Nur beschränkt sich das große Geschrei nicht wie in 2. Mose 11 Vers 6 auf Ägypten, sondern umfasst die ganze Welt. Aber noch ist da keiner da der die Sünde gestehen will und so werden wohl die Gerechten wie die Ungerechten untergehen müssen wie Sodom und Gomorra und auch heute ist die Sünde noch größer als das Geschrei. Zu biblisch. Vielleicht aber wer Ohren hat der höre.
Nachdem über Wochen und Monate immer wieder versucht wurde, die Situation noch irgendwie schön zu reden, beginnen jetzt die ersten einzusehen, das diese unkontrollierten Finanzmärkte, die sich zügellos und regellos entwickelten, die gesamte Weltwirtschaft in Gefahr gebracht haben. Natürlich sind die, die jetzt am lautesten Klagen, Spieler die streng nach neoliberaler Denkweise gerne mitgespielt haben und nun jemanden suchen den sie verantwortlich machen können für all das Elend.
Hatten sie bisher noch geglaubt, das die Sache nach St. Floriansprinzip verlaufen könnte, lernen sie jetzt das der Kelch eben nicht an ihnen vorüber geht, sondern genau sie trifft. Aber es ist nicht der heilige St. Florian, sondern der ungezügelte Neoliberalismus, der in seiner Verachtung für Werte und seiner grenzenlosen Verantwortungslosigkeit nun einfach alle Häuser anzündet.
Wer immer noch keine Reihenfolge oder Systematik erkennen kann oder will möge ruhig weiter zusehen. Die Dinge klären sich von selbst und sind eigentlich nicht mehr aufzuhalten. Oder besser wenn man sie aufhalten wollte, würde es Mut, Ethik, Standfestigkeit, Unbestechlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Sachverstand erfordern. All die Dinge die wir nicht mehr haben. Berater sind verantwortungslos, weil sie ja nur Vorschläge machen und Manager reagieren nur auf die Anforderung des Marktes die ihnen die Berater eingeredet haben.
Das gilt auch und gerade in der Zeit des Geschreis. Conrad Mattern sucht für die Zeit gerade verzweifelt nach Halt:
Nach einem Jahr voller Hiobsbotschaften sehnen sich die Börsianer nach dem Ende der Krise. Doch die staatlichen Hilfen für Fannie Mae und Freddie Mac versprechen allenfalls kurzfristig Linderung.
Manchmal kommt es an den Finanzmärkten zu Situationen, in denen alles aus den gewohnten Bahnen ausbricht. Nirgendwo scheint es mehr Muster zu geben, die man kennt und auf die man zurückgreifen kann, um aus ihnen Prognosen über künftige Kursbewegungen abzuleiten. Genau das geschieht zurzeit an den Märkten.
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Die Märkte sind weiterhin sehr nervös, die Abwärtstrends vollkommen intakt. Gleichzeitig kann aber kaum ein Indiz für eine vorhandene Panik festgestellt werden, die dem Leid ein Ende setzen könnte. Eine Trendwende ist deshalb noch nicht zu erwarten. Um eine Aufwärtsbewegung in Gang zu setzen, müsste die Politik einen nachhaltigen Ausweg aus der Krise aufzeigen – doch der ist nicht in Sicht. Einfach nur ein wenig mehr Liquidität zur Verfügung zu stellen, wird höchstens für eine kräftige Bewegung reichen, durch die überverkaufte Momente abgebaut werden. Dann geht es weiter nach unten.
Eine Panik ist auch nicht zu erwarten. Panik setzt Sachverstand voraus und für den Sachverstand braucht es eine verlässliche Lagebeurteilung. Doch wenn alles wie Mattern sagt, aus den gewohnten Bahnen ausbricht, dann greifen die Bewertungsmaßstäbe nicht mehr. Dann helfen auch die Computer nicht mehr, weil sie ja nur einfach Daten nach gegebenen Regeln verarbeiten.
Das ist das typische Hühnerhofverhalten wenn die Frau des Hauses mit dem Beil, statt mit dem Futter kommt. Alles rennt schreiend auseinander. Das ist gut so, weil dadurch kein Huhn wirklich auf die Gegnerin achtet. Es erleichtert die blutige Arbeit. Für Tobias Bayer wächst die Angst vor der Pleitewelle und der liefert auch gleich neue Kandidaten:
Das Analysehaus Creditsights rechnet in den kommenden Monaten mit einer heftigen Erhöhung der Risikovorsorge und größeren Abschreibungen bei regionalen Kreditinstituten. Für National City kommen die Experten auf eine Summe von 6,5 Mrd. $, für Suntrust auf 5,1 Mrd. $, für Regions auf 4,2 Mrd. $, für Fifth Third auf 3,5 Mrd. $, für BB&T auf 3,1 Mrd. $ und Marshall & Illsley auf 2,4 Mrd. $.
Die Ursache dafür ist eine Verschlechterung der durchschnittlichen Kreditqualität. Die Regionalbanken sind besonders aktiv bei Eigenheimkrediten (Home Equity) und Darlehen an die Bauwirtschaft. Creditsights spricht von einer „Hoppla, jetzt komm ich“-Mentalität bei der Kreditvergabe. Das Pikante daran: Eigenheimkrediten sind den Hypotheken nachrangig und damit riskanter. „Der dramatische Verfall der Hauspreise hat dazu geführt, dass viele dieser Darlehen praktisch nicht mehr versichert sind“, schreiben die Creditsights-Experten in einem Bericht. Für einige Institute ist das existenzgefährdend: Bei First Horizon kommt das Analysehaus auf einen Vorsorgebedarf von 905 Mio. $. Das entspricht satten 48 Prozent des Eigenkapitals.
Das sind mal eben wieder 24 Milliarden Dollar. Na sicher kann Ben Bernanke das Geld schnell drucken. Kein Problem. Aber was bedeutet dies für die Inflation. Mag sein das Freddy Mac und Fanny Mae die schon so hoch jagen das dies keine Rolle mehr spielt. Aber mit der Bauwirtschaft dürfte es wohl vorbei sein:
Stark zu leiden hat auch die Bauindustrie. Unternehmen wie Beazer, Centex, D.R. Horton, Hovnanian, KB Home, Lennar oder Toll Brothers kämpfen mit heftigen Gewinneinbrüchen. Das Minus reicht von 18,7 Prozent bei NVR bis zu 62 Prozent bei Lennar. Nach Berechnungen der Ratingagentur Fitch fielen die Gewinnmargen der Branche um 581 Basispunkte. Die Experten rechnen jetzt mit einer Pleitewelle: „Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass eine Reihe privater Baufirmen in den nächsten Jahren entweder pleite gehen oder sich aus dem Markt für nicht-gewerbliche Immobilien zurückziehen. Das wiederum wäre für die großen, börsennotierten Unternehmen eine Chance“
Ja sicher, aber nur wenn sie wenigsten eine Teil ihrer Außenstände hereinbekämen, aber danach sieht es im Moment nicht aus. Auch die Versicherungen für Forderungsausfälle sind mehr als angespannt. Für Marc Pitzke ist der Ausverkauf von Manhattens Wolkenkratzern ein Thema:
Chrysler Building, GM Building, Flatiron Building: Immer mehr Wahrzeichen der New Yorker Skyline werden von ausländischen Investoren übernommen. Dollarkurs und Immobilienkrise sorgen für einen Ansturm auf die Wolkenkratzer. Jetzt regt sich Protest gegen die Milliardendeals.
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Denn nach den Touristen, die seit vorigem Jahr in der Stadt im Dollar-Kaufrausch schwelgen (mehr…), sind es nun offenbar internationale Megainvestoren beim Immobilien-Shopping, die den rezessionsbedrängten New Yorkern das Gefühl geben, eine Stadt im Ausverkauf zu sein – ein Ausverkauf, der selbst vor Ikonen wie dem Chrysler Building nicht halt macht.
Denn das ist nicht das erste Wahrzeichen Manhattans, das in Fremdbesitz überwechselt. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit beißen sich steinreiche Auslandsinvestoren immer mehr Teile von der berühmten Skyline ab.
Tatsächlich müssten die Amerikaner froh sein, überhaupt noch Geld für Gebäude zu bekommen, die vielfach schon in Kürze nicht mehr zu voll zu vermieten sind und dann vielfach schnell den Bach herunter gehen werden. Lofts in Manhatten die vor kurzem noch gefragt waren, haben teilweise bis zu 30 Prozent verloren. Die Baumaßnahmen an anderen sind eingestellt worden und es ist nicht abzusehen ob jemals wieder das Geld vorhanden ist , sie wieder aufzunehmen.
Ein Wolkenkratzer kostet Unterhalt. Wenn die Zeiten härter werden ist er einfach zu teuer und man kann die Geschäfte auch von außerhalb machen. Aus den Gegenden um die Stadt herum wo Boden immer schneller im Preis sinkt und wo man sich bei sinkenden Baupreisen Neubauten die genau auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten sind leisten kann, oder eben vorhandenes umbaut.
Aber das ganze ist ja längst nicht mehr ein Problem der USA. Die Bank of England sieht sich „machtlos gegen die Inflation“, die selbst durch die Rettung diverser Banken und durch Aufdrehen des Geldhahns beschleunigt hatte:
Hohe Arbeitslosigkeit, sinkende Aktienkurse und massive Schulden. Großbritanniens Problemliste ist lang. Da passt der Hilferuf der Bank of England ins Bild. Die Währungshüter räumten jetzt ein, sie seien nahezu machtlos im Kampf gegen die aktuell auch in Großbritannien hohe Inflation.
Ein Gegensteuern würde starke Zinserhöhungen nötig machen und damit schwere wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen, hieß es in dem am Montag in London veröffentlichten Jahresbericht der Zentralbank. „Der geldpolitische Ausschuss kann den Gang der Inflation kurzfristig kaum beeinflussen. Er hat entsprechend auch nicht versucht, die Teuerung unter der Zielmarke zu halten nach dem starken Anstieg der Rohstoffpreise“, schrieb Notenbankchef Mervyn King in dem Bericht. „Dies zu tun, hätte eine starke Erhöhung der Leitzinsen erforderlich gemacht, mit schweren Konsequenzen für Produktion und Arbeitsmarkt.“
Nichts zu tun ist natürlich auch ein hoffnungsvoller Ansatz. Vielleicht sollte man dabei noch ein Liedchen pfeifen, das ist gut gegen die Angst. Es löst zwar keine Problem aber man zittert nicht so wenn man ins Dunkle schaut und sich grault. Die Chinesen haben wenigstens noch eine Idee was zu tun ist:
Das einflussreiche Handelsministerium Chinas forderte in einem internen Regierungsbericht eindringlich ein Umsteuern in der Wechselkurspolitik. Die Aufwertung der Landeswährung Yuan soll nach Ansicht des Ministeriums nicht mehr im bisherigen Tempo fortgesetzt werden. Die unter steigenden Kosten leidenden Exporteure bräuchten Zeit, sich auf die veränderte Lage einzustellen. Falls der Anpassungsprozess zu rasant verlaufe, drohe eine Pleitewelle – insbesondere in der Bekleidungs- und Textilindustrie, warnte das Ministerium.
Bereits jetzt steckten zwei Drittel der Firmen in diesem Bereich in den roten Zahlen oder drohten in die Verlustzone abzurutschen. Das Ministerium empfiehlt daher, den Exporteuren mit höheren Steuervergünstigungen unter die Arme zu greifen, um einen Einbruch bei den Ausfuhrzahlen abzuwenden.
Das bedeutet Geld drucken, weil die Dollarberge auf denen die Chinesen sitzen ja in nichts umzuwandeln sind. Sie stellen ja nur sehr hypothetisches Geld da. Allerdings bedeutet auch in China Geld drucken ein Ansteigen der Inflation. Dann können sich die Chinesen mit den Engländern zusammensetzen und darüber weinen, das sie nichts tun können.
Kehren wir noch einmal zu Freddy Mac und Fanny Mae zurück:
Geplant ist, die Kreditlinien des Finanzministeriums für die beiden Firmen von fünf Milliarden auf 300 Milliarden Dollar auszuweiten.
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Denn die Banken haben sich durch milliardenschweren Anleihen finanziert, die sich im Besitz von Pensionsfonds, Konzernen und ausländische Regierungen befinden. Bei einer Pleite würden sie wertlos.
5 mal 60 gleich 300. Manch einer würde sich wünschen das seine Kreditlinie nur verdoppelt würde, hier wird sie versechzigfacht. 300 Milliarden und doch ist es nicht mehr als zwei Tropfen auf die heißen Lavasteine einer Sauna, die verdampfen schon in der Luft. Es wird mindestens 3.000 Milliarden kosten, also das 600 fache. Bezahlt aus der Druckerpresse. Ohne echten Gegenwert.
Das wirkliche Leben und die echten Probleme finden aber woanders statt:
So hatte sich Barbara Harvey das Rentnerleben eigentlich nicht vorgestellt. Abend für Abend lässt die 66-Jährige ihre beiden Hunde Phoebe und Ranger eine letzte Runde drehen. Danach bugsiert sie die beiden Golden Retriever in ihren weißen Honda, klettert selbst hinterher und zieht eine Decke über sich und die Vierbeiner. „Meistens schlafe ich ganz gut so“, sagt sie. „Aber es ist schon sehr eng, meine Hunde sind groß, und der Honda ist ja nicht zum Schlafen gedacht.“
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Es ist noch gar nicht so lange her, da lebte die ehemalige Notarin im kalifornischen Santa Barbara in einem Apartment mit einem Garten voller Rosen und Jasmin. Dann aber kam die Immobilienkrise. Harvey verlor ihren Job – und das in einer Stadt, in der ein Haus im Schnitt eine Million Dollar kostet. Nun wohnt die Mutter von drei erwachsenen Kindern auf einem Parkplatz – immerhin einem der bestbewachten der Stadt. Er gehört zu den zwölf Parkplätzen in Santa Barbara, die vom Wohltätigkeitsverein New Beginnings (Neuanfänge) gesichert werden.
Aber soweit wird es bei uns ja nicht kommen. In Deutschland haben wir sehr viele scheinbar schlaue Leute die sehr viele kluge Dinge sagen:
Experten warnen vor Rezessionspanik
Die Gefahren für die Weltwirtschaft sind größer denn je – auch Deutschlands Konjunktur droht eine Krise. Doch Experten warnen davor, einen entscheidenden Fehler zu machen: jetzt eine Rezession herbeizureden.
Gute Nachrichten sind es nicht, die der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) am Montag verbreiten lies: Die deutsche Wirtschaft schrumpfe erstmals seit vier Jahren, ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorjahr sei „so gut wie sicher“, sagte DIHK-Chefökonom Volker Treier der „Bild“-Zeitung. „Das Minus dürfte bei bis zu 0,5 Prozent liegen.“
Ja wie denn nun. Dürfen wir nun von Panik und Rezession reden oder nicht? 0,5 Prozent Minus ist kein Wachstum, die Aussichten sind weltweit trübe und hier soll jubiliert werden. Das ähnelt so ein wenig dem alten Landserspruch: „Genieße den Krieg, denn der Frieden wird schrecklich sein“. Oder machen die Experten einfach nur wieder mal die Augen zu, damit sie nicht gesehen werden und pfeifen im Walde.
Fassen wir zusammen, dass das was passiert ist, völlig neu ist und die üblichen Bahnen verlässt, dass es für etwas neues noch keine Rezeptur gibt und das viele Experten vor Angst bibbernd geradezu an ihrem Platz erstarrt sind. Dass die Menschen Vermögen, Stellung, Einkommen und Wohnung verlieren und gleichzeitig Geld in ein Fass ohne Boden und praktisch ohne Seitenwände gepumpt wird.
Wenn wir keine alten Rezepturen haben, ist es an der Zeit neue zu entwickeln. Mindestlöhne und Grundsicherung als Waffe gegen die Inflation. Monatlich angepasst. Banken und Dienstleister die pleite gehen, ruhig pleite gehen lassen. Industriebetriebe werden bei Konkurs mit der alten Belegschaft, aber ohne das Management und die Aktionäre weitergeführt. Die Aktionäre verlieren entschädigungslos.
Wer seine Kredite nicht mehr bezahlen kann, kann sofort privaten Konkurs einreichen. Häuser im privaten Gebrauch dürfen weiter bewohnt werden, den Besitz übernimmt der Staat. Die Gläubiger erhalten den letzten aktuellen Verkehrswert aus der Staatskasse. Gleichzeitig die Zinsen rauf auf über 12 Prozent
Damit bliebe das Produktivvermögen erhalten, die meisten Läden ebenfalls, auch wenn sich die Inhaberverhältnisse ändern würden. Natürlich darf der Staat nicht zum Unternehmer werden. Davon hat der Staat noch weniger Ahnung als die Manager von heute. Er soll die Anteile nur kurzfristig halten, bis sich die Lage beruhigt hat und dann wieder an das Volk zurück verkaufen. Nach einer Weile würden die Börsen wieder funktionieren und auch der Welthandel.
Eine Normalisierung wäre möglich. Aber wahrscheinlich wählen wir den Untergang um dann das gleich unter viel schlechteren Bedingungen zu tun.