„Geoengineering“-Studie der Bundeswehr relativiert Abkommen gegen Wetterwaffen von 1976
„Bekämpfung des Klimawandels“: Ein neues Planspiel des Militärs lässt es im Jahre 2027 im Inneren marschieren, um die Manipulation der Erdatmosphäre zu sichern.
Die Aufgaben der Bundeswehr sind im Grundgesetz geregelt. Jede Abweichung davon ist verfassungswidrig bzw -feindlich. Nun versuchen die Gedankenplanwirtschaftler der Bundeswehr nach Art imperialer Diktatoren ihre virtuellen Machtphantasien in Form potentieller Rumfummelei an den atmosphärischen Bedingungen unseres Planeten auszuleben. Und wollen dafür natürlich Geld haben.
Das der „vierten Waffengattung“ Streitkräftebasis unterstehende Dezernat Zukunftsanalyse des Planungsamts der Bundeswehr PlgABw (das ehemalige Zentrum für Transformation der Bundeswehr) hat unter dem Titel „Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien im 21. Jahrhundert“ eine insgesamt 48 Seiten umfassenden Studie (PDF-Datei) veröffentlicht, die sich als wissenschaftlich fundiert präsentiert und ein Angstszenario für das Jahr 2027 beinhaltet. In dem düsteren Szenario herrschen fürchterliche Verhältnisse, die bezeichnenderweise durch simulierte Pressemeldungen einer zukünftigen Mainstream-Presse umschrieben werden.
In dem Zukunftsszenario, immerhin nur 16 Jahre von unserer Gegenwart entfernt, sind Millionen oder gar Milliarden Menschen nicht durch Krieg, Kapitalismus und feudale Verhältnisse, sondern durch erfolgte Änderungen der atmosphärischen Bedingungen auf der Erde vom Hungertod bedroht. Es bleibt also völlig klar, was sich aus Sicht der Bundeswehr niemals droht zu verändern, schließlich wird man ja nur im Krieg gebraucht.
Im Szenario des PlgABw tobt 2027 weltweit ein Kampf von Gegnern und Befürwortern der planetaren Wetterkontrolle (Geoengineering). Millionen Menschen demonstrieren und – was für ein Wunder – nur mit Hilfe des Militärs kann die öffentliche Ordnung (welche denn?) aufrecht erhalten werden.
Bereits das Zitat von Mark Twain zur Einleitung der wissenschaftlichen Begründung für Wetterkontrolle könnte man als dreist bewerten: „Jeder redet über das Wetter, aber keiner tut etwas dagegen“.
Auf Seite 6 der Bundeswehr-Studie wird dann die E.N.M.O.D.-Konvention der Vereinten Nationen gegen Wetterwaffen aus dem Jahre 1976 zuerst ignoriert und im nächsten Satz dahingehend umgedeutet, dass diese zwar die Kriegführung mit Wetterwaffen verbiete, aber nicht „das Thema selber“. Auszug:
„Für die rechtliche Beurteilung des Einsatzes von Geoengineering ist aufgrund der möglichen globalen Nebenfolgen das Völkerrecht ausschlaggebend. Dort existiert derzeit weder eine verbindliche Definition noch eine direkte Regulierung oder gar ein Verbot. So verbietet zwar das Umweltkriegsabkommen (ENMOD) die Modifikation der Natur zu militärischen Zwecken, es umfasst jedoch nicht das Thema selber. Geoengineering hat per Definition nicht das Ziel der Kriegsführung sondern die Bekämpfung des Klimawandels.“
Die “Convention on the Prohibition of Military or Any Other Hostile Use of Environmental Modification Techniques” E.N.M.O.D. (deutsch: “Konvention über das Verbot von militärischem oder jedem anderen feindlichen Gebrauch von umweltverändernden Techniken”) ist entsprechend der allgemeinen Omerta nichts taugender etablierter Akademiker in Deutschland immer noch völlig unbekannt. Im internationalen E.N.M.O.D. Abkommen von 1976 heißt es wörtlich:
Geleitet von dem Interesse eines gesicherten Friedens, und im Wunsch dem Wettrüsten Einhalt zu gebieten, und die generelle und komplette Entwaffnung unter strikte und effektive internationale Kontrolle zu bringen, und die Menschheit vor der Gefahr neuer Arten der Kriegführung zu bewahren, ..
Erkennend das wissenschaftliche und technische Fortschritte möglicherweise neue Wege in der Veränderung der Umwelt geöffnet haben,
In der Erinnerung an die Deklaration der Vereinten Nationen zur menschlichen Entwicklung, angenommen am 16.Juni 1972,
Erkennend dass der Gebrauch von Techniken zur Veränderung der Umwelt für friedliche Zwecke die gegenseitige Beziehungen von Mensch und Natur verbessern beitragen könnte zur Erhaltung und Verbesserung der Entwicklung zum Nutzen der Generationen in Gegenwart und Zukunft,
Trotzdem erkennend, dass militärischer oder jeder andere feindliche Nutzen solcher Techniken extrem schädliche Effekte auf das Wohlergehen der Menschheit haben könnte..
soll es jedem Staat als Vertragspartei nicht erlaubt sein Wetterwaffen zum Einsatz zu bringen, auch nicht aus dem Orbit bzw. Weltraum, wenn diese laut Artikel 1 “weitverbreitete, langanhaltende oder schwere Effekte in der Bedeutung von Zerstörung, Schaden oder Verletzung irgendeiner anderen Staatspartei” hat. Ausdrücklich verboten sind übrigens u.a. die künstliche (zu feindlichen Zwecken) erfolgte Erzeugung von Erdbeben oder Veränderungen der Erdkruste, Tsunamis, Wetterphänomenen wie Zyklone, Tornados, Wolkenbildung, Niederschlag / Regen, Störung der ökologischen Balance einer Region, Beeinflussung der Meeresströmungen.
Noch einmal: die E.N.M.O.D.Konvention stammt aus dem Jahre 1976.
Obwohl in der Studie fleißig Argumente gegen die Wetterbeeinflussung angeführt werden, wird auf Seite 12 die Katze aus dem Sack gelassen: im Interesse der „nationalen Sicherheit“ müsse sich die Bundeswehr auf das Szenario einstellen, dass andere Länder Waffen zur Wetterbeeinflussung entwickeln und man dies deshalb auch tun müsse. Das ist nichts anderes als die Ankurbelung eines neuen Wettrüstens mit den ewigen alten Notwendigkeiten unter Beteiligung Deutschlands – einer sehr aktiven Verhaltensweise, die die fehlenden Gründe des Kalten Kriegs und die zerfliessenden, ausgelaugten des „Krieges gegen Terror“ ablösen.
Der Sinn der Studie besteht darin, so wie immer mit Angstszenarien, nicht bestehende Befugnisse durch Änderung der Gesetze zu legitimieren und dazu eine gesellschaftliche, politische Debatte zu eröffnen. Zitat:
„die Bundeswehr sollte sich hierzu positionieren und ein Monitoring relevanter technologischer, gesellschaftlicher und rechtlicher Entwicklungen vornehmen“
Das ist mitnichten die Aufgabe der Armee, die ihre Kompetenzen entgegen geltenden Rechts damit erheblich überschreitet und zum Rechtsbrecher wird. Es ist der Bundeswehr aus gutem Grund verboten, Einfluss auf die innerstaatliche und internationale Rechtslage zu nehmen.
Waffen sind keine Alternative um Probleme zu lösen. Die Gründe für Millionen hungernder Menschen liegen in der globalen Ausbeutung durch international agierende Banken und Konzerne, die sich militärischer Unterstützung sicher wähnen solange wir das zulassen.
Detail am Rande: Die Bundeswehr behält sich bei ihrer veröffentlichten, sensationellen Analyse zum Geoengineering ausdrücklich alle Rechte vor, obwohl „Erkenntnisse ziviler wissenschaftlicher Einrichtungen sowie verschiedener Ressorts des Bundes genutzt“ wurden.
Die von Berufs wegen ahnungslosen Parlamentarier im Bundestag machen sich mit jedem weiteren Abnicken solchen Schwachsinns aus dem spieltheoretischen Bürokratieapparat des Militärs nicht nur zu Verschwendern von staatlichen Transferleistungen, sondern schlicht lächerlich.
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11.09.2011 Kennen Sie eigentlich die ENMOD-Konvention gegen Wetterwaffen aus dem Jahre 1976?
Artikel um 19.45 Uhr aktualisiert