Wer sind die wahren biochemischen Terroristen? Diejenigen, die diesen Planeten mit Ölsand- und Fracking-Industrie inklusive der länderübergreifenden maroden Pipeline-Trassen verseuchen, grosse Flächen sowie das Trinkwasser in giftige Wüsten verwandeln und das Recht auf freie Meinungsäusserung gesetzeswidrig negieren – oder diejenigen, die friedlich bunte Transparente gegen diesen Raubbau entfalten?
Am Freitag, den 13.Dezember 2013 machten sich einige Umweltschützer in Oklahoma City auf den Weg, an diesem Tag ihren speziellen Protest gegen die Ölsand-Industrie auszudrücken. Für ihr publikumwirksames Anliegen hatten die Aktivisten von Great Plains Tar Sands Resistance und Cross Timbers Earth First! sich den Wolkenkratzer Devon Tower des Energiekonzerns Devon Energy Corporation in der Innenstadt ausgewählt.
Zwei Umweltaktivisten schlossen sich mit einem Fahrradschloss am Eingang an einer Drehtür an, während zwei weitere in den zweiten Stock liefen und von einem Balkon zwei grosse Transparente entfalteten. Diese waren wegen der zusätzlichen Wirkung der Aussage der Banner mit farbigen Glitter versehen, einige Partikel fielen zu Boden. Der Hausmeister reinigte die Eingangshalle mit einem Besen von diesen Krümeln. Der Sicherheitsdienst des Geschäftsgebäudes bat die Demonstranten, das Gelände zu verlassen. Dem wurde auch ohne Widerstand Folge geleistet – bis auf die beiden angeketteten Personen, die von der Feuerwehr „befreit“ wurden.
Die Strafverfolgungsbehörden der Stadt nutzten diese harmlose Form des Protestes und mit Hilfe hinzugezogener F.B.I.-Beamter und eines Polizei-Einsatzkommandos, die mit mehreren Fahrzeugen zum Devon Tower anrückten, wurden den Teilnehmern Handschellen angelegt und diese verhaftet. Als Grund wurde die mutmassliche Vortäuschung eines biochemischen Terroraktes mit Hilfe einer undefinierbaren „schwarzen Substanz“ (Bezeichnung der Polizei) angegeben.
Als Höchstmass der Haftstrafe drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis und Schadenersatzzahlungen an die Betroffenen. Nun versucht die Strafverfolgungsbehörde der Stadt in ihren Anti-Terror-Gesetzen (s. Terrorism, Sabotage & Hoaxes), einen Anklagegrund zu finden obwohl weder das Gebäude noch das Atrium evakuiert wurden und allen Beteiligten klar war, dass es sich um Lackteilchen handelte. Die Demonstranten wurden gegen Zahlung einer Kaution freigelassen. Ob der Fall als abschreckendes Beispiel für Umweltschützer vor Gericht verhandelt wird, entscheidet die Staatsanwaltschaft.
Die Leitung des Energie-Konzerns dürfte normalerweise kein grosses Interesse daran haben, grossen Russ um diese Geschichte aufzuwirbeln, die nun gerade durch diese Verhaftung über die lokalen Grenzen der Stadt weltweit bekannt wird. Öffentliche Aufmerksamkeit und Solidarität für die jeweils einzelnen Teilnehmer – die möglicherweise zur Warnung und Abschreckung für andere vor Gericht gestellt werden – müssen verhindern, dass friedfertige Umweltaktivisten nicht nur kriminalisiert, sondern als Terroristen oder potentielle Attentäter und Gefahr für die nationale Sicherheit verurteilt werden und durch jahrelange Haftstrafen an der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ausgeperrt werden. Diese Menschen werden stellvertretend für alle anderen aktiv, den natürlichen Lebensraum zu erhalten.
Ein derartiger Präzedenzfall, auf bösartige Weise durch das F.B.I. politisch instrumentalisiert, würde Tür und Tor zur weiteren Verfolgung von Aktivisten öffnen – auch wenn es auf den ersten Blick erscheint, dass sich Oklahoma-City wegen ein paar abgeblätterter Lackfarbensplitterchen von einem Fahnentuch lächerlich macht.
Nähere Angaben mit Fotos zu der Aktion und ihren weiteren Verlauf finden Sie in den Artikeln der beiden Umweltorganisationen unter der oben vorgenommenen Verlinkung zu ihren Websites.
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