Todmorden: Bürger verwandeln ganze Stadt in Garten zur Selbstversorgung
Transition Town: In nur kurzer Zeit wurde dieser Traum in Grossbritannien Wirklichkeit.
In der nordenglichen Stadt Todmorden haben die Bewohner die Eigeninitiative ergriffen um ein selbstbestimmtes Leben unabhängig von der industriellen Lebensmittelindustrie zu führen. Die Behörden wurden vorher nicht um Erlaubnis gefragt. Es geht um die Ernährung mit gesunden Früchten, Kräutern und Gemüse. Stück für Stück tranformierten sie jeden erdenklichen öffentlichen und privaten Raum in einen Garten. Selbst die Polizeibeamten haben vor ihrem Gebäude „ihren“ Garten. Die Idee zur Initiative dazu entstand beim Kaffeeklatsch in kleiner Runde von nur drei Personen.
In vielen Städten und Gemeinden auf der ganzen Welt setzen sich immer mehr Projekte durch wie Gemeinschaftsgärten und „Guerrilla gardening“ (Arte: „Green Guerilla“ Video). Diese gibt es nur an einzelnen Stellen in den Ortschaften. Todmorden ist zu einer vollständigen „essbaren Stadt“ geworden. Touristen aus der ganzen Welt kommen zur Besichtigung der grünen Oase, die sich selbst deshalb als „Propaganda Garden“ bezeichnet.
Der nicht sehr glücklich gewählte Name der Stadt, der Ereignissen aus historischen Zeiten geschuldet ist, steht nun hier in neuer Bedeutung für die kraftvolle Ansage gegen die Chemie- und Biotechnologiekonzerne. Lasst sie Pleite gehen. Kein Bürger von Todmorden wird auch nur mit den spitzen Fingern eine mit gentechnisch manipuliertem Saatgut gefüllte Tüte anfassen oder einen Pestizid-Kanister im Garten-Center erwerben. Untereinander Tauschen ist die Devise.
Ausser der eigenen Versorgung mit den angebauten Pflanzen kommt hinzu, dass durch Entfernen der versiegelten Flächen die Lebensqualität sich beispiellos zum Guten verändert hat. Durch das viele Grün hat sich das lokale Klima in den Strassen verbessert, durch den Anblick der Blüten und Gewächse wird innerer Stress abgebaut und seelische Ruhe stellt sich ein.
Der Vorteil liegt auf der Hand: In Todmorden werden die Bürger zusammengeschweisst, Junge und Alte kommen viel mehr in Kontakt. Gespräche zwischen den Menschen werden geführt, Hilfe für andere ist auch ausserhalb der Gärtnerei sicher selbstverständlich – ein anderes Lebensgefühl in der ansonsten immer mehr erkaltenden Umwelt in den Städten.
In Deutschland bilden sich viele Bürgerinitiativen, die sich gegen die Versiegelung der Plätze und Strassen wehren, die mit überdimensionalen Grossprojekten extrem menschenfeindlich geplant sind und nur den Investoren nützen (nur allein dieses kleine Beispiel der zum Ausbau freigebenen Königsbrücker Strasse in Dresden lassen einen die Haare zu Berge stehen). Kleingartenanlagen werden zugunsten von Spekulanten aufgelöst, grosse alte wertvolle Bäume werden verstümmelt oder gefällt. Einmal von den Behörden genehmigt, lassen sich diese Bauten kaum noch zurückbauen und wird auch nicht von der Gesetzgebung unterstützt.
Das Beispiel der englischen Stadt soll all jene ermutigen, sich nicht abspeisen zu lassen und den Kampf aufzunehmen. Pam Warhurst, eine der aktivsten Beteiligten der Umwandlung in Todmorden, nennt es „Revolution“.
„That’s the power of people doing something for themselves. Nothing can stop us!“
Pam Warhust im Fernsehen spricht über die neue Stadt der Zukunft, ihre Stadt: „Wie wir unsere Landschaften essen können“.
Im Europaparlament wird über die neue Saatgutverordnung und Auflagen zur Genehmigung verhandelt, über die im nächsten Frühjahr abgestimmt wird. Ein breites Bündnis setzt sich dagegen zur Wehr.
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15.09.2013 Die E.U. verwandelt blühende Landschaften in Wüsten. Stoppt diesen Kahlschlag!
In Grossbritannien, einem Land mit reicher tradioneller Blumenzucht geht die Branche auf die Barrikaden. Sie befürchtet das Aussterben vieler Blumensorten, da sich die kleinen Betriebe nicht leisten können, die teuren Zulassungen für jede einzelne Variatät zu finanzieren. Zumal nicht einmal für einige Sorten wissenschaftliche spezifische botanische Beschreibungen existieren.
Quelle: http://gaia-health.com/gaia-blog/2013-07-25/lets-eat-our-landscaping-video/