Welche etablierte Partei in Deutschland auch immer: alle sind sich einig, dass die „zypriotischen“ Banken „rekapitalisiert“ werden müssen, anstatt Bankrott zu gehen und dass es völlig legitim ist dafür Bürger und Staat haftbar zu machen. Sarah Wagenknecht am 19. März:
„Die Linke fordert, Einlagen über einer Million Euro zu pfänden, um Verluste auszugleichen und den zypriotischen Bankensektor zu rekapitalisieren.“
Wie ich bereits ein halbes Dutzend Mal erklärte, gibt es keinen „zypriotischen Bankensektor“, sondern die internationalen Banken Societe Generale, Hellenic Bank, UBS, National Bank of Greece, Eurobank, etc, mit Sitz in Zypern. Gäbe es „zypriotische“ Banken, könnte man sie ja pleite gehen lassen. Das zentrale Argument der Kapitalisten weltweit ist ja eben, dass keine Bank pleite gehen dürfe – weil, sonst Armageddon, Weltuntergang, Apokalypse.
Eine der „zypriotischen“ Banken ist die 1899 unter dem Namen „Nicosia Savings Bank“ gegründete „Bank of Cyprus“, die in Zypern unter dem Namen „Laiki Bank“, in Griechenland unter dem Namen „Marfin Egnatia Bank“ und in Großbritannien unter dem Namen „Marfin Popular Bank“ operiert, weltweit Hunderte von Filialen hat und hinter der sich das 1901 als „Popular Savings Bank of Limassol“ gegründete „Cyprus Popular Bank“ Konsortium verbirgt, dass zwischendurch „Laiki Group“ hieß. Und dieses Konsortium hinter der „zypriotischen“ Bank of Cyprus kaufte 2008 unter dem Namen „Marfin Popular Bank“ Mehrheitsanteile der Holding der Rosprombank und 2010 85 % der Laiki Bank Australia an die Bank of Beirut, Umtaufe in nun Beirut Hellenic Bank inbegriffen.
Und dieser Bank of Cyprus schenkte der Staat Zypern letztes Frühjahr unter dem „kommunistischen“ A.K.E.L.-Präsidenten Dimitris Christofias 1,8 Milliarden Euro durch Aktienkäufe, um dann wegen vermeintlich typisch „südländischen“ Staatsschulden mit großen roten Augen bei E.U. und I.W.F. angewackelt zu kommen. Wer war letztes Jahr Finanzminister von Zypern und verschaffte der Bank of Cyprus diesen kleinen staatlichen Obulus? Vassos Shiarly, von 1998 bis 2012 deren leitender Manager.
Wer redet darüber? Niemand. Niemand, das bin ich.
Der Staat Zypern hat aus freien Stücken für Jahrhunderte alte Banken den Kopf in die Schlinge gelegt. Das war seine Entscheidung. Dass nun die ausführenden Freunde des Euro-Kapitalismus in der Berliner Parteien-Kaste versuchen diese Schlinge zuzuziehen, nachdem man sie vorher förmlich darum anbettelte, mussten alle Funktionäre aller Parteien in Zypern wissen, ganz besonders diese kapitalistischen Hochverräter und Heuchler von der „Anorthotiko Komma Ergazomenou Laou“ A.K.E.L..
Anders herum ist es immer und unausweichlich ein Akt des Imperialismus als (finanz)starker Staat oder dessen Partei in die inneren Angelegenheiten eines anderen souveränen Staates zu intervenieren. Und es ist dabei völlig gleichgültig ob die C.D.U. die Enteignung des ganzen Staates Zypern für die Banken oder „Die Linke“ die Enteignung reicher Zyprioten für die Banken fordert. Von C.D.U. / C.S.U. bis „Die Linke“ gilt das gleiche Dogma:
– das Finanzsystem „Euro“ niemals in Frage stellen
– die Zerschlagung der europäischen Demokratien zugunsten eines paneuropoäischen Blocks niemals in Frage stellen
– die Pleite einer Bank niemals zuzulassen (weil sonst jeder begreifen würde, dass die gesamte „Euro-Krise“, von der auch Sarah Wagenknecht seit Jahren redet, nichts als ein bis heute erfolgreicher Bluff ganz normaler Raubrittern ist.)
– die Menschen niemals über die Hintergründe der Banken und des Kapitalismus zu informieren, sondern ständig beschäftigt zu halten und mit Desinformationen vollzupumpen.
So stützen alle Bundestags-Parteien weiter den Raubzug der Banken, auch in Zypern.
Zypern hat, wie jeder Staat im Kapitalismus, nur ein fundamentales Problem: den Kapitalismus. Um dieses fundamentale Problem friedlich und ohne Blutvergießen zu beseitigen, bräuchte es nur eine einzige, ganz normale Partei.
Natürlich hat Zypern diese nicht. Natürlich hat Deutschland diese nicht. Wovon sollten auch sonst all die Kurtisanen des Kapitalismus leben.
Gäbe es diese ganz normale Partei, würde ihnen am Ende noch Angst und Bange werden.
(…)
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Artikel aktualisiert am 22.03., 14.50 Uhr