Sechs US-Präsidenten haben den Irak zerstört

Man muss kein Akademiker sein, um herauszufinden, dass es dem Irak unter Saddam Hussein besser ging als heute.

Nicht, weil Saddam ein großer Führer war ohne Blut an seinen Händen. Es ist nur so, dass das,was sechs US-Präsidenten dem Irak in den vergangenen 35 Jahren angetan haben, viel schlimmer ist als alles, was Saddam jemals dem irakischen Volk angetan hat.

Unter Saddam hatten die Iraker eine gut gehende Wirtschaft mit einer reichen Mittelklasse, eine gut funktionierende Infrastruktur auf dem Niveau der höchstentwickelten Länder der Welt, freie medizinische Versorgung und freie Bildung bis zum Hochschulabschluss.

Heute haben die Iraker eine Arbeitslosenrate von 50%, ein Problem, Wasser und elektrischen Strom zu bekommen und zusammengebombte Krankenhäuser und Schulen.

Zu Saddams Zeiten waren im Irak die Rechte der Frauen in der Verfassung garantiert, Religion spielte so gut wie keine Rolle in der Regierung, Sunniten und Schiiten kamen relativ gut miteinander aus und al-Qaeda gab es nicht. Heute sind die Iraker mit dem Gesetz der Scharia konfrontiert, Sunniten und Schiiten bringen sich gegenseitig um, und al-Qaeda im Irak (jetzt bekannt als ISIS) ist wohl zur zur mächtigsten Nicht-Regierungs-Macht der Welt geworden.

Gut gemacht, Amerika,

Der Grund dafür, dass der Irak sich in dem Durcheinander befindet, das heute dort herrscht, liegt nicht in einer lange bestehenden Feindschaft zwischen sunnitischen und schiitischen Moslems, sondern darin, dass sechs US-Präsidenten in zehn Amtsperionden eine Situation geschaffen haben, die zwangsläufig den Irak von heute zur Folge hatte.

Dem irakischen Volk sollte Beifall gespendet werden, weil es so lange ausgehalten hat, ohne zu implodieren. Die Iraker sind offensichtlich friedlicher und viel tapferer als Amerikaner. Die Vereinigten Staaten von Amerika befänden sich in einem Zustand der Anarchie, wenn ihre größeren Städte bombardiert würden, drückende Sanktionen verhängt würden, die hunderttausende ihrer Kinder töteten, wenn sie von einem fremden Militär okkupiert wären, eine Marionettenregierung von einem anderen Land installiert würde und Republikanern Waffen ausgehändigt würden, damit sie Demokraten erschießen und umgekehrt.

Aber die Amerikaner können sich diese Art von Szenario nicht vorstellen, und sie denken lieber nicht daran, was ihre Steuerdollars, ihre gewählten Vertreter und ihre bewusste Ignoranz einer anderen Zivilisation angetan hat.

Und um alles noch schlimmer zu machen, sind Amerikaner, besonders Demokraten, jetzt im Wesentlichen still, wo ihr Präsident dabei ist, dem Irak dasselbe anzutun, was fünf andere Präsidenten bereits gemacht haben.

Wenn wir chronologisch zurück gehen, dann sehen wir, wie sechs US-Präsidenten den Irak zerstört haben.

Barack Obama

Die Vereinigten Staaten von Amerika befinden sich im Krieg mit dem Irak. Niemand will das bestätigen, möglicherweise weil das nicht ein Krieg mit dem Irak ist, sondern ein Krieg im Irak.

Vielleicht haben Menschen Obama vor zwei Wochen wirklich geglaubt, als er sagte: „amerikanische Kampftruppen werden nicht im Irak kämpfen.“ Am Dienstag wurde jedoch angekündigt, dass bewaffnete Drohnen und Apache-Helikopter von Militär der Vereinigten Staaten von Amerika im Irak geflogen werden.

Seit wann fliegen „Berater” Apache-Helikopter und bewaffnete Drohnen?

Ebenfalls am Dienstag berichtete The Hill, dass Obama weitere 200 Soldaten in den Irak schickt, wodurch die Gesamtzahl von Bodensoldaten der Vereinigten Staaten von Amerika im Irak auf 750 steigt. Und am Mittwoch sagte das Außenministerium, dass die Obama-Administration weitere 4.000 US Hellfire-Raketen an die irakische Regierung verkaufen will.

Ab wann werden „progressive” Nachrichtensender wie Democracy Now und CommonDreams über „mission creep“ (schleichende Ausweitung) und Obama-Doppelsprech sprechen? Es kann noch eine Weile dauern, wo sie doch zur Zeit mit Immigration, der NSA und der Hobby Lobby beschäftigt sind. Sicher wichtige Themen, aber wenn dein Land einen weiteren Krieg in einem Land beginnt, das es schon 35 Jahre lang terrorisiert hat, müssen diese Themen auf der Prioritätenliste nach hinten gereiht werden.

Säße ein Republikaner im Oval Office, dann würden die angeblich linken Medien und nationale Antikriegsgruppen garantiert toben und könnten tatsächlich eine Rolle dabei spielen, die Vereinigten Staaten von Amerika davon abzuhalten, zurück in den Irak zu gehen.

Aber das werden sie nicht, weil ihre Finanzierung weitgehend durch Demokraten erfolgt, daher können sie sich´s nicht mit dem selben Nachdruck mit Obama anlegen wie sie es mit Bush gemacht haben.

Sogar Kirsten Powers, die für USA Today schreibt, stellte die Integrität von Mit-Liberalen in der Ausgabe vom Mittwoch in Frage, wo sie schrieb: „Liberale, die versessen waren auf Schlagzeilen über Präsident Bush’s Machtmissbräuche, sind jetzt verdächtig ruhig, oder noch schlimmer, verteidigen dasselbe Verhalten, dass sie bei einem Republikaner abscheulich fanden.“

George W. Bush

Über das, was der jüngere Bush dem Irak angetan hat, braucht nicht viel gesagt zu werden. Auf der Grundlage der Lüge (keine unzureichenden Geheimdienstinformationen, es war eine Lüge), dass Saddam Massenvernichtungswaffen besitzt und eine Bedrohung darstellt für die Vereinigten Staaten von Amerika, und mit dem Trick, den Irak mit den Attacken des 9/11 zu verbinden, peitschte Bush die Amerikaner in einen Blutrausch und brachte sie dazu, die Invasion und Okkupation des Irak zu befürworten.

Bush´s Krieg kostete mindestens eine halbe Million Iraker das Leben, zwang um die vier Millionen in die Flucht, zerstörte die Infrastruktur des Irak und schuf eine unermessliche Zahl von Feinden der Vereinigten Staaten von Amerika, einschließlich ISIS.

Bill Clinton

Es war die Clinton-Administration, die als erste den Mythos perpetuierte, dass Saddam über Massenvernichtungswaffen verfügte. „Saddam darf es nicht gestattet sein, seine Nachbarn oder die Welt mit Atomwaffen, Giftgas oder biologischen Waffen zu bedrohen,“ erklärte Clinton 1998 zur Rechtfertigung von Raketenangriffen gegen den Irak.

Und sogar nach Clintons Präsidentschaft unterstützte der frühere Vizepräsident Clintons Al Gore George W. Bush beim Thema Massenvernichtungswaffen des Irak, indem er sagte: „Wir wissen, dass er geheime Vorräte von biologischen und chemischen Waffen in seinem ganzen Land gelagert hat.“

Aber die extremste Form des Terrorismus, die Clinton ausübte, war mittels des Gebrauchs von Sanktionen gegen die Zivilbevölkerung des Irak, die 500.000 Kinder töteten. „Mittelalterlich“ und „skrupellos“ waren die Worte, mit denen der langsame, schmerzhafte Tod beschrieben wurde, dem irakische Kinder ausgesetzt wurden durch das Fehlen von Nahrung, Medikamenten und Betäubungsmitteln, deren Import in den Irak die Vereinigten Staaten von Amerika (und das Vereinigte Königreich, das sich voll an dem Verbrechen beteiligte – Anmerkung Klaus Madersbacher) verboten hatten.

Clintons Außenministerin Madeleine Albright zeigte die wahre Fratze amerikanischen Mitgefühls, als sie bezüglich des Todes von einer halben Million irakischer Kinder gefragt wurde – mehr als die Zahl der in Hiroshima und Nagasaki Getöteten – und 1996 in der Sendung 60 Minutes sagte: „Das ist eine sehr schwere Entscheidung, aber der Preis, wir denken der Preis hat sich gelohnt.“

Die humanitäre Katastrophe, die die Sanktionen gegen den Irak zur Folge hatten, wurde häufig erwähnt als ein Faktor, der die Motivation zu den terroristischen Attacken des 9/11 lieferte. Osama bin Laden selbst erwähnte die Sanktionen gegen den Irak als einen Grund für die Attacke gegen die Vereinigten Staaten von Amerika.

George HW Bush

Die meisten erinnern sich wohl an die Geschichte „Saddams Soldaten werfen Babies aus ihren Brutkästen,“ die den Umschwung der öffentlichen Meinung zugunsten des Einmarsches in den Irak 1990 bewirkte.

Aber nicht alle wissen, dass diese Geschichte ein Schwindel war, den sich die amerikanische Werbefirma Hill&Knowlton ausgedacht hatte. Die Lüge erreichte ihren Höhepunkt, als eine junge Frau namens Nayirah vor einem Kongressausschuss auftrat, um die angeblichen Gräueltaten zu beschreiben. Es stellte sich heraus, dass Nayirah die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den Vereinigten Staaten von Amerika war – eines Mannes, der unbedingt wollte, dass sich die Vereinigten Staaten von Amerika in den Irak-Kuwait-Konflikt einmischten. Als die junge Nayirah später nach Beweisen gefragt wurde, gab sie zu, dass ihre Geschichte erfunden war.

Und wenig wurde darüber geredet, wie die Vereinigten Staaten von Amerika in der einen Minute ausdrücklich ihre Zustimmung für Saddams militärisches Vorgehen gegen Kuwait gaben und in der nächsten Minute dem Irak den Krieg erklärten, angeblich um Kuwait zu verteidigen.

Das wurde bestätigt in einer Depesche des Außenministeriums, die von WikiLeaks 2011 veröffentlicht wurde, die die jetzt berühmte Diskussion zwischen der Botschafterin der Vereinigten Staaten von Amerika April Glaspie und Saddam selbst ausführlich beschrieb.

Das Ergebnis von Bush´s Krieg gegen den Irak: mindestens 100.000 getötete Iraker und der Beginn der unmenschlichen Kollektivstrafe der oben erwähnten Sanktionen.

Ronald Reagan

Im Jahr 2013 freigegebene Akten der CIA bestätigen, was bereits als wahr erachtet worden war: die Vereinigten Staaten von Amerika halfen Saddam, als er chemische Waffen gegen den Iran einsetzte.

Zum Blutbad beitragend bewaffneten die Vereinigten Staaten von Amerika auch den Iran, wie durch die Iran-Contra-Affäre bewiesen wurde. Letztlich dauerte der Irak-Iran-Krieg, in dem die Vereinigten Staaten von Amerika beide Seiten mit Waffen belieferten, acht Jahre lang und tötete über eine Million Iraker und Iraner.

Jimmy Carter

Aufgrund seiner Reputation als ein Mann des Friedens wollen sich wenige daran erinnern, dass die Carter-Doktrin die Grundlage legte für militärische Interventionen der Vereinigten Staaten von Amerika im Mittleren Osten.

In einer Reaktion auf die Invasion der Sowjetunion in Afghanistan 1979 erklärte Carter in seiner State of the Union-Rede im Januar 1980, dass die Vereinigten Staaten von Amerika militärische Gewalt einsetzen würden, wenn es notwendig sei, ihre nationalen Interessen am Persischen Golf zu verteidigen.

Auf das hin und in der Befürchtung, dass die iranische Revolution auf benachbarte Länder übergreifen könnte, gab die Carter-Administration „den Irakern grünes Licht für den Beginn des Krieges gegen den Iran,“ laut Aufzeichnungen von Alexander Haig.
Es ist auch das Volk der Vereinigten Staaten von Amerika

Der Irak ist heute in einem großen Ausmaß ein gescheiterter Staat aufgrund von Amerikas Streben nach der absoluten Weltbeherrschung. Den Vereinigten Staaten von Amerika macht es nichts aus, wie viele Menschen leiden und sterben müssen – sie finden immer einen Weg, um zu behaupten: „es hat sich gelohnt, weil ohne uns die Dinge viel schlimmer wären.“

Die Menschen in aller Welt sind großzügig, wenn nicht naiv, wenn sie glauben, dass Amerikas globale Aggression die Schuld der Regierung und nicht der Menschen ist. Amerikaner sind wie der Kerl, der zuschaut, wie ein Rüpel in der Nachbarschaft jeden Tag ein Kind verprügelt, aber nichts sagt, weil der Vater des Rüpels der Chef der Firma ist, in der er arbeitet.

Von den sechs US-Präsidenten, die den Irak zertrümmert haben, waren die Hälfte Demokraten und die Hälfte Republikaner. Offensichtlich ist es nicht nur eine Partei, die Kriegspräsidenten wählt. Und Wähler beider Parteien verhalten sich verdächtig ruhig, wenn ihr Präsident lügt, um die Führung eines Kriegs zu rechtfertigen.

Wie kommt es, dass sich nach 35 Jahren die Amerikaner weniger um den Irak kümmern als vor 10 Jahren?

Orginalartikel Six US Presidents Have Destroyed Iraq vom 4.Juli 2014

Quelle: http://antikrieg.com/aktuell/2014_07_05_sechs.htm

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