Presseerklärung vom 28. Juni 2013 von Trägerkreis Rüstungskonversion in Jena, eine Stadt mit langjähriger Tradition der Rüstungsindustrie :
Trägerkreis Rüstungskonversion tritt heute an die Öffentlichkeit
Die Empörung über die Verwicklung Jenaer Firmen in umstrittene Waffengeschäfte (z.B. Jenoptik und die Lieferung von Panzern nach Saudi-Arabien), brachte die unterschiedlichen Akteure vor einigen Monaten zusammen. Die Diskussion mündet nun in der Gründung eines Trägerkreises, der das Thema in den nächsten Jahren in die Jenaer Öffentlichkeit tragen wird. Gemeinsames Ziel: Die Umwandlung von militärischer in zivile Produktion. Der Kreis möchte die gesellschaftliche Diskussion über die Realität und die Folgen von Rüstungsproduktion – auch für in Jena – verstärkt führen.
Soll und darf Rüstungsproduktion ausgebaut werden, wenn sie Arbeitsplätze schafft? Stärken Waffen die Sicherheit? Haben wir die Pflicht zum Wettrüsten? Welche Möglichkeiten der Umwandlung von militärischen in zivile Produktion gibt es? Wer ist verantwortlich dafür, was mit Rüstungsgütern nach ihrer Herstellung passiert?
Der Trägerkreis ist eine gemeinsame Initiative der evangelischen Kirche, der IG Metall Jena-Saalfeld, der IPPNW, der Gewerkschaft Verdi, des Studierendenrats der FSU und einiger Einzelpersonen.
Kurzfristig möchte die Initiative mit Veranstaltungen die öffentliche Debatte einleiten. So ist z.B. eine Diskussion mit den Kandidaten zur Bundestagswahl sowie der Beteiligung am Kirchentag im September und weitere Veranstaltungen geplant. Mittelfristig soll ein Jenaer Rüstungsatlas entstehen. Hier ist der Kreis auf die Mithilfe von Beschäftigte in Produktion und Forschung, die sich im Zwiespalt zwischen beruflichen Verpflichtungen und moralischem Selbstanspruch, befinden angewiesen. Wer seine Tätigkeit nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren kann, dem bietet sich der Trägerkreis Rüstungskonversion als vertraulicher und wenn gewünscht anonymer Ansprechpartner an. Langfristig sollen konkrete Konversionsprojekte entstehen.
Die TeilnehmerInnen der Initiative haben verschiedenste Motive für ihr Engagement im Trägerkreis:„Ich möchte dazu beitragen, dass sich in Deutschland die politischen Verhältnisse so
verändern, dass die Jenoptik, bei der ich arbeite, kein Interesse mehr hat, Komponenten für die Rüstungsindustrie zu liefern.“ so Sabine Lötzsch.
„Rüstungsexporte“, so Wolfgang Geffe vom Lothar-Kreysing-Ökumenezentrum, “tragen zur Friedensgefährdung bei.“
„Rüstungsexporte stehen der diplomatischen Konfliktlösung entgegen.“ ergänzt Joachim Misselwitz vom IPPNW, „Auch die Niederschlagung demokratischer Bewegungen wird mit Rüstungsproduktion gefördert.“
Nikolaus Huhn, ein Jenaer Unternehmer, fragt sich, „ob die Stadt Jena in Form von Gewerbeeinnahmen an den Gewinnen der Rüstungsproduktion Teil haben möchte.“
„Der Konflikt zwischen dem Erhalt von Arbeitsplätzen und der Produktion von Rüstungsgütern steht im Vordergrund.“, so Christoph Ellinghaus von der IG-Metall Jena-Saalfeld.
„Man kann nicht immer nur davon reden, keinen Krieg zu wollen, sondern muss auch etwas dafür tun.“ so Dorothea Forch, Mitarbeiterin im AK Zivilklausel des StuRa der FSU Jena und ver.di Mitglied, und ergänzt, „Insbesondere ein Hochschulstandort wie Jena sollte für echte gesellschaftliche Innovation eintreten.“