Dokumentation „Fear Not the Path of Truth“: ein einfacher Soldat fand die Kraft, am Beispiel der Erkenntnis über seine eigene Manipulation mit einer Untersuchung über die Psychologie des Krieges die Wahrheit über die Ziele der Vereinigten Staaten von Amerika mit ihren Auslandkriegen als Warnung für andere Menschen in einem Filmbeitrag nachzuvollziehen.
„Wie ist es möglich, dass wir Kinder und Frauen aus ihren Häusern in die Wüste treiben konnten und anschliessend ihre Häuser zerstörten. Wieso gelang es mir die Befehle dazu zu akzeptieren und zu glauben, dass wir dieses zu ihrem eigenen Wohle taten?“
Ross Caputi war als G.I. Teilnehmer der Invasion der U.S.-Armee in der „Operation Phantom Fury“ in November 2004, der zweiten Belagerung von Fallujah. Die Stadt wurde im Laufe des Krieges als „Zentrum des Widerstands“ in Schutt und Asche gelegt um ein Example zur Warnung zu statuieren und durch den Einsatz von Uran- Munition flächendeckend radioaktiv verseucht.
Caputi gehört zu den vielen Generationen von Soldaten, die die Grausamkeiten der eigenen Armee gegenüber der Zivilbevölkerung in diesem Krieg sowie in allen von der U.S.A. begonnenen Schlachten im Namen der Gerechtigkeit nach ihrer Heimkehr nie wieder losliessen und die ihr Leben lang von den eigenen inneren Bildern des menschenverachtenden Wahnsinns verfolgt werden und sich nicht selten völlig gebrochen nie wieder davon befreien können .
Der Soldat Ross Caputi verpflichtete sich zur Armee, da er in seiner Heimat, der verarmten, ehemaligen kleinen Industriestadt Fitchburg in Massachusetts keine Perspektive sah. Es gab so gut wie keine Arbeitsplätze mehr – ausser der Dienst in der U.S.-Armee. Viele junge Menschen sahen darin den einzigen Ausweg, zumal Veteranen in den Vereinigten Staaten traditionell hohes Ansehen geniessen. Hinzu kamen die Propaganda der Politik und Medien, die die Notwendigkeit für einen Einsatz im Irak zur Verteidigung Amerikas und der Welt ständig publizierten.
Im Irak folgte die Ernüchterung. Nachdem Caputi wieder zu Hause war und von Freunden als Held gefeiert wurde, der sein Leben für die Gemeinschaft einsetzte (so wie alle heimkehrenden Soldaten von den Medien und Gemeinden mit Applaus bedacht wurden), erkannte er, dass in diesem System etwas grundsätzlich falsch lief: „Es fühlte sich nicht richtig für mich an, aber ich konnte es nicht in Worte fassen“, sagte Caputi. Zunächst versuchte er es mit Verdrängung mit Hilfe von Drogen und Alkohol, was nicht gelang. Die quälenden Bilder des Gemetzels holten ihn immer wieder ein.
Zum Glück begann er aber auch viele Bücher zu lesen um Antworten zu finden, darunter „A Peoples History of the United States“ von Howard Zinn. „Das war für mich das Schlüsselerlebnis“ (Das Buch mit vollständigem Inhalt in englischer Sprache kann auf History Is A Weapon unter diesem Link abgerufen werden).
Und so begann die Suche nach dem Sinn dieses Krieges und wer die verantwortlichen Nutzniesser dieses verheerenden Massakers waren, dessen Zeuge der ehemalige G.I. als ausführender Teil dieser Kriegsmaschinerie gegen die Zivilbevölkerung des Iraks geworden war. Caputi wurde zu einem politischen Aktivisten gegen den gesamten Kriegsapparat. Mit Gleichgesinnten gründet er „Justice for Fallujah“ und ist Direktor dieses Projekts, dass über die Belagerung der Stadt und ihre Folgen durch die U.S.-Truppen mit ihren Kriegsverbrechen die Öffentlichkeit aufklärt.
In der nun entstanden Dokumentation geht Caputi auf die psychologischen Fragen ein, die aus ihm und seinen Kameraden – zu Hause im zivilen Leben ganz normale Menschen – wahre Bestien werden liessen, die es fertig brachten, diese brutalen Gemetzel gegenüber anderen Menschen durchzuführen. Auf der Suche nach Antwort fragte der junge Mann Kathleen-Morrison, Professorin für Psychologie an der Boston University und Aktivistin auf dem Blog „Engaging Peace„. Kathleen-Morrison sagte, durch kognitive Tricks, durch „das Entmenschlichen des Feindes (Dehumanisation) und das Ignorieren oder Minimalisisieren der Folgen der Konsequenzen der eigenen Handlungen“.
Diese Methode findet sich in allen Abstufungen in den Medien, um Gruppen gegeneinander aufzuhetzen. Tagtäglich liefern Zeitungen und Fernsehen den Beweis dafür, sei es die Verunglimpfungen der Arbeitssuchenden, der Einwanderer, der Angehörige eines anderen Staates, Weltanschauung oder Religion (siehe BBC-Filmreihe “The Trap”: Wie Psychologie und Menschenbild des heutigen Kapitalismus erfunden wurden).
Weitere Interviewpartner in “Fear Not the Path of Truth” sind der einheimische irakische Soziologe, Amir Alani und sein Sohn Feurat Alani, dessen preisgekrönte Dokumentation „Fallujah: a lost generation?“ aus dem Jahr 2011 über die gesundheitlichen Folgen international grosse Aufmerksamkeit erregte sowie Dr. Intisar Ariabi, frühere Leiterin der Pharmazie-Abteilung des Yarmouk Teaching Hospital in Baghdad und derzeitige Direktorin der The Cancer and Birth Defects Foundation und Co-Autorin der Studie Cancer, Infant Mortality and the Birth Sex-Ratio in Fallujah, Iraq 2005-2009. über das Auftreten von Krebs, Geburtendefekte und Kindersterblichkeit in der Region in den Jahren 2005 bis 2009.
Weitere Interviews führte Caputi mit Prof. Noam Chomsky und mit Paul Atwood, Autor des Buches „War and Empire: The American way of life“ sowie Dirk Adriaensens.
Die Dokumentation Fear Not the Path of Truth auf Vimeo
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