US-Militärs und afghanische Truppen bringen französische Soldaten um, der französische Kommandeur von Kabul schickt keine Unterstützung und der Pariser Generalstab lügt über den Hinterhalt.
Paris: „Was sicher ist, sie starben in einem Hinterhalt wie Wildtiere“, so gestern der Onkel eines der am Montag in Afghanistan getöteten zehn französischen Soldaten, der am Flughafen auf den Sarg seines Neffen wartete.
Was ebenfalls sicher ist: sie wurden getötet durch NATO-Bomber, durch US-Truppen und afghanische Einheiten.
HINTERHALT AM SAROBI-PASS
Nach Aussagen der französischen Soldaten gegenüber der renommierten Zeitung „Le Monde“ (Ersatzlinks hier und hier) spielte sich am Montag dem 18.August folgendes ab…
Die französischen Soldaten des 8. Fallschirmspringer-Regiments der Marine, dem 2. Fallschirmspringer-Regiments der Fremdenlegion und dem Regiment des Tschad-Marsches (“ Régiment de marche du Tchad (RMT)“ sind gegen 13.30 Uhr mittags im Rahmen einer ISAF-Mission unterwegs auf einer Strasse die zur Stadt Sarobi führt, deren Distrikt die französische Militärführung erst kürzlich im Rahmen der von Präsident Sarkozy verfügten Truppenaufstockung von den US-Militärs als „Verantwortungsbereich“ (Besatzungszone) übernommen hatte.
Diese Strasse, die sehr bald zu einem engen Pass werden würde, ist aber noch Teil der Region Kabul. Das Kommando über die 5000 NATO-Soldaten in der nur 30 Meilen entfernten Stadt Kabul hatte vor wenigen Tagen, am 5.August, der Franzose Michel Stollsteiner übernommmen.
Die Strecke gilt als extrem gefährlich. Das anvisierte Ziel liesse sich auch anders erreichen. Trotzdem wird der französische Generalstabschef General Jean-Louis Georgelin nachher bei einer Pressekonferenz erklären, dass es nötig war die Elite-Soldaten zu Fuss auf die Pass-Spitze zu schicken.
Die französischen Soldaten sind mit US-Spezialeinheiten und afghanischen Militärs unterwegs. Diese halten sich hinter den Franzosen.
In dem Augenblick als die französischen Truppen die Pass-Spitze erreichen, geraten sie in einen Hinterhalt. Später wird Generalstabschef Georgelin in Paris behaupten, in diesen Minuten hätten die eigenen Truppen die meisten Verluste erlitten.
Nach Aussage der überlebenden Soldaten passiert aber folgendes: 4 Stunden lang erhalten sie im Gefecht durch die US-Soldaten und die afghanischen Truppen hinter ihnen nicht nur keine Unterstützung – sondern sie werden von den eigenen „Verbündeten“, darunter Elite-Scharfschützen, direkt unter Feuer genommen, . Sie müssen sich nach allen Seiten verteidigen. Die Munition geht ihnen aus. Das eigene, das französische Kommando in Kabul unter Michel Stollsteiner bricht die Verbindung zu ihnen ab. Verstärkung und Entsatz kommt nicht, obwohl 5000 NATO-Soldaten nur 30 Meilen entfernt sind.
Die sogenannte „Rapid Force“, die schnelle Eingreiftruppe, ist angeblich nicht in Bereitschaft, was allen militärischen Grundregeln und Einsatzmustern widerspricht. Die afghanischen Soldaten, die mit ihnen auf die Patrouille gingen, nehmen sie immer dann unter Feuer, wenn sie versuchen sich vom Pass zurückzuziehen.
Dann kommen NATO-Bomber. Sie greifen die Franzosen an und töten mehrere Soldaten.
Über 13 Stunden gehen die Gefechte, schliesslich werden die letzten verwundeten Franzosen gegen 2 Uhr nachts am Dienstag evakuiert.
Als „Le Monde“ schliesslich die Darstellung der französischen Elite-Soldaten veröffentlicht, verweigert man in Paris einen Kommentar dazu. Später steht in Kabul der zufällig geplant nach Afghanisten gereiste französische Präsident Sarkozy in der französischen Regionalkommandatur General Stollsteiners vor den Särgen der Toten und verneigt sich, die Presse ist eingeladen.
Anschliessend sagt Sarkozy: „Die beste Weise, Euren Kameraden die Treue zu halten, ist es, weiter zu machen, den Kopf zu heben, professionell zu handeln“.
Der Afghanistan-Einsatz sei „unerlässlich“ im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. „Warum sind wir hier? Weil es hier um einen Teil der Freiheit in der Welt geht“.
Die französischen Truppen kämpften nicht gegen die Afghanen, sondern mit ihnen – „um sie nicht der Barbarei zu überlassen“.
Kampfflugzeuge der Verbündeten seien den „in einen Hinterhalt von extremer Gewalt geratenen Soldaten“ zur Hilfe geeilt, so Sarkozy.
Niemand der anwesenden Soldaten erschiesst diesen Präsidenten auf der Stelle.
Der französische Armeechef General Elrick Irastorza, gerade mit der Abwicklung der französischen Armee und ihrer Inlandsstützpunkte zugunsten der neuen EU-Militärdoktrin Sarkozys für weltweite Einsätze beschäftigt, sagt angesprochen auf die Enthüllungen von „Le Monde“:
„Alles zur richtigen Zeit…es gibt eine Zeit für Mitgefühl, für Solidarität..wir werden die Lehren ziehen aus diesem Event..“
Der deutsche Verteidigungsminister Franz Jung spricht Nicolas Sarkozy sein Beileid aus.
Dann antwortet er am Mittwoch in einem sicher spontan geplanten Interview auf folgende Frage..
„Anfang der Wochen wurden in Afghanistan zehn französische Soldaten getötet. Die Lage am Hindukusch hat sich zugespitzt. Sind die deutschen Soldaten sicher?“
Franz-Josef Jung: „Leider hat sich die Sicherheitslage verschärft. Ich bin froh, dass ich bereits 2006 angeordnet habe, dass dort nur in geschützten Fahrzeugen patrouilliert werden darf. „
..und vergisst dabei, dass nach offizieller Darstellung am 19.Mai 2007 in Afghanistan drei deutsche zivile Angestellte der Bundeswehr (deren offizielle Identität erst nach Tagen bekannt gegeben wird) zwar nicht auf Patrouille, aber beim Einkaufen von Kühlschränken auf dem offenen Markt von Kundus durch spontan geplant informierte Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt worden sein sollen, die vorher noch ein Kamerateam für den Anschlag bestellten, welches aber am Mittag, Stunden nach dem Attentat am Morgen (zu dessen Tatzeit Bundeswehr und „Taliban“ unterschiedliche Angaben machen) schon wieder weg war, während eines von Spiegel TV plötzlich zufällig anwesend ist und einen sauber wieder aufgeräumten Tatort filmt.
Aber als Minister kann man ja nicht alles im Gedächtnis behalten. Das hat man mit seinen Mitbürger gemeinsam.
Nur zur Erinnerung: nach offiziellen Angaben der Bundeswehr kennt diese die angeblichen Drahtzieher dieses angeblichen „Selbstmordanschlages“ vom 19.Mai 2007, nach dem Franz Jung eine Milliarde Euro mehr für seinen Verteidigungshaushalt bekam, welchen er kurz vor dem „Attentat“ beantragt hatte.
Franz Jung weiter im Text des gestrigen Interviews. Er sagt
„Hintergrund ist, dass die terroristischen Aktivitäten immer stärker von Pakistan auf Afghanistan ausstrahlen und die Taliban dort ihr Aufmarsch- und Rückzugsgebiet haben. Das bereitet mir große Sorgen, vor allem mit Blick auf die Grenze Afghanistan/Pakistan. Dort gehen in bestimmten Regionen täglich 60 000 Menschen unkontrolliert über die Grenze“
und vergisst das brandneue biometrische Überwachungssytem der NATO an der Grenze zwischen Pakistan und Afghanistan zu erwähnen. Aber Brutus und Cassius und Minister Jung sind ehrenwerte Leute.
„Es zeichnet sich ab, dass die USA ihren Kampf gegen den internationalen Terrorismus deshalb nach Pakistan verlagern wollen. Ziehen Sie dabei mit?“
Jung: „Wir müssen Pakistans Grenzen respektieren, aber entschieden auf eine Lösung des Grenzproblems dringen. Pakistan muss den Anti-Terror-Kampf stärker unterstützen.“
„Halten Sie einen ISAF-Einsatz in Pakistan für notwendig?“
Jung: „Das steht nicht zur Diskussion, aber abgesehen davon ginge das nicht ohne Zustimmung Pakistans und ein Mandat der Vereinten Nationen.“
Gut, dass nach dem Sturz von Pervez „Chicken“ Musharraf die Kontrolle über die pakistanischen Atomwaffen, welche die USA schon seit letztem Frühjahr offen anstrebten, nun derzeit beim pakistanischen Parlamentspräsidenten Muhammad Mian Soomro liegen, der neben 6 anderen Banken auch Angestellter der Bank of America war.
Da könnten Brutus und Cassius erst so richtig neidisch werden.
„Unterstützen Sie den Einsatz von AWACS-Aufklärungsflugzeugen über Afghanistan?“
Jung: „Darüber wird gegenwärtig im Bündnis beraten…“
„Erwarten Sie Widerstand im Bundestag für ein neues ISAF-Mandat?“
Jung: „Ich hoffe, dass wir über die Mehrheit der großen Koalition hinaus dafür Zustimmung finden. Dem letzten ISAF-Mandat haben auch Grüne und FDP-Abgeordnete zugestimmt.“
„Themenwechsel Kaukasus: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Aufnahme Georgiens in die NATO zugesagt. Stehen Sie dazu?“
Jung: „Ich denke, es ist gut, dass wir neben der seit Jahren bestehenden NATO-Ukraine-Kommission jetzt auch rasch eine NATO-Georgien-Kommission einrichten.“
Der französische Generalstabschef Jean-Louis Georgelin, der zu den Aussagen seiner überlebenden Elite-Soldaten schwieg, hatte noch dieses Frühjahr gesagt:
Heute spekulierte man in der weltweiten Presse, wie sich das Attentat den nun auf die kriegsentscheidende „Stimmung“ in Frankreich auswirken würde.
Während die junge, junge, Welt wieder einen vom „Sozialisten“ und „Kommunisten“ erzählte, erklärte der Chef der auch in Frankreich als Verräter angestellten parlamentarischen Fantom-Linken, Francois Hollande, dass am Afghanistankrieg nicht gerüttelt werde dürfe.
Dafür hatte man, ohne irgendwelche Belege, in der internationalen Presse erst einmal auffällig nichts über die Berichterstattung des „Le Monde“ gelesen, aber dafür ständig über einen alten Bekannten: Gulbuddin Hekmatyar.
Er soll früher einmal, obwohl angeblich ständig früher mit dem Iran anbandelnd, nun genau dieses Gebiet um Kabul herum, wo am Montag die französischen Soldaten durch die Kugeln und Bomben der US-Militärs um´s Leben kamen, schon irgendwann einmal unter Kontrolle gehabt haben.
Dabei erklärte er selbst mehrfach nun mit dem Krieg gegen die Karzai-Regierung aufgehört zu haben. Schliesslich hatte der umtriebe Warlord, der schon alles und jeden verkauft hat, sich 2006 bereits mit der Karzai-Regierung zu „informellen Gesprächen über einen „Waffenstillstand“ getroffen.
„A series of truces at local and national level, produced by informal talks between Hamid Karzai‘s government with the Taliban and its Islamist ally, Gulbuddin Hekmatyar, appear to be holding for the time being.“
Und wie es der Zufall nun will: nun soll Hekmatyar auf einmal nicht mehr im Iran, sondern in Pakistan sein. Das liess schon mal präventiv zufällig der „Herald Tribune“ fallen.
Und Brutus und Cassius sind ehrenwerte Leute.
(…)
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Ersatzlinks ergänzt am 23.03.2012