Papst Benedikt tritt zurück. Zeit, ob dieses so ungewöhnlichen Vorgangs eine ernsthafte Bitte loszuwerden.
Lieber Gott. Du machst es einem ja nicht immer einfach. Katholiken wissen diesbezüglich, wovon sie reden. Schüttet uns doch hierzulande der ehrenwerteste und hochanständigste Klerus aller Zeiten über sein hiesiges Zentralkomitee immer wieder hochkarätigste Charaktere in die (mitunter politische) Landschaft, denen sogar Dein Stellvertreter auf Erden ab und zu einen großen Bahnhof bereitet. Auch über die Jahrhunderte möchte man nur voller Nachfreude zurückblicken.
Es gibt Gläubige aller drei monotheistischen Religionen, die sich strenggläubig nennen, weil sie glauben dass kein einziges Gebet jemals erhört wurde. Denn das hieße ja, dass Du, Gott, jemals durch einen einfachen Menschen beeinflusst wurdest, quasi auf ihn gehört hättest. Welch Frevel dies auch nur anzunehmen.
Nun, Millionen, Milliarden von Menschen reden nichtsdestotrotz, strenggläubig gesehen, jeden Tag mit jemandem der gar nicht da ist. Der Eine oder die Andere wird sogar dafür verhaftet, weil sie trotzdem mit dem Falschen reden, heißt es.
Meine Meinung dazu: man kann es ja mal versuchen.
Lieber Gott. Meinst Du nicht – „nicht auch“ wage ich nicht zu formulieren – meinst Du also nicht, die den Papst wählenden Kardinäle (welch ein Frevel: sie wählen Deinen Stellvertreter auf Erden, das musst Du Dir mal vorstellen) könnten diesmal auf einen Kardinal zurückgreifen, der nicht den Blassen unter den Erdlingen entstammt? Ich hätte jetzt natürlich auch „weiß“ formulieren können. Aber ich möchte der Gesichtsfarbe der lieben Brüder und Schwestern nicht vorgreifen, wenn sie diesen Artikel lesen.
Weißt Du, Gott – natürlich weißt Du, ich sag´ das nur so dahin, um die passende Einleitung zu finden – es geht vielen Menschen auf dem Planeten schlecht. Es geht ihnen sogar sehr viel schlechter als es ihnen gehen müsste und gehen sollte und eigentlich, eigentlich sollten alle anderen Menschen dagegen etwas unternehmen. Stattdessen unternehmen sie etwas gegen die Menschen denen es schlecht geht und nennen das „christlich“. Manche nennen das sogar „katholisch“.
Das, lieber Gott, finde ich nicht in Ordnung. Da stimmt doch etwas nicht.
Es gibt so Leute, die sagen, dass wir alle unseres Glückes Schmied sind – also auch, wenn wir kein Eisen haben. Wenn ich mich nicht irre – was ständig vorkommen kann, ich bin ja nicht Du – ist des Glückes Eisen nicht zu besitzen kein Grund jemandem dieses vorzuenthalten, es nicht mit ihm oder ihr zu teilen, es ihm oder ihr gar wieder zu nehmen um alles beim alten zu belassen, oder diejenigen zu schänden und zu quälen die unter des Glückes Eisen etwas ganz anderes verstehen als die Eisenschmieder, die so gern ihre Sklaven und Untertanen behalten wollen damit die weiter die Arbeit für das Glück der Schmiedebesitzer erledigen. Dafür gibt es – irre ich mich? – nach den Lehren eines gewissen asiatischen Handwerkers, der vor langer Zeit gelebt und viel von Dir erzählt hat, keinen Grund. Quasi gar keinen Grund. Man könnte auch sagen: überhaupt keinen.
Natürlich nimmt hier Niemand (das bin ich, gestatte dass ich mich verspätet vorstelle) alles mehr als etwas wörtlich. Aber wozu eigentlich Worte wörtlich nehmen? Da kommen ja alle völlig durcheinander.
Nun ergibt sich aber auf dieser Erde gerade eine, nun sagen wir gückseiserne und irgendwie auch recht felsige Gelegenheit.
„Du bist der Fels auf dem ich meine Kirche bauen werde“, sagte der Handwerker einmal zu einem guten Freund von ihm. Und seit geraumer Zeit wird der Nachfolger diesen gutes Freundes in Rom zum Papst gewählt, früher noch vom Kirchenvolk, ab irgendwann (so anno dünnemal) von dero Klerus des Hochstands. Und deswegen schreibe ich Dir.
Lass es rollen, lieber Gott. Ich hoffe…beten trau ich mich gar nicht, ich will dir ja nicht dazwischen reden. Nein, das war jetzt gelogen. Also, lieber Gott: Ich hoffe dass die Kardinäle, so sie offensichtlich schon nicht mehr mit dir reden, wenigstens ein offenes Ohr für Dich haben wenn Du ihnen mal dazwischen redest, wofür es wirklich an der Zeit wäre, entschuldige die Bemerkung. Denn noch so einen Arbeiter im Weinberg des Herrn und es könnte einen Rutsch auf dieser Erde geben; einen Erdrutsch, quasi. Man macht sich halt Sorgen, nicht wahr, ich hoffe, Du nimmst mir das nicht übel.
Mit bescheidenen Grüßen, lieber Gott: einer Deiner Müllmänner.