Das ist doch einmal eine Nachricht aus Israel, die nicht alle Tage zu vermelden ist. Das Militär kämpft mit dem Finanzministerium einen respektablen, fiskalen Strauss um noch mehr Geldzuweisungen und cancelt alle diesjährigen Manöver. Genug ist nicht genug.
Moshe Ya’alon, der Verteidigungsminister und der Chef der Armee, Benny Gantz, teilten mit, dass die grösste Heimatschutzübung „Turning Point 8“ im Juni nicht stattfinden wird.
Das Manöver sollte einen gross angelegten Raketenangriff aus Feindesland simulieren und das Zusammenspiel mit Ämtern, Behörden, Schulen, Rettungsdiensten, Polizei, Feuerwehr, der Energie- und Wasserbehörden und der petrolchemischen Industrie zum Schutz des Landes und seiner Bevölkerung erproben.
Schuld daran sei der Pleitegeier, der unerbittlich die Kräfte der Israel Defense Force (I.D.F.) aushöhlt. Ganz Israel laufe Gefahr, die Verteidigungsbereitschaft einzubüßen, so der Klagegesang des Duos. „Das ist kein Spiel, und wir drohen nicht, das ist einfach die Realität“, erklärte ein Beamter des Verteidigungsministeriums in Israel Radio. Dies sei nur der erste Schritt, alle weiteren Manöver müssten wegen der Budgetkürzungen in diesem Jahr ausfallen.
Es fehlt auch nicht der Hinweis auf die existenzbedrohende Lage der Mitarbeiter in der – stark exportorientierten – Rüstungsindustrie und ihrer Zulieferer, wenn es wegen Auftragsmangels zu Entlassungen kommt. Dass sich die ausländischen Einkäufer auf Militärmessen nur so um die einheimischen Produkte wie die abgewinkelten, um die Ecke schiessenden Sturmgewehre, Späh-Software oder Drohnen-Technologie Made in Israel reissen, wurde dabei galant vergessen.
14,5 Milliarden U.S.-Dollar Jahresbudget sind natürlich viel zu wenig, da man ungerechterweise selbst das Benzin für den Fuhrpark im Gegensatz zum öffentlichen Nahverkehr und Grundsteuern auf die Liegenschaften berappen müsse, klagt die Poker-Runde.
Zum Trost sei den Verarmten (engl. arms = Waffen) mitgeteilt, dass weit und breit keine Länder sichtbar sind, die ihre Raketen auf Israel abfeuern würden, und der „Erzfeind“ Saudi-Arabien sitzt ja nun auch spätestens seit der Etablierung der „Achse des Religiösen“ mit im gleichen Boot. Gut versorgt sind auch beide Länder mit Waffensystemen aus Deutschland. Das schmiedet diese Allianz prima zusammen.
Mit den Einsparungen der horrenden Kosten, die bei den versprochenen Ausfällen der Manöver entstehen, lassen sich nebenbei die weiteren bemängelten Versorgungslöcher stopfen. Die eigene Bevölkerung wird nicht durch kreischende Töne der Alarmsirenen und geschwindes Abtauchen in unterirdische Bunker traumatisiert und jeder kann in diesen Tagen weiter den Beschäftigungen nachgehen, ohne dass es zu einem Ausfall – gerade auch im landesweiten Rüstungsgeschäft – des Bruttoinlandsprodukts kommt. Warum also Grund zur Klage? Zur Not springen wie stets die hilfsbereiten ausländischen Freunde mit ihren prallen Geldbörsen und offenen Ohren ein. In Berliner und Washingtoner Zentralen sitzen spendable Schlips- und Hosenträger mit grossen Taschen, die diese Not trotz illegalen Siedlungsbaus lindern.
Moshe Ya’alon und Benny Gantz werden ihr Generalswort nicht brechen, oder doch? Das nennt man dann wohl anstandshalber Scheinmanöver oder scheinheilige Finte.
Quelle:
http://www.timesofisrael.com/idf-cancels-major-preparedness-exercise-due-to-cuts/