Die weltberühmte prähistorische Sonnen- und Mond-Kultstätte könnte zum Teil aus den Blausteinen dieser älteren Stonehenge-Anlage bestehen
Foto: STONEHENGE Andrew Dunn, Creative Commons Lizenz
Archäologen haben am westlichen Ufer des Flusses Avon Hinweise auf die Existenz eines Steinkreises entdeckt. Dieses zweite Stongehenge hatte eine Entfernung zu dem bekannten Monument von nur einunddreiviertel Meilen.
Die Wissenschaftler nannten diesen ehemaligen Steinkreis „Bluestonehenge“.
Sie ermittelten, dass er aus fünfundzwanzig walisischen Steinen aufgebaut war. Der Name wurde nach der blauen Farbe dieses Gesteins gewählt, das aus den Preseli Bergen von Wales stammt und einhunderfünfzig Meilen transportiert wurde.
Der Durchmesser dieses Kreises betrug zehn Meter und war von einem zusätzlichen äusseren Kreis umgeben.
Die Steine wurden schon vor Tausenden von Jahren wieder entfernt.
Von dem noch existierenden Stonehenge führt eine Prozessionsallee am Fluss Avon entlang und der neu entdeckte Steinkreis steht genau an dem Punkt, wo sie endete. Diese Allee wurde erst am Ende der Steinzeit angelegt, sagen die Wissenschaftler. Es ist durchaus möglich, dass sie viel älter ist und damals nur rekonstruiert wurde.
Es wird geschätzt, dass der äussere Steinkreis später vor ca. 2400 Jahre vor Christus errichtet wurde. Funde in seinem Inneren, die mindestens fünfhundert Jahre älter sind, deuten auf eine noch frühere Errichtung der eigentlichen Kultstätte hin.
Professor Mike Parker Pearson von der Universität von Sheffield sagte, sein Team erwartet die Ergebnisse der Radiokarbonmethode, die zeigen werden, ob die Steine des inneren Kreis von Stonehenge sich ursprünglich in einem anderen Bauwerk an einem anderen Flussufer befunden haben.
Die Ergebnisse sollen auch klären, ob die Menschen der Steinzeit diese Steine abgetragen und sie von dort über die Strecke der Allee nach Stonehenge gebracht haben, um sie dort wieder vor 2500 vor Christus neu aufzubauen. Nach diesem Datum entstand Stonehenge aus etwa 80 walisischen Steinen und 83 lokalen Steinen aus der Gegend von Salisbury Plain.
Eintrag auf Wikipedia vor der neuen Entdeckung:
Roger Mercer stellte fest, dass die Blausteine aussergewöhnlich fein bearbeitet sind. Er schlug vor, dass sie von einem bisher noch nicht näher lokalisierten älteren Monument in Pembrokeshire hierher gebracht wurden. (2)
Die erwähnte sorgfältige Behandlung dieser Steine beweist die hohe Geschicklichkeit der Handwerker und die Wertschätzung ihrer Aufgabe.
Anhaltspunkte aus früheren Ausgrabungen hatten bereits darauf hingewiesen, dass mehr Blausteine existierten, die ein komplexeres Muster bildeten.
„Die Annahme war mehr, dass sie zurück nach Wales gingen“
sagte Herr Pearson.
„Meine Vermutung ist, daß sie sie einfach aus unserem Kreis nahmen und die Straße hinunter brachten.“
„Die grosse, grosse Frage ist, wann wurden unsere Steine errichtet und wann wurden sie entfernt – und wenn wir diese Erkenntnisse aus der Radiokarbonmethode vorliegen haben, können wir diese beiden Fragen zu beantworten.“
„Wir haben in der Vergangenheit spekuliert, dass es etwas am Ende der Allee in der Nähe des Flusses als Abschluss geben muss. Aber wir waren völlig unvorbereitet damit, zu entdecken, dass es ein ganzer Steinkreis ist.“
„Ich denke, wir haben unwiderlegbare Beweise dafür gefunden, dass der Fluss sehr wichtig für die Menschen war, die Stonehenge nutzten. Ich glaube, dass der Fluss eine Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten bedeutete und das ist der Punkt, an dem Sie das Reich der Lebenden an dem Fluss verlassen, um zu dem der Toten in Stonehenge einzugehen.“
Man hatte bei den Grabungen im Sommer Hirschgeweihe gefunden, die von den Erbauern als Spitzhacken verwendet wurden.
In den letzten Jahren hat man viele Funde entlang des Flusses im Rahmen des Stonehenge Riverside Project gemacht. Im Jahr 2005 wurde das neolithische Dorf Durrington Walls freigelegt.
Stonehenge ist in der ganzen Welt bekannt und viele Dokumentationen untersuchen seine Funktion als riesiges astronomisches Observatorium, seine Ausrichtung der Steine als Markierungen bestimmter Sonnen- und Mondstände.
Dem Ort werden magische und heilende Kräfte nachgesagt.
Herr Parker Pearson erklärte darüber hinaus noch seine andere Bedeutung für die damaligen Menschen
„Nicht viele Menschen wissen, dass Stonehenge Grossbritanniens grösste Begräbnisstätte zu jener Zeit war. Vielleicht war der blaue Steinkreis (Bluestonehenge) der Ort, wo Menschen vorher ihre Asche beerdigten, ehe sie dann später Stonehenge selbst dazu benutzten.“
Dr. Josh Pollard, Projekt-Co-Direktor von der University of Bristol, beschrieb die Entdeckung als „unglaublich“.
„Der neu entdeckte äussere Kreis und der Steinkreis sollten als ein integraler Bestandteil von Stonehenge anstatt eines eigenen Denkmal betrachtet werden und bietet einen enormen Einblick in die Geschichte des berühmten Nachbarn. Die Lage der Landschaft zeigt einmal mehr die Bedeutung des Flusses Avon in der Jungsteinzeit und die Zeremonien der Bestattungsriten.“
Ein weiteres Team-Mitglied, Professor Julian Thomas, sagte, die Entdeckung weist darauf hin, dass diese Strecke an dem Fluss Avon zentrale Bedeutung für das religiöse Leben der Menschen hatte, die Stonehenge gebaut hatten.
„Alte Theorien über Stonehenge, die die offensichtliche Bedeutung des Flusses nicht erklären, müssen neu überdacht werden“
sagte er.
Stonehenge hat seine heutige berühmte Silhouette nach Jahrhunderten der kontinuierlichen Umlagerung der Steine erworben. (1)
Für Interessierte hier die Umbauphasen
Stonehenge 1
Das erste Bauwerk maß etwa 115 m im Durchmesser und bestand aus einem kreisförmigen Wall mit einem Graben als Einfassung (7 und 8), typologisch gesehen also eine atypische Henge-Anlage. Ein großer Eingang lag im Nordosten und ein kleinerer im Süden (14), Hirsch- und Ochsenknochen waren am Grund des Grabens platziert. Diese Knochen waren wesentlich älter als die Geweihhacken, mit denen der Graben ausgehoben wurde, und waren gut erhalten, als sie vergraben wurden. Diese erste Phase wird auf um 3100 v. Chr. datiert. Am äußeren Rand des so eingefassten Bereiches lag ein Kreis aus 56 Löchern (13). Diese Aubrey-Löcher, benannt nach ihrem Entdecker John Aubrey, einem Historiker des 17. Jahrhunderts, haben einst möglicherweise hölzerne Stützpfeiler enthalten. Ein kleinerer äußerer Wall, der den Graben umgab, könnte ebenfalls aus dieser Periode stammen (9).
Stonehenge 2
Sichtbare Überreste der zweiten Phase existieren nicht mehr. Die Datierung erfolgt über Spätjungsteinzeitliche „Rillenkeramik“ (engl.: Grooved ware), die in einigen Befunden dieser Periode gefunden wurde. Pfostenlöcher weisen darauf hin, dass im frühen dritten Jahrtausend v. Chr. eine hölzerne Struktur im Inneren der Einfassung existiert haben muss. Weitere Pfosten standen am Nordeingang; eine parallele Pfostenstellung lief vom Südeingang aus ins Innere. Mindestens 25 der Aubrey-Löcher enthielten Überreste von Brandbestattungen, die etwa zwei Jahrhunderte nach der Errichtung dieses Bauwerks angelegt wurden. Die Löcher wurden also zur Begräbnisstätte umfunktioniert. Dreißig weitere Feuerbestattungen liegen im Graben und an anderen Punkten der Anlage, größtenteils in der Osthälfte. Auch unverbrannte Stücke menschlicher Knochen aus diesem Zeitraum wurden im Graben gefunden.
Stonehenge 3 I
In der Mitte des Heiligtums wurden um das Jahr 2600 v. Chr. zwei konzentrische Halbkreise aus 80 aufrecht stehenden Steinen, den so genannten Blausteinen, angelegt. Diese wurden zwar später versetzt, die Löcher, in denen die Steine damals verankert waren (die so genannten Q- und R-Löcher), sind jedoch nachweisbar. Wieder gibt es nur wenige brauchbare Datierungshinweise für diese Phase. Die Blausteine stammen aus dem Gebiet der Preseli-Berge, die etwa 380 km von Stonehenge entfernt, im heutigen Pembrokeshire in Wales liegen. Die Steine sind größtenteils aus Dolerit, aber mit Einschlüssen von Rhyolit, Tuff und vulkanischer und kalkhaltiger Asche. Sie wiegen etwa vier Tonnen. Der als Altarstein (1) bekannte sechs Tonnen schwere Stein besteht aus grünem Sandstein. Er ist zweimal so groß wie die Blausteine und wurde ebenfalls aus Wales hierher gebracht, vermutlich durch eine Eiszeit, möglicherweise stand er als großer Monolith im Zentrum.
Zu dieser Zeit wurde der Eingang verbreitert, so dass er nun genau in der Richtung des Mittsommersonnenaufgangs und des Sonnenaufgangs zur Wintersonnenwende dieser Zeit lag. Die Blausteine wurden, wie erwähnt, nach einiger Zeit wieder entfernt und die Q- und R-Löcher verfüllt.
Möglicherweise wurde auch der Fersenstein (heel stone, 5) während dieser Periode außerhalb des nordöstlichen Eingangs aufgestellt. Die Datierung ist aber unsicher, im Prinzip kommt jeder Teilabschnitt der dritten Phase in Frage. Es gab vermutlich noch einen zweiten Stein, der aber nicht mehr existiert. Zwei, möglicherweise auch drei große Portalsteine wurden innerhalb des nordöstlichen Eingangs aufgestellt. Nur einer davon, 4,9 m lang, ist – umgestürzt – heute noch erhalten (4).
Ebenfalls der Phase 3 zugerechnet wird der Aufbau der vier Stationssteine (6) sowie die Anlage der Avenue (10), einem beidseitig durch Graben und Erdwall markierten Weg, der über eine Strecke von 3 km zum Fluss Avon führt. Irgendwann in der dritten Bauphase wurden Gräben sowohl um die Stationssteine als auch um den Fersenstein gezogen, der spätestens dann als einzelner Monolith gestanden haben muss.
Diese Bauphase von Stonehenge ist die, die der Bogenschütze von Amesbury erblickt haben dürfte; gegen Ende der Phase scheint Stonehenge die Henge von Avebury als zentraler Kult-Ort der Region abzulösen.
Stonehenge 3 II
Am Ende des dritten Jahrtausends vor Christus, nach Radiokarbondaten etwa zwischen 2440–2100 v. Chr., fand die Haupt-Bautätigkeit statt. Nun wurde die Konstruktion aus 74 Sarsensteinen (Grau auf dem Plan eingezeichnet) errichtet, die den heutigen Gesamteindruck von Stonehenge bestimmt. Jeder dieser Steine, die kleineren um 25, die großen um 50 Tonnen schwer, stammt aus einem 30 km nördlich gelegenen Steinbruch bei Marlborough.
30 der Sarsensteine bildeten die Pfeiler einer kreisförmigen Konstruktion mit einem Durchmesser von dreißig Metern. Diese Pfeiler trugen einen geschlossenen Ring aus 29 Deck-Steinen. Diese Decksteine waren an ihren Berührungsflächen durch eine aus dem Stein gehauene Spundung, sowie an ihren Auflagepunkten auf den Pfeilern durch eine ebenfalls aus dem Stein gehauene Verzapfung gegen Verschiebungen gesichert.
Innerhalb dieses Kreises wurden fünf so genannte Trilithen aufgestellt, je zwei von einem Deckstein überbrückte Pfeiler. Die hier verwendeten Steine haben jeweils eine Masse von etwa 50 Tonnen. Auch hier wurden die Decksteine mit einer Zapfenverbindung auf den Pfeilern gesichert.
Die Oberfläche aller Sarsensteine ist behauen. Die Flächen wurden geglättet, die Pfeiler der Trilithen werden nach oben hin etwas breiter, um die Perspektive des Betrachters auszugleichen. Die Decksteine der Trilithen erhielten eine leichte Krümmung und Löcher, sowie Nut- und Federverbindungen, um sie in die Zapfen der Tragsteine einzupassen und mit den Ecksteinen zu verkeilen. Auch die Decksteine verjüngen sich von oben nach unten, die Decksteine des Ringes sind zudem leicht gekrümmt. Zudem finden sich auf einigen Pfeilern in den Stein gehauene oder geritzte Abbildungen. Die vielleicht älteste, eine flache rechteckige Form oben an der Innenseite des vierten Trilithen, könnte eine symbolische Darstellung einer Muttergottheit sein. Sie wurde vermutlich angebracht, als sich der Stein noch auf dem Erdboden befand. Alle anderen Abbildungen scheinen erst nach dem Aufstellen der Steine angebracht worden zu sein. Zu nennen sind insbesondere auf Stein 53 die Abbildung eines Bronzedolches sowie von vierzehn Axtköpfen, weitere Darstellungen von Axtköpfen finden sich auf den Steinen 3, 4 und 5. Die Datierung der Abbildungen ist schwierig, morphologisch bestehen aber Ähnlichkeiten mit spätbronzezeitlichen Waffen.
Stonehenge 3 III
Zu einem späteren Zeitpunkt der Bronzezeit scheinen die Blausteine zum ersten Mal wieder aufgerichtet worden zu sein. Das genaue Erscheinungsbild der Stätte in dieser Periode ist jedoch noch nicht klar.
Stonehenge 3 IV
In dieser Phase, etwa zwischen 2280 und 1930 v. Chr., wurden die Blausteine erneut umgestellt. Ein Teil wurde als Kreis zwischen die zwei Sarsensteinanordnungen aufgestellt und die anderen in eine ovale Form in der Mitte des Monuments eingebaut. Einige Archäologen nehmen an, dass ein Teil der Blausteine zu dieser Zeit in einer zweiten Tranche von Wales geholt wurde. Der Altarstein könnte innerhalb des Ovals verschoben worden sein. Die Arbeiten an Stonehenge 3 IV wurden im Vergleich mit seinen direkten Vorgängern eher schlecht ausgeführt. Die wieder aufgestellten Blausteine waren nur schlecht in den Erdboden eingelassen und stürzten teilweise schnell um.
Stonehenge 3 V
Bald danach wurde der Nordteil des in Phase 3 IV errichteten Blausteinkreises entfernt, und eine hufeisenförmige Formation entstand, die als Blausteinhufeisen bezeichnet wird. Dieses spiegelte die Form des zentralen Hufeisens der Trilithen wider und wird auf 2270 bis 1930 v. Chr. datiert. Die Phase Stonehenge 3 V verläuft damit parallel zu der von Seahenge in Norfolk.
Stonehenge 3 VI
Ca. 1700 v. Chr. wurden zwei weitere Ringe mit Löchern außerhalb des Steinkreises gegraben. Diese werden als Y- und Z-Löcher (11 und 12) bezeichnet. Die je 30 Löcher umfassenden Kreise wurden jedoch nie mit Steinen besetzt. Das Monument von Stonehenge scheint kurz darauf, um 1600 v. Chr. aufgegeben worden zu sein. Die Löcher füllten sich in den nächsten Jahrhunderten, die obersten Schichten der Verfüllungen enthalten Materialien aus der Eisenzeit.
Quellen:
(1) http://www.guardian.co.uk/science/2009/oct/06/second-stonehenge-discovered
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Stonehenge#Die_Blausteine