EURO-KAPITALISMUS, Zypern: Der Bundesnachrichtendienst und die „reichen Russen“
EURO-KAPITALISMUS, Zypern: Das Bankenopfer
Eines der peinlichsten Anzeichen für den Zustand (nicht nur) des Journalismus in Deutschland war das bizarre, schweigende Abkopieren der am 3. November 2012 über dessen Quartalspostamt „Spiegel“ veröffentlichten Behauptungen des Bundesnachrichtendienstes B.N.D. über die mittlerweile zur Boulevard-Folklore geronnenen „Inhaber russischer Schwarzgeldkonten“ in der Republik Zypern. Dem berühmten gebildeten, peniblen und für seine Demokratiefähigkeit und intellektuellen Kapazitäten in ganz Europa bekannten deutschen Zeitungsleser wurden „Reiche Russen“ feilgeboten (die sich durch „Geldwäsche“ aber irgendwie auch in Staatsbürger Zyperns verwandelt hätten), Appetit auf 26 Milliarden Euro „russischer Staatsbürger“ gemacht die auf Konten in Zypern lägen und von „80 Oligarchen“ erzählt, die sich „Niederlassungsfreiheit in der gesamten EU verschafft“ hätten.
Durch die Bank weg alle, ausnahmslos alle in der etablierten Presse und der ihr hinterher laufenden Kaste der Partei-Kader schwatzten und tazten diese B.N.D.-Geschichte nach.
Gerade die „taz“, ewig in Furcht sie könnte wieder vom Schoß des Establishments und zurück in die für die FreundInnen so entbehrungsreiche Ära des Prä-Euro-Kapitalismus rutschen, setzte schon einen Tag später zum Überholmanöver an. Diese B.N.D.-Story über die „Schwarzgeld-Russen“, also die pfiffen doch „die Spatzen schon seit Jahren von den Dächern“. Und:
„allein Anfang 2012 beantragten 1.400 russische Unternehmen, sich auf Zypern registrieren zu lassen. Für rund 2.000 Euro gibt es eine Firma mit Briefkasten.“
Merkwürdig. Das war einen Tag vorher im B.N.D-Bericht des „Spiegel“ gar nicht erwähnt worden. Hatte man in der „taz“ vielleicht selbst jemanden beim Bundesnachrichtendienst auf dem Schoß?
Auch der letzte effektive Garderobenständer der Partei „Die Linke“, Sarah Wagenknecht, äußerte am 18. März in einer klaren Referenz an die B.N.D.-Story (und im passenderweise seit Jahren von allen etablierten Partei-Kadern benutzten Plural), es sei
„verrückt, dass wir Banken und Oligarchen mit Steuergeldern retten, aber Kleinsparer verhaften“.
Bereits im B.N.D.-Bericht des „Spiegel“ am 3. November eifriger Zitatengeber: Genosse Carsten Schneider, der berühmte haushaltspolitische Sprecher der S.P.D.-Bundestagsfraktion:
„Vor der Zustimmung der SPD zu einem Hilfskredit für Zypern muss über das Geschäftsmodell des Landes geredet werden. Wir können nicht mit dem Geld der deutschen Steuerzahler die Einlagen von russischem Schwarzgeld bei den zyprischen Banken absichern.„
Man vergleiche nun diese Aussage des Finanzexperten der S.P.D.-Bundestagsfraktion vom 3. November mit seiner in Teil I der Artikelserie DER EURO-KAPITALISMUS zitierten Aussage vom 15. Februar:
„Wir werden nicht mit dem Geld der deutschen Steuerzahler die Einlagen von russischem Schwarzgeld bei den zypriotischen Banken absichern.“
Dem berühmten gebildeten, peniblen und für seine Demokratiefähigkeit und intellektuellen Kapazitäten in ganz Europa bekannten deutschen Zeitungsleser mag da etwas auffallen. Oder sogar einfallen. Am Ende sogar vielleicht sogar, woher der Bundesnachrichtendienst und sein Publikum das alles wissen will.
Und wenn doch alles, alles, alles wahr wäre (was außerhalb der Käseglocke Deutschland keiner glaubt) , bleibt immer noch die ebenfalls von allen echt nordländischen Vorlesern von Spardiktaten für irgendwelche Spar-, Schulden- oder einfach Südsündern peinlichst umschlenderte Frage, ob der Bundesnachrichtendienst das alles überhaupt wissen darf. Und wie die Spione an die Daten kamen.
EURO-KAPITALISMUS: DIe “Offshore-Leaks” – “Er kam mit der Story unterm Arm”
Rechtschreibung korrigiert am 05.11.2013