, Analyse zum EZB-Ratsbeschluss: Finanzlobby weicht vor ESM-Urteil in Karlsruhe strategischer Niederlage aus)

Denn das wiederum würde ja bedeuten dass die laufende Zerstörung der Demokratien auf dem Kontinent – des Alten Europa, wie es Donald Rumsfeld einmal genannt hat – durch die lieben, guten Freunde Paneuropas in Washington mitorganisiert worden wäre. Wie praktisch, dass man für sowas „Pro-Europäer“ findet. Sowas Schlaues. Also da könnte man ja glatt ins Schwärmen kommen.

Sicherlich wird man heute Abend, beim sanftmütig vorgetragenen Anweisungskatalog in Madrid (und später in Berlin, Paris und Frankfurt) überhaupt nicht an diese Kleinstadt Karlsruhe denken und was da am Mittwoch Morgen verkündet werden wird. Wieso sich auch über olle Kamellen unterhalten, die man schon kennt.

Vielmehr wird es beim Hohen Besuch bei den immer Tieferen Staaten Europas wohl darum gehen, wie es weitergehen soll mit der Zerschlagung der europäischen Demokratien, nach der Verkündung des (eingeschränkten) Ja im Bundesverfassungsgericht zu ESM und Fiskalpakt und nach der desaströsen Wahlniederlage der Freunde Paneuropas bei der Parlamentswahl in den Niederlanden am Mittwoch.

Wenn da die Römer mal nicht nervös werden.

(…)

28.07.2012 T-Day am Montag: Getrappel auf der Atlantikbrücke
Timothy, hauptberuflich Rausredner in eigener Sache, Bequatscher untergeordneter Angestellte und Laufbürschen, eilt am Montag zu seinen kleinen Angestellten ins alte Europa.
Sagte ich alt? Nun ja – arm und sexy.

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