Der Terrorismus ist ein Phänomen der politisch- motivierten Kriminalität. Militärische Operationen verhindern ihn nicht – sie erzeugen Terrorismus. Diese Feststellung trifft ausgerechnet die vom US-Verteidigungsministerium finanzierte Research and Development (Rand) – Corporation.
Analysiert wurde der Werdegang von 648 terroristischen Gruppen in dem Zeitraum von 1968 bis 2006.
40 Prozent dieser Gruppen wurden durch polizeiliche oder nachrichtendienstliche Operationen zerschlagen. 43 Prozent verloren durch Veränderungen ihres politischen Umfeldes ihre Basis und lösten sich selbst auf.
Nur in 7 Prozent der geprüften Fälle ist das Ende derartiger Gruppierungen auf militärische Operationen zurückzuführen.
Unterschiede:
Zwischen politischen und religiösen Terror-Gruppen wurden allerdings erhebliche Unterschiede festgestellt.
• Politische Gruppierungen lösten sich in den geprüften Fällen zu 62 Prozent selbst auf, religiöse Gruppierungen dagegen nur in 32 Prozent der geprüften Fälle.
Auch die Größe der Gruppierung hat Einfluss auf den Werdegang der Gruppe. Als „Faustformel“ kann man formulieren:
• „Je größer die Gruppe, desto aussichtsloser ihr bewaffneter Kampf – desto größer die Gefahr einer Selbstauflösung.“
Die Schlussfolgerung, dass danach kleine Terrorgruppen effektiv und langlebig sind, bestätigt die Studie tatsächlich.
Vorstehendes Ergebnis ist allerdings zu modifizieren, da große Gruppierungen sehr häufig – in 50 Prozent der untersuchten Fälle – mittels einer Verhandlungslösung beendet bzw. in 25 Prozent der untersuchten Fälle durch einen militärischen Sieg obsolet wurden.
Fazit
Militärischen Optionen – z.B. in Afghanistan – sind in der Regel kein taugliches Mittel zur Bekämpfung des Terrorismus.
Soweit dieser seine Ursachen in der Politik hat, sind Veränderungen der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Situation der Bevölkerung Voraussetzung dafür, dass dem Terrorismus die Basis entzogen wird.
Religiös- motivierter Terrorismus kann allerdings nur bekämpft werden – in der Regel mit polizeilichen und nachrichtendienstlichen Mitteln – nicht dagegen mit militärischen Mitteln.
Es wird Zeit, dass die Politik wissenschaftliche Fakten zur Kenntnis nimmt. Wer die Arbeitslosigkeit, den Hunger, die Unwissenheit und die Korruption in Afghanistan nicht erfolgreich bekämpft – wird zum Sieg der Taliban beitragen – egal ob er seine Truppen dort verstärkt oder reduziert.
Auch darf ich an ein arabisches Sprichwort erinnern, welches besagt:
• Wem Du den Kopf nicht abschlagen kannst, mit dem musst Du reden.
Es wird Zeit, mit der politischen Führung der Taliban zu reden und zu verhandeln.
Quelle:
http://www.rand.org/news/press/2008/07/29/
[Lesenswert auch die Studie über die Verhandlungen mit dem Iran, welche in Genf zurzeit „an die Wand gefahren“ werden.]