Gysi kassiert die Firma

Oskar Lafontaine geht ins Saarland. Das kündigte er schon 2007 an. Das merkte natürlich niemand. Nun wird die Firma „Die Linke“ umgelenkt.

Heute stand es in den Zeitungen, SpOn war aus der „Linken“ gut informiert worden: Oskar Lafontaine geht ins Saarland und gibt den Posten als einer von zwei Führern der Linksfraktion im Bundestag auf. Den Posten als einer von zwei Parteivorsitzenden will er angeblich vorerst behalten. Der zum zweiten Mal amtierende Bundesgeschäftsführer der gutgehenden Firma „Die Linke“ wiederum, Dieter Bartsch, (in etwa mit einer jederzeit zur Fussfessel mutierenden tarn-operativen Marmelade am Schuh des Linksparlamentarismus vergleichbar), verkündete denn auch schon, dass demnächst der andere von zwei Führern die Bundestagsfraktion der Firma allein übernehmen würde: Gregor Gysi.

Also, da hätte doch im Leben niemand mit gerechnet.

Aus einem Interview Lafontaines mit SpOn vom 13.Juni 2007 (2):

„SpOn: Manche Ihrer Kritiker sagen, Linkspartei und WASG seien für Sie nicht mehr als eine Plattform für Ihre politische Spätkarriere?

Lafontaine: Ich kann darüber nur lächeln. In meinem Alter giert man nicht mehr nach Ämtern.

SpOn: Aber Sie wollen doch 2009 im Saarland für den Posten des Ministerpräsidenten kandidieren. Ist das kein Amt?

Lafontaine: Wenn ich den Auftrag erhalte, an der Saar eine Regierung zu bilden, werde ich andere Funktionen abgeben.

Auf Radio Utopie war dazu am gleichen Tag zu lesen, dass Lafontaine seinen Abgang ins Saarland ankündigt. Ebenso wurde ein interessantes Angebot Karl Lauterbachs (SPD) an die linke Firma vermerkt, welches in etwa soviel bedeutete wie „eine Regierungsbeteiligung gegen die Akzeptanz von Kriegführung durch diese gemeinsame Regierung“. Lauterbach forderte damals ein Ja von „Die Linke“ zu „Auslandseinsätzen” des deutschen Militärs (3).

Nun beerdigte just vor kurzem Bodo Ramelow, Kandidat der Linke Thüringen auf das Ministerpräsidentenamt, in einem Interview mit der „Welt“ die Position eines sofortigen Rückzugs des deutschen Militärs aus Afghanistan (4). Es ginge der Firma gar nicht darum, die deutschen Truppen sofort aus Afghanistan abzuziehen, so Ramelow. Interessant war auch hier der unmittelbare Zusammenhang mit der Position Oskar Lafontaines in der Firma.

“Welt am Sonntag: Wie soll man die neue große Bundestagsfraktion der Linken bändigen, in der viele radikale Leute sitzen?

Ramelow: Wir arbeiten mit Hochdruck daran. Gregor Gysi und Oskar Lafontaine müssen die Führungsstruktur in der viel größer gewordenen Fraktion neu definieren. Es braucht mehr Strukturierung. Es reicht nicht, in der Fraktionssitzung die Sicht des Tages zu erläutern. Es wird sich zeigen, ob sich die neuen Abgeordneten an das Reglement gewöhnen können, dass nicht jeder das, was er in sich trägt, in die Welt posaunt. Es wird ein großer Reifungsprozess nötig sein.

Welt am Sonntag: Wer führt die Fraktion?

Ramelow: Ich gehe davon aus, dass Gysi und Lafontaine die Fraktionsführung übernehmen.

Welt am Sonntag: Also bestimmen immer noch die beiden, wo es lang geht?

Ramelow: Ja, und das ist auch völlig in Ordnung. Das war bisher unser Erfolgsrezept.

Welt am Sonntag: Soll im nächsten Jahr die Doppelspitze abgeschafft werden?

Ramelow: Da bin ich gegen. Es macht aber keinen Sinn, noch einmal WASG und PDS dort zu repräsentieren. Die Quellparteien sind tot. Es gibt nur noch die Linke. Wir haben mittlerweile mehr Mitglieder, die nie in einer der beiden Parteien waren.

Lafontaine widersprach dann irgendwo Bodo Ramelow und seinem fundamentalen Verrat an nichtverhandelbaren klassischen linken Positionen. Es wirkte nicht nur wie ein Alibi, wie ein Abgesang auf dem Dampfer Richtung Landespolitik zum sich entfernenden Ufer Welt- und Bundespolitik, sondern das war es auch. Fast bedauernswert: die Reaktion mancher Leser von Radio Utopie. Diese regten sich nicht etwa über den Verrat am Völkerfrieden auf – nach 8 Jahren blutigem Besatzungsskrieg in Zentralasien, bei ständiger Bedrohung der Nachbarstaaten des vom Atlantikpakt besetzten Afghanistan – sondern natürlich über Radio Utopie. Was uns denn einfiele, sowas zu schreiben, usw.

Viele haben es immer noch nicht verstanden: in diesem Staat herrscht ein durch entsprechende Machteliten, Interessengruppen, Profiteure, Kriegsgewinnler und Logen verhängtes Politikverbot gegen Linke, Sozialisten und ganz normale (Sozial-)Demokraten. Dieses Politikverbot wird durch die ausführenden Spionagedienste und deren Angestellte mit allen Mitteln durchgesetzt.

Beschäftigen wir uns doch mal mit der nicht wegzudiskutierenden Phänomenologie im Politikgeschäft der Berliner Republik. In dem Augenblick, wo irgendwo eine nach unten offene Versager- und Verräter-Skala sichtbar wird, versuchen traditionell die Fantomparteien „SPD“ und „Linke“ um die Wette in die Grube zu springen und beginnen ein hektisches Wettfallen. Gewinner ist, wer die eigenen Schwachmaten in der „Partei“ noch schneller betrügt und jede Idee, Moral oder gar politischen Inhalte am Effektivsten an die Wand klatscht.

Die Vernichtung der eigenen Partei – das ist dabei wichtig – darf dann erst in zweiter Linie erfolgen. Solange nämlich die Idee einer Sozialen Demokratie, eines Demokratischen Sozialismus, oder einfach einer ganz normalen, linken, sozialdemokratischen Politik noch nicht vollständig vernichtet ist, könnte beim Zerfall der eigenen Verräterpartei eventuell irgendjemand noch auf den Gedanken kommen es mal mit genau sowas zu versuchen; und dies dann vielleicht noch mit einer ganz normalen linken, sozialen und demokratischen Partei.

Und, liebe Leserinnen und Leser, auch das habe ich immer noch vor.

(…)

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Quelle:
(1) http://www.welt.de/politik/bundestagswahl/article4784532/Oskar-Lafontaine-kehrt-Berlin-den-Ruecken.html
(2) http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,488141-2,00.html
(3) http://www.radio-utopie.de/2007/06/13/lauterbach-spd-bietet-linkspartei-macht-gegen-krieg/
(4) http://www.radio-utopie.de/2009/10/04/die-linken-masken-fallen/

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