Rechtsradikale: Etwa 1,2 Milliarden Euro aus der Steuerkasse

Es ist kaum zu glauben, doch die Zahlen sprechen für sich. Das Bundesamt und die Landesämter für Verfassungsschutz haben seit dem Oktoberfestanschlag 1980 den „Braunen Terror“ mit etwa 1,2 Milliarden Euro aus der Staatskasse – über die V-Mann Entlohnung – mitfinanziert.

Allein das Bundesamt für Verfassungsschutz gibt im Jahr etwa 20 Millionen Euro für Neonazis als V-Leute aus. Die Landesämter, zusammen mit den Staatsschutzabteilungen der Landeskriminalämter, kommen zurzeit auf jährlich etwa 40 Millionen Euro. Zählt man diese in den Haushaltsplänen ausgewiesenen „Aufwendungen“ der letzten 33 Jahre zusammen, so kommt man zu der stolzen Summe von etwa 1,2 Milliarden Euro (*).

Wer glaubt, mit diesem Geld wären nur Informanten entlohnt worden irrt. Die V-Mannführer wussten sehr genau, das mit Hilfe dieser Gelder Organisationen und Strukturen aufgebaut werden. Ein Wissen, welches sich unschwer aus der Diskrepanz zwischen Anforderungen an den V-Mann und dessen Möglichkeiten ergab.

Bei der Anwerbung waren viele der V-Leute unbedeutende Lichter. Sollte zum Beispiel ein V-Mann Karriere in der NPD machen, so brauchte er eine „Hausmacht“. Sein V-Mann Führer wusste, wie er zu so einer kam. Er musste nur Freunde in seinen NPD-Kreisverband bringen, die ihn zum Delegierten des Landes- oder Bundesparteitag wählten.

Hört sich einfach an, doch die Mitgliedschaft in einer Partei – auch die in der NPD – kostet Geld, weshalb die ohnehin am unteren sozialen Ende stehenden Freunde des V-Mannes zu einer solchen Mitgliedschaft nicht bereit waren.

Dies dem V-Mann Führer vorgetragen führte zu einer erhöhten Entlohnung und aus dieser konnte der V-Mann nun die Mitgliedsbeiträge seiner Freunde an die NPD bezahlen und so in dieser Partei Karriere machen.

Was aber, wenn der V-Mann keine oder nicht ausreichend viele Freunde hatte?

Ganz einfach, er gründete eigene Strukturen, natürlich mit Hilfe der Gelder des Verfassungsschutzes. Im Umkreis des NSU Terror-Trios stoßen wir gleich auf eine Vielzahl von V-Leuten, die diesen Weg gingen.

Nur als Beispiele seien hier Tino Brand, Thomas Starke, Matthias Rott und Carsten Szczepanski genannt. Diese Namen sind mit Combat 18, dem Sturm 34, dem Thüringer Heimatschutz und dem NSU-Terror-Trio eng verbunden.

Tino Brandt beging Selbstmord. Matthias Rott stieg nach Verbüßung einer Haftstrafe aus der Szene aus und schrieb ein Buch, welches lesenswert ist. Thomas Starke muss sich vermutlich strafrechtlich verantworten. Der V-Mann des Berliner Landeskriminalamtes besorgte dem Trio unter anderem Sprengstoff und eine Bleibe in Chemnitz. Gleichzeitig lieferte er unzählige Hinweise auf das Trio, welche alle unbeachtet blieben. Als V-Mann des LKA kassierte er etwa 50.000 Euro. Carsten Szczepanski wurde abgeschaltet und lebt heute mit neuer Identität an einem unbekannten Ort.

Glaube ich meinen Informanten, dann war Carsten Szczepanski einer der führenden Köpfe des Sturms 34, welcher weite Teile von Sachsen terrorisierte und auch heute noch beherrscht.

Auch Matthias Rott gehörte dem Sturm 34 an. Er gab, nach eigenen Angaben, seinem V-Mann-Führer eine Vielzahl von Hinweisen auf geplante Aktionen des „Sturms“, wohl in der Verkennung der Aufgabe des Verfassungsschutzes. Dieser fühlte sich nicht dazu berufen Straftaten gegen Leib und Leben zu verhindern, sondern wollte nur Informationen für ein mögliches, späteres Verbotsverfahren sammeln.

Zähle ich die V-Mann Entlohnungen der genannten Herren zusammen, so komme ich fast auf 500.000 Euro. Allein Tino Brandt brachte es auf weit über 200.000 Euro.

Doch damit sind wir noch lange nicht am „Schmankerl“, denn es gibt einen italienischen Nachrichtendienst der sich AISI (Agenzia Informazioni e Sicurezza Interna) nennt. In etwa vergleichbar mit unserem Verfassungsschutz und der wusste mit Schreiben vom 14. Dezember 2011 an das Bundesamt für Verfassungsschutz über die NSU einiges zu berichten. Insbesondere nahm die AISI Bezug auf ein Schreiben aus dem Jahre 2003 in dem er seine Erkenntnisse über ein Neonazitreffen im belgischen Waasmunster (November 2002) offen legte, bei dem sei unter anderem über ein Netzwerks militanter europäischer Neonazis gesprochen worden. 2008 hatte die AISI Erkenntnisse über ein Treffen Südtiroler Skinhead-Gruppen bei Bozen, bei dem die Durchführung fremdenfeindlicher „exemplarischer Aktionen“ diskutiert und zusammen mit Neonazis aus Bayern und Franken eine detaillierte Kartenauswertung vorgenommen wurde, um Geschäfte (Kebabs und andere) von außereuropäischen Staatsangehörigen ausfindig zu machen.

Diese Erkenntnisse riechen nach der propagierten Strategie der englischen Sektion von Blood and Honour, welche den so genannten „Führerlosen Widerstand“ in Form von autonom operierenden Zellen favorisierte.

Damit wären wir bei dem NSU-Terror-Trio und bei Thomas Starke, welcher die deutschen Division von Blood and Honour in Chemnitz leitete, aber auch bei dem V-Mann Carsten Szczepanski, der als einer der Gründungsväter der Combat 18, dem bewaffneten Arm von Blood and Honour und des Sturms 34 genannt wird.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat natürlich nicht bei der AISI nachgehakt. Dort hätten die Zitronenfalter (**) erfahren, dass an diesem Gespräch bei Bozen unter anderem die Thüringer NPD-Führungskräfte Frank Schwerdt und Patrick Paul teilgenommen haben. Frank Schwerdt, stellvertretender Bundesvorsitzender und Landesvorsitzenden der NPD (Thüringen) wurde im Landesverband der NPD von Ralf Wohlleben vertreten. Ralf Wohlleben ist einer der mutmaßlichen Unterstützer der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund.

Ob die Behörden bewusst oder ungewollt den Nationalsozialistischen Untergrund finanziell unterstützten bleibt ihr Geheimnis. Dass sie ihn unterstützten und das WARUM können wir uns zwischenzeitlich erklären. Was aber geschah mit dem restlichen Geld? Wir wissen es nicht. Wir haben etwa 760 (***) ungeklärte Mordfälle in diesen 33 Jahren, bei denen ein rechtsradikaler Hintergrund heute nicht mehr ausgeschlossen wird. 1,2 Milliarden Euro geteilt durch 760 ergibt 1,57 Millionen Euro je Mord.

Ironisches Fazit:

Es hat fast 20 Jahre gedauert bis unsere Behörden begriffen, dass es auch billiger geht. Na also, soll noch einmal einer sagen, dass unsere Zitronenfalter (**) nicht lernfähig sind. Wenn wir sie weiter üben lassen, dann liefern sie uns noch den Mord sicherlich eines Tages für unter 10.000 Euro.

(* qualifizierte Schätzung, da nicht alle Daten aus allen Bundesländern bekannt sind)

(** Wer glaubt das der Verfassungsschutz die Verfassung schützt, glaubt sicherlich auch, das Zitronenfalter Zitronen falten, behauptete man zu meiner Studienzeit.)

(*** Laut Bundesregierung haben 60 ungeklärte Morde einen mutmaßlichen rechtsradikalen Hintergrund. Laut Opferhilfeorganisationen sind es 163. Der Autor bleibt aus gewissen Gründen bei der Zahl 760. Dazu später in einem Artikel.)