Island: Elfen und Menschen wollen keine Autobahn
Umweltschützer, die „Freunde der Lava“ und Rechtsanwälte des verborgenen Elfen-Volkes haben bisher ein unnötiges Autobahnprojekt durch eine eingereichte Klage beim Obersten Gerichtshof in Island verzögert.
Von der Halbinsel Alftanes mit wenigen Anwohnern soll nach den Vorstellungen der isländischen Strassen- und Küstenkommission eine neue grosse Schnellstrasse auf direktem Weg bis zum Vorort Gardabaer der Hauptstadt Reykjavik führen. Dazu wird diese noch einigermassen intakte, wirklich wunderschöne Landschaft mit ihren Wiesen und Lavafelsen (s. Foto) zerschnitten. Die Gruppe der Umweltaktivisten hat regelmässig Hunderte von Menschen mobilisiert, um die Bulldozer der Strassenbaufirmen zu blockieren.
Der Präsident von Island hat auf Alftanes ein Wohnhaus. Aber auch Tausende von Elfen – das „Huldufolk“, isländisch für „verstecktes Volk“ – leben nach den uralten nordischen Mythen dort und haben auf der Halbinsel eine Kirche im Lavagestein, die zerstört werden würde. Laut einer Umfrage der University of Iceland im Jahr 2007 glauben 62 Prozent der 1000 Befragten an Elfen oder an die Möglichkeit ihrer Existenz.
Ganz gleich, ob man an ein unsichtbares Elfen-Volk, einen unsichtbaren Gott oder rein materialistisch an die nicht unmittelbar mit unseren angeborenen Sinnesorganen wahrnehmbaren physikalischen Kräfte der Natur glaubt: der Schönheit und Magie von der Zivilisation noch weitgehend unberührten Landschaften und ihrer Naturschauspiele kann sich kaum ein Mensch entziehen.
Es geht hier um Respekt und Verständnis für die Natur – so werden die Sängerin Björk oder Hilmar Gunnarsson, Schriftsteller in Reykjavik sowie Terry Gunnell, Folklore-Professor an der Universität von Island in dem Artikel der National Post vom 23.Dezember 2013 zu den Vorstellungen zu dieser überaus reichlich „belebten Insel“ zitiert. Gunnarson beschreibt es sehr anschaulich:
„Dies ist ein Land, wo Ihr Haus durch etwas zerstört werden kann, was Sie nicht sehen können (Erdbeben), wo der Wind Sie von den Füssen wegbläst, wo der Geruch von Schwefel Ihnen sagt, hier ist ein unsichtbares Feuer, nicht weit unter Ihren Füssen, wo die Nordlichter den Himmel zum grössten TV-Bildschirm der Welt erstrahlen lassen und wo heisse Quellen und Gletscher miteinander im Gespräch sind.“
Wie es in dem Beitrag heisst, hat die Berufung auf die angestammte magische Heimat des „verborgenen Volkes“ auch bei mehreren vorhergegangenen geplanten Bauprojekten deren Realisierung erfolgreich verhindern können. Wegen der Bequemlichkeit und dem fraglichen Zeitgewinn einiger weniger Autofahrer in diesem dünn besiedelten Landstrich müssen nicht die Taschen der Projektanten gefüllt und Naturräume unwiederbringlich zerstört werden. Möge das ein gemeinsamer unsichtbarer und sichtbarer grosser Elfen-Reigen verhindern!
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