Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) will eigenständigen Tarifvertrag mit Lufthansa-Konzern aushandeln
Heute gab die zweitgrösste DGB-Gewerkschaft „Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft“ (Ver.di) ihren neuen, wie üblich bodenlosen Kotau vor Konzerninteressen bekannt. Verhandlungsergebnis für ihre Arbeiter im milliardenschweren Lufthansa-Konzern: 4.2% Lohnerhöhung auf Jahresbasis gerechnet, bei Laufzeit bis zum 28. Februar 2010.
Das soll es nun nach einem Streik gewesen sein der eben erst angefangen hatte, grosse Sympathien in der Bevölkerung und Aussicht auf Erfolg besass und genau deswegen, genau deswegen durch Ver.di jetzt auch abgebrochen werden soll.
Ver.di-Verhandlungsführer Erhard Ott nannte den Abschluss „vertretbar“. Wer jetzt wen wohin tritt, das wird sich zeigen. Von den Opfern der Ver.di-Mitgliedschaft, die zwischen 2001 und 2006 nur um eine halbe Million schrumpfte, ist nichts ausser das übliche „Ja und Amen“ zu erwarten.
Dabei siegte wieder einmal der seit Jahrzehnten bekannte Filz zwischen DGB-Gewerkschaftsfunktionären und ihren Freunden in den Aufsichtsräten. Die „informellen Gespräche“ vom Donnerstag seien in Tarifverhandlungen übergegangen, sagte Ott.
Also nach dem Gig vor´m blöden Pack („wirrrr werrrden….“, blabla) erstmal mit dem soeben tapfer in die Flughalle vertriebenen Klassenfeind in der Vip-Lounge zusammen einen saufen gehn, sich gegenseitig das Leid klagen über die jeweils doofen Angestellten in Konzern und Gewerkschaft, dann noch ein bisschen hin-und-her tun, dann besorgt tun, dann ein bisschen mit Berlin telefonieren tun, Pressekonferenz, ab dafür.
Nun gibt´s da aber noch das unbekannte Gewerkschaftsobjekt im Anflug auf Ver.di.
„Die UFO erhielt bereits im Herbst 2007 das Angebot der LH die Laufzeit des UFO-Vergütungstarifvertrags (VTV) auf den 30.06.2008 zu verkürzen. Zum 04.06.2008 hat die UFO die Einladung der Lufthansa zur Aufnahme von Tarifverhandlungen erhalten. Der Hintergrund dafür ist der Wunsch der Lufthansa nach Tarifeinheit. Tarifeinheit bedeutet, eine einheitliche, gewerkschaftsübergreifende Laufzeit und ein identischer Abschluss. Am 04.06.2008 verweigerte die Lufthansa jedoch die Unterschrift zur Verkürzung der Laufzeit, offensichtlich aus Angst vor einer immer stärker werdenden UFO. Wir sollten verhandeln ohne gegebenenfalls notwendige Arbeitskampfmaßnahmen ergreifen zu können, deshalb haben wir die Verhandlungen unterbrochen.“
So die „Unabhängige Flugbegleiter Organisation“ (UFO) zu den Verhandlungen zwischen Ver.di und dem Lufthansa-Konzern, an denen die UFO nur teilnehmen hätte können, wenn sie praktisch einem Streikverbot zugestimmt hätte. Verhandlungen mit Konzernen ohne Streikdruck kann man sich allerdings bekanntlich sparen, denn in diesem Falle spart sich der Konzern den Lohn für geleistete Arbeit.
So läuft der UFO-Vertrag (inclusive des Streikverbotes während der „Friedenspflicht“) noch bis zum 31.12.2008, dann muss der Konzern mit der „Stimme aus den Kabinen“ verhandeln. Die in den Flugzeugbesatzungen gut organisierte UFO hat bereits angekündigt, dass sie sich nicht auf Ver.di-Niveau drücken lassen wird.
„Die Lufthansa hat mit ihrem Angebot von 3,4 Prozent bereits deutlich gemacht, dass sie unsere Leistung nicht anerkennt und uns – trotz jährlich steigernder Rekordgewinne – unterhalb des Inflationsausgleiches abspeisen möchte. Wir werden uns nicht von unseren Forderungen abbringen lassen und diese mit eurer Unterstützung durchsetzen“, so die UFO.
Zu den Forderungen der unabhängig organisierten Flugbegleiter zählen u.a. „die Verkürzung der Vorschaltstufen (die ersten drei Gehaltsstufen in den ersten sechs Jahren), die Erhöhung kabinenspezifischer Zulagen, die Rücknahme der konzertierten Aktion (Faktor / Urlaub / Quartalstage) und eine angemessene Gewinnbeteiligung“.
Prominente Unterstützung kam bereits vom ehemaligen GDL-Vorsitzenden Manfred Schell. Dieser riet den Flugbegleitern bereits von einer Kooperation mit Ver.di ab.
„UFO hat sich gegründet, um sich aus den Fängen von ver.di zu befreien und für das Personal etwas zu tun. Ich würde daher von einer Kooperation absehen“, so Schell.
Der ehemalige Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL hatte diese gegen die Verwalter des staatlichen Konzerns „Deutsche Bahn AG“ in der Bundesregierung, gegen den Konzern selbst, gegen die DGB-Gewerkschaften und die Konzernmedien zum Sieg geführt. Die Lokführer setzten durch gezielte Streiks, erzwungene strategisch wichtige juristische Entscheidungen auf mittlerer Gerichtsebene und in langem, harten Verhandlungskampf die Anerkennung als eigenständiger Tarifpartner sowie drastische Lohnerhöhungen durch.
„Wenn UFO sich genauso sehr auf ihre Mitglieder verlassen kann wie die GDL, lohnt es sich, einen langen Atem zu haben“, so Manni Schell.
In der Tat.
(…)
zum Thema:
16.05.08 Name: Sapiens Transnet, 250.000 Exemplare
aus 2007:
23.12.2007 “Streik”:Wann schmeisst Tiefensee endlich diese Bahn-Extremisten raus?
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26.11.07 GDL:Roter Peter bei Mehdorn,DB AG und SPD
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