Peter Löscher gab dem Kind nur einen Namen. Aber seine Lehmschicht soll jetzt auch bei den Banken entfernt werden.
Deutsche Banker fürchten um ihren Job
Zehntausende Mitarbeiter von Citibank, Dresdner Bank, Commerzbank und Postbank haben Angst um ihren Job. Die Geldhäuser stehen zum Verkauf oder sollen fusioniert werden. Die Mitarbeiter erwarten drastische personelle Kahlschläge. Selbst hochrangige Manager müssen um ihre Planstellen bangen.
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„In den Banken herrscht bereits jetzt große Angst“, sagt Max Scholz, Partner und Bankenexperte bei der Personal- und Managementberatung Kienbaum.
Natürlich kommt da sofort Schadenfreude auf. Wer hat nicht die Vorschläge und Kritiken der Banker in den Ohren. Wer wüsste keinen Fall wo genau die jetzt betroffenen keine Gnade und keine Gerechtigkeit kannten. Sie gehörten nicht zum Volk, sie waren Banker. Viele von ihnen Juristen, die immer einen Paragraphen, aber selten das Leben kannten.
Dank diverser Spekulationsblasen verdienten die Banken gutes Geld und der Verschmelzungsprozess schien langsamer zu laufen, ja fast schon zum Stillstand gekommen zu sein. Der Erfolg der Postbank im Massengeschäft, sprach dafür sich wieder dem Publikum zu öffnen. Die Filialzusammenlegungen wurden beendet, es galt wieder Kundennähe.
Dies ist nun vorbei. Jetzt geht es ums Überleben. Da verschmilzt nicht, da muss verkauft oder gestorben werden. Fannie Mae und Freddy Mac werden sicher von der amerikanischen Regierung übernommen. Noch habe ich Herrn Josef Ackermann nicht wettern gehört. Jetzt wo die Verluste schnellsten auf die Allgemeinheit umgelastet werden müssen, wird er sich eine ähnliche Lösung in Deutschland und Europa erhoffen.
Aber hier wurde zu lange das Lied der Neoliberalen gesungen. Niemand kann das Ruder herumreißen ohne sich lächerlich zu machen. Die gestalterische Kraft des freien Marktes ist in ihrer ganzen Pracht und Herrlichkeit zu besichtigen. Brachflächen und verbrannte Erde überall.
Aber diesmal haben die Neoliberalen sogar recht. Selbst Ben Bernanke hat erkannt, das Finanzinstitute auch sterben dürfen. In ihrer Todesangst klammern sie sich aneinander. Wie Kinder beim Donner. Da muss manch einer froh sein, wenn seine Fusion nicht klappt.
Ist die Deutsche Bank wirklich ein Verlierer wenn die Citibank für 4,9 Milliarden Euro an die französische Genossenschaftsbank Crédit Mutuel geht, wie die Süddeutsche meint. Rechnen wir die 18 Monate Arbeitsplatzgarantie und die Gewinnabführung von 300 Millionen zum Kaufpreis dazu, dann ergibt sich eine stolze Summe. Wo ist der Gegenwert? Das Kundennetz, die Mitarbeiter oder nur Träume?
Der Kunde hat keine echte Bindung mehr an seine Bank. Ständiger Personalwechsel, die Zusammenlegung von Filialen, Onlinebanking und Geldautomaten haben das was früher mal wesentlicher Teil einer Bankverbindung war, vollständig zerstört. Man kennt sich nicht mehr und man traut sich schon lange nicht mehr.
Im Pausenraum diskutieren die Mitarbeiter verschiedene Fusionsszenarien, am Schalter müssen sie besorgte Kunden beruhigen. „Viele sagen, wenn ihr bald einem Ausländer oder einer hochnäsigen Großbank gehört, dann bringe ich mein Geld zur Sparkasse“, berichtet ein Postbanker. Der eigenwillige Charme der Post-Tochter, die Briefmarken und Aktienfonds am selben Tresen verkauft, wäre nach einer Fusion dahin.
Natürlich haben auch die Kunden Angst. Vor allem die mit Hypotheken. Nach jeder Fusion wird es eine Neubewertung der Hypotheken und ihrer Risiken geben. Dann werden Hunderttausende von Kunden in Risikocenter ausgelagert und haben die Wahl sich entweder eine neue Bank zu schlechteren Konditionen zu suchen oder Sicherheiten und Umsatz nachzuliefern.
Es geht dabei nicht um problematische Hypotheken sondern um völlig ordnungsgemäß abgewickelte bei denen die Bank aber davon ausgeht, das die 60 Prozent die als Pfandbriefquote gilt schon nicht mehr abgedeckt sind. Es betrifft alle die schon beim Kauf mehr als 20 Prozent Fremdmittel hatten, oder deren Häuser einfach nur durch den Wertverlust dahin gerutscht sind.
Wenn ein Kunde von seiner Bank und seinen Bankern aber nichts mehr als neue Sorgen zu erwarten hat, dann sucht er entweder nach einem sicheren Hafen oder wählt einfach den billigsten Anbieter. Um der billigste Anbieter sein zu können, muss man mit möglichst wenig Personal auskommen, was weitere Qualitätsverluste zur Folge hat. Die Katze beißt sich in den Schwanz.
30 Prozent der Stellen werden bei einer Großbankenfusion mindestens wegfallen, schätzt Unternehmensberater Scholz. Und weil die Branche auch in den kommenden Jahren eher weitere Jobs streichen als neue Stellen schaffen werde, würde eine solche Kündigungswelle gerade über 40-jährige Banker hart treffen. „Viele von denen hätten kaum noch eine Chance in der Branche“, sagt Scholz.
Grundsätzlich ist es schwer Manager von Banken und Banker in anderen Branchen zu beschäftigen. Deren Arbeitsalltag und die benötigten Fertigkeiten sind in der sonstigen Wirtschaft kaum gefragt. Selbst der Vertrieb von Versicherungen und Fondanteilen verlangt andere Charaktere. Deshalb können Banker eigentlich nur in Banken arbeiten.
Das bedeutet das heute schon sieben Bewerber auf eine freie Stelle (60.000 Euro/anno) kommen und sich diese Zahl bei den zu erwartenden Entlassung wahrscheinlich noch locker verdreifacht. Da werden die frei werdenden Stellen wohl kaum mit den fähigen aber teuren Leuten besetzt, statt dessen wird die Lohndrückerei einsetzen und die Qualität ein weiteres Mal nach unten gehen.
Es ist zu erwarten, dass es bei vielen zu einem glatten Durchmarsch kommt. Ein Jahr Abfindung, ein Jahr Arbeitslosigkeit und dann Hartz IV. Zwischen 30.000 und 55.000 Banker fallen in der Hartz IV Gemeinde nicht weiter auf. Die Anzüge werden dünner, die Schuhsohlen auch und nach einem oder zwei Jahren unterscheiden sie sich nicht mehr vom grauen Heer.
Vermutlich werden sie dann Fabrikhallen und Messestände bewachen oder Zeitungen austragen. Untergegangene die nie geglaubt hätten überhaupt in Gefahr zu sein. Anstatt denen ein höhnisches: „Siehste wohl. Haben wir dir doch gleich gesagt!“ zuzurufen, sollte man sie nutzen.
Wir hatten in Deutschland mal ein tolle Genossenschaftssystem das auch Genossenschaftsbanken und Genossenschaftsläden umfasste. Das hat eine gelangweilte Arbeiterschaft, gierige Kleingewerbtreibende und Bauern die keine Gemeinschaft wollten den falschen Führern überlassen, die es praktisch zerstört haben. Aber muss da so bleiben?
Was einmal zerstört würde könnte man doch wieder aufbauen. Eigentlich ist alles vorhanden was man braucht. Vom Bauern und Kleingewerbetreibenden der Absatz sucht bis zu den Arbeitskräften die sonst niemand mehr will. Warum kommt eigentlich keiner auf die Idee. Witzigerweise hätte die gelebte Solidariät der Genossenschaft die Kraft die Fehler der Neoliberalismus, seine Verachtung für den Menschen und seine Verantwortungslosigkeit auszuhebeln.
Gemeinschaft macht stark. Das ist übrigens keine Weltanschauungsfrage. Es geht darum vernünftig zu handeln, Gewinne in den Ausbau der Gemeinschaft zu stecken und vor allem dafür zu sorgen das jeder wieder ohne Angst überleben kann. Die Angst nützt immer nur den Raubtieren. Wer sich ohne Angst mit einer starken Gemeinschaft hinstellen kann, muss sich oft gar nicht verteidigen. Raubtiere und Neoliberale haben eines gemeinsam. Sie sind feige. Da wo sie Gegenwehr spüren, jaulen sie auf und verschwinden.