Syrien-Invasion und Terrorkrieg: Der Imperialismus versucht die Theorie der Verrückten

Russland, China und U.S.A. haben sich offenbar auf einen imperialistischen Konsens und den Eintritt in ein Orwellsches Zeitalter des Ewigen Krieges sich gegenseitig stabilisierender autoritärer Blöcke geeinigt.

Einziger Störfaktor: die nicht mehr ganz so gelähmte Berliner Republik mit ihrem guten Geist aus der Vorkriegszeit.

Am 21. August gab der seit Anfang des 20. Jahrhunderts „Weisses Haus“ genannte Präsidentenpalast der Vereinigten Staaten von Amerika Einsätze des eigenen Militärs auf syrischem Territorium zu. Man erfand sich die dabei die übliche Opferrolle und das notwendige Zurückschießen gegen die eigenen Invasionskräfte und Schattenarmeen, der Möhre vor dem Esel des eigenen Militärs, Landes und Einflussbereichs. Vor dem Kongress saßen Pentagon-Leiter Chuck Hagel und Generalstäbe-Leite Martin Dempsey und hielten sich „alle Optionen“ für Militäroperationen in Syrien offen. Danach wartete das Imperium auf die Reaktion der Weltöffentlichkeit und der geostrategischen Gegner. Als die Weltöffentlichkeit nichts und Russland und China noch weniger unternahmen, vollzog es den nächsten Schritt.

Am 25. August gaben Washington den Einsatz von Sondereinheiten der U.S. gegen den „I.S.“ in Syrien bekannt. Vor noch 25 Jahren hätte selbst jeder Vollidiot und trunkene Nichtskönner, angesichts solcher Begründungen eines Imperiums für „Interventionen“ nach drei Jahren gescheitertem Invasionsversuch, aus Notwehr den Fernseher beworfen. Doch in der Weltpolitik des 21. Jahrhundert reichte diese Ankündigung der U.S.A. lediglich für das übliche Nichts. Also machten die „Führer“ weiter. Willkommen in der „Freien Welt“.

Unter dem gleichen, schäbigen Geheuchel wie seit Beginn ihres weltweiten Terrorkrieges durch die bis heute nie gerichtlich untersuchten Attentate des 11. September in Washington und New York, testeten nun die Vereinigten Staaten von Amerika weiter die Bereitschaft der Weltöffentlichkeit aus, eine offene Invasion Syriens zu akzeptieren.

Am 26. August erklärte ein drittrangiger Sprecher des Weißen Hauses das Recht der Vereinigten Staaten auf weltweite Kriegführung “ohne Rücksicht auf internationale Grenzen”. Begründung: Schutz der eigenen Bürger vor Bedrohungen, die unter dem Auge des – schon vor dem 13-jährigen Terrorkrieg gigantisch aufgeblasenen – U.S.-Militär- und Spionage-Molochs im eroberten Irak, sowie im bereits eroberten Teil Syriens auf „magische“ Art und Weise aus dem Hut gesprungen waren.

Die Kriegsvollmacht aus 2001: Auf dem Kopf in die Wende rückwärts

Radio Utopie erläuterte diesbezüglich den Zusammenhang mit der am 14. September 2001 dem Präsidenten durch den Kongress der Vereinigten Staaten ausgestellten zeitlich, räumlich und operativ uneingeschränkten weltweiten Kriegsvollmacht „Authorization for Use of Military Force“.

Zwei Tage nach unserem Artikel stellte die „New York Times“ am 28. August höchstselbst genau diesen Zusammenhang her. Von einer „Nachrüstung“ der Kriegsvollmacht A.U.M.F. war die Rede, die nach dem 11. September nur ausgestellt worden war

gegen diejenigen Nationen, Organisationen, oder Personen…, die er (der Präsident) bestimmt als diejenigen, welche die terroristischen Angriffe, die sich am 11. September ereigneten, geplant, autorisiert, begangen, oder unterstützt haben“

Wieder einen Tag später veröffentlichte am 29. August U.S.-Außenminister John Kerry in der “New York Times” einen blumigen, an das weltweite Boulevard-Publikum gerichteten Artikel, in dem er für eine “globale Koalition” gegen den “Islamischen Staat” warb. Kerry kündigte an, dass der Präsident der Vereinigten Staaten im September zu diesem Zweck eine Sitzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen leiten und eine Rede vor der Allgemeinen Versammlung („Generalvollversammlung“) halten werde. Wir erläuterten den Zusammenhang am 2. September im Artikel „U.S.-Imperium will “globale Koalition” für Terrorkrieg 2.0 und bastelt an “Nachrüstung” der Kriegsvollmacht aus 2001“. Ebenso verwiesen wir auf die Frage, mit welcher Begründung der Militärpakt N.A.T.O., vor seinem Gipfel in Wales stehend, seinen am 4. Oktober 2001 ausgerufenen „kollektiven Verteidigungsfall“ aufrecht erhalten will.

Am 4. September traf sich der Militärpakt der Westblocks in Wales. Heraus kam genau die Kriegskoalition, die die U.S.-Regierung gefordert hatte, vorerst mit zehn Staaten. Kanzlerin Merkel erklärte den Beitritt Deutschlands. Die einzige Reaktion darauf aus den Partei-Funktionären und dem immer noch im Sommerurlaub befindlichen Parlament in Deutschland war ein Interview im „Handelsblatt“, das war´s. Währenddessen wurde das deutsche Militär in zwei Kriegsgebiete entsandt, Ukraine und Irak (korrigiert. Der Verweis auf Syrien rutschte mir etwas voreilig heraus). Reaktion im Bundestag: noch mehr Interviews aus dem Urlaub.

Am 22. September begannen die Streitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika mit der Bombardierung syrischen Territoriums, wohl wissend, dass die Russische Föderation bereits der Außerkraftsetzung des Völkerrechts in seiner bisherigen Form im U.N.-Sicherheitsrat vorab zugestimmt hatte. Die russische Regierung hatte am entsprechenden Entwurf der U.N.-Resolution auch noch mitgewirkt.

Russland als blinde Krähe

Am 24. September hielt Obama, wie angekündigt, seine surreale Rede in der Allgemeinen Versammlung der Vereinten Nationen und leitete den Sicherheitsrat. Resolution 2178, deren Folgen hier und weltweit fast keiner begreifen will und daher nicht begreifen kann, wurde einstimmig beschlossen. Der ex-U.S.-Vizeminister Paul Craig Roberts fragte sich diesbezüglich, ob sich Russland und China solange zurückhalten wollen, bis Krieg die einzige Alternative ist.

Eine andere Erklärung ist: Russland, China und U.S.A. haben sich auf einen imperialistischen Konsens geeinigt, der nichts anderes bedeutet als den Eintritt in ein Orwellsches Zeitalter, eines ewigen Krieges unter ständig wechselnden Flaggen ständig wechselnder Feinde und Bündnisse und der sich dadurch untereinander stabilisierenden Machtarchitektur der verschiedenen Blöcke, die mehr oder noch mehr ihre „Humanressourcen“ ausplündern und eine moderne Art der Sklaverei entwickeln.

Russland hat es nicht nur geschafft dem Putsch in einem strategisch wichtigen Nachbarland, der Ukraine, tatenlos zuzusehen, sondern dem Westblock nachfolgend auch noch die Möglichkeit gegeben sich als Verteidiger desjenigen neutralen Staates aufzuspielen in dem er geputscht hatte. Vor den Bevölkerungen der eigenen N.A.T.O.-Staaten wurde Russland als Aggressor dargestellt, dem man, in Zusammenspiel mit ukrainischen Oligarchen und eigenen Kräften in Moskau, die „Neurussland“-Falle gestellt hatte, in die die Russische Föderation auch prompt hinein trampelte. So dumm konnte man in Moskau gar nicht sein. Das war Absicht und geostrategische Selbstsabotage.

Präsident Wladimir Putin ist keineswegs der einzige Akteur in Moskau. Im Gegenteil, die nach dem vom Westblock inszenierten Putsch in Kiew völlig unnötige und hanebüchende Selbstbeschädigung Russlands zielt nach wie vor auf Putin selbst. Der russische Präsident soll ausgetauscht werden. Das Befeuern des russischen Nationalismus und das Locken mit einem russischen Anteil an einer „polnischen Teilung“ der Ukraine brachte Putin in eine Zwickmühle, aus der er sich selbst mühsam befreite. Aus seiner Weigerung die separatistischen Gebiete in der Ukraine in die Föderation aufzunehmen, machte Putin nicht gerade eine große Meldung. Es waren die Separatisten selbst, die sich am 17. September darüber beschwerten.

Das gleiche surreale Versagen bei der Syrien-Invasion. Anstatt dem syrischen Regime, was man nach den letzten Wahlen und den Verfassungsänderungen wieder eine Regierung nennen kann, militärisch so zu unterstützen, dass es die unter wechselnden Flaggen terroristischer (also asymmetrischer militärischer bzw paramilitärischer) Gruppen operierenden Invasionskräfte zurückschlagen und bis an die eigenen Grenzen vorrücken kann, sah Russland dem Syrien-Krieg drei Jahre lang faktisch zu. Während in irgendwelchen Provinzen eines bis vor einem Dreivierteljahr kaum beachteten europäischen Land mit einer leidlich funktionierenden Demokratie und Stabilität, der Ukraine, nach einem Putsch plötzlich Separatisten mit schwerem Militärgerät aus dem Nichts auftauchten und in der Lage waren die nun unter putschistischer Kontrolle stehende ukrainische Armee zu schlagen, war es Russland offensichtlich nicht möglich die reguläre syrische Armee (die noch dazu über Luftüberlegenheit verfügte) gegen paramilitärische Milizen so effektiv zu unterstützen, dass diese die von den Invasoren selbst geschaffenen Aufmarschplätze terroristischer Milizen einnehmen konnte, vor denen nun auch Russland so besorgt ist, dass es für diese mit dem angeblichen Gegner U.S.A. und dem Nordatlantikpakt paktieren muss.

Die U.S.A. hatten im Februar 2014 das Scheitern ihrer bisherigen Invasions-Strategie eingestanden und angekündigt, sich etwas Neues zu überlegen. An die Washingtoner Presse weiter gaben dies die rechtsradikal-neokonservativen Senatoren John McCain und Lindsey Graham, nach einem Gespräch mit Außenminister Kerry. McCain hatte bereits im Januar in Israel in das gleiche Horn gestoßen und – ausgerechnet er – vor einem Kollaps Syriens und einer Gefährdung Israels gewarnt, wegen Verhandlungen der U.S.-Regierung mit dem Iran und den palästinensischen Kolonien Israels.

Vom 31. Januar bis 2. Februar hatten sich auf der Münchner „Sicherheitskonferenz“, dem imperialen Stelldichein von Kriegsgewinnlern und Massenmördern, die Außenminister Kerry und Lawrow auf einen neuen U.S.-Plan geeinigt. Es sollten sich, so „Ria Novosti“ unter dem üblichen Bezug auf andere Presseberichte,

„Saudi-Arabien und die Türkei als die wichtigsten Geldgeber der syrischen Opposition und der Iran als wichtigster Verbündeter der Regierung in Damaskus an der Lösung der Syrien-Krise beteiligen“

Im April wurde dann über das „Wall Street Journal“ bekannt gegeben, dass von den U.S.A. und Saudi-Arabien über die Türkei und Jordanien gelieferte Waffen für Milizen im Krieg gegen Syrien bereits im Einsatz waren,

„als Teil eines Programms der Geheimdienste der USA und Saudi-Arabiens, mit dem Möglichkeiten für größere Lieferungen modernster Waffen nach Syrien sondiert worden seien.“

Und im September fragte dann die in London sitzende „Arms, Conflict Armament Research Ltd.“, woher die plötzlich aus dem Nichts in Legionsstärke erschienene Schattenarmee des „Islamischen Staates“ ihre Waffen aus den U.S.A. und Saudi-Arabien hatten. Der „Guardian“ wusste es: die Paramilitärs hatten diese „erbeutet“.

Wie erbeutet man als „I.S.“-Paramilitär Waffen eines U.S.-Militärs, das sich seit 13 Jahren in einem Terrorkrieg befindet und dessen Kommandeure selbst den eigenen Parlamentsabgeordneten nicht sagen wollen gegen wen eigentlich?

Regierungsvertreter sagten, dass zwei u.s.-trainierte irakische Armeedivisionen, oder 30.000 Truppen, seit dem 10. Juni vor der ISIL Offensive geflohen waren. Sie sagten, ihre Kommandeure hätten ihren Truppen befohlen Waffen und Ausrüstung zurückzulassen.“

Gleichzeitig pumpte die neue Kriegskoalition fünf Milliarden Dollar nicht etwa in „die Kurden“, sondern in die Peschmergas von Masoud Barzani, dem Präsidenten des irakischen Kurdistan, dessen über 50 Jahre angesetzter Öl-Deal mit dem türkischen Superdemokraten Tayyip Erdogan Ende letztes Jahres die Mutter aller Motive für den nachfolgenden Verlauf der Geschehnisse in der Region repräsentiert.

Ein altes deutsches Sprichwort sagt: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Dass die Russische Föderation im letzten Dreivierteljahr Jahr blind war, ist dementsprechend noch ein Kompliment. Wahrscheinlicher ist: sie spielte blinde Krähe und ließ sich, nach einem letztes Jahr noch abgewiesenen Bestechungsversuch, auf allerlei lukrative Geschäfte mit den mit Milliarden nur so um sich schmeißenden Saudis ein, u.a. über Umwege wie deren alimentierte blutige Militärdiktatur in Ägypten.

Iran, Syrien, Palästina: Lähmung und Starren in den nahenden Scheinwerfer

Einen Grund, Bashir Assad keinen Diktator zu nennen, habe ich bereits benannt. Bis heute sitzt Walid al Muallem im syrischen Außenministerium und markiert den Frank-Walter seines Landes. Es gibt eigentlich keinen Anlass, an dem al Muallem als Syriens viel Fleisch gewordene Theorie der Verrückten nicht genau den „war on terror“ lobgepriesen hätte, den die Vereinigten Staaten von Amerika seit dreizehn Jahren weltweit und seit drei Jahren gegen Syrien führen.

Das Außenministerium von Deutschland legte am 23. Juli 2012 in Brüssel allen anderen Staaten der E.U. die Einschätzung vor, das Regime in Syrien würde erstens verlieren und zweitens Massenvernichtungswaffen einsetzen. Titel des Papiers vom Außenministerium Deutschlands: “The Day After”.

Am gleichen Tag stellte sich in Damaskus Muallems Sprecher Jihad Makdissi (Dschihad Makdissi, Jihad Makdisi) vor die Presse und sagte a) “Wir haben Chemiewaffen” und b) “Wir werden sie im Falle einer Intervention von außen auch einsetzen”.

Meine Reaktion darauf war recht eindeutig. (23.07.2012, Verrückte in Damaskus: Syrien-Regime bettelt um die Bombardierung)

Es dauerte noch bis zum Dezember, bevor Makdissi dann in Damaskus für “im Urlaub” und in London als U.S.-Agent erklärt wurde.

Der Karriere al Muallems tat all dies keinen Abbruch.

Was Syriens Regierung tun müsste, wäre eine ehrliche Abmachung mit den Kurden, namentlich der P.Y.D. zu treffen, sich mit diesen auf einen Autonomiestatus nach Ende des Krieges zu einigen und den P.Y.D.-Milizen bei Kobane endlich zu Hilfe zu kommen. Stattdessen sitzt man auch in Damaskus rum, gibt Interviews, lässt die eigenen Soldaten seit drei Jahren in einem Krieg sterben den man wie der Kriegsgegner in Washington „Krieg gegen Terror“ nennt (und nicht etwa „Invasion“) und bezeichnet auch noch die U.S.-Luftangriffe auf das eigene Territorium als Schritt „in die richtige Richtung“; Luftangriffe, vor denen das U.S.-Imperium, wie das Vereinigte Königreich, letztes Jahr noch zurückgeschreckt war und daraufhin seine Strategie änderte.

Im Januar 2014 teilte der syrische Vizeaußenminister Faisal Miqdad etwas sehr Interessantes mit. Bereits im November 2013 seien Vertreter der jeweiligen (Auslands)Geheimdienste von Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Spanien zu Gesprächen mit dem syrischen Geheimdienst und General Ali Mamlouk in Damaskus gewesen.

Eine wohl vernittelnde Rolle habe dabei ein „aus Syrien stammender US-Geschäftsmann“ und, hieß es, „Assad-Anhänger“ namens  Chaled (Khaled) Mahjoub gespielt.

Was mag dieser alte Schulfreund der Assad-Familie seinem Zuhörer wohl alles ins Ohr geflüstert haben? Und auf was einigte man sich da in Damaskus mit den Regierungen, die nach Todesschwadronen und Invasionsarmeen nun ihre Lodenmäntel nach Syrien schickten?

Es ist bekannt, dass das U.S.-Imperium seine Pläne und Strategien über Jahrzehnte anlegt und diese ebenso „nachhaltig“ verfolgt. Wer glaubt nun allen Ernstes, die alte U.S.-Strategie einer Zerschlagung der Staaten in der Region habe sich geändert? Wer glaubt allen Ernstes, dass die U.S.-Regierung von der Linie der „Achse des Bösen“ abrücken und von einer Eroberung Syriens und des Iran absehen?

Auch in Teheran scheint man nicht zu verstehen, dass man dort hingehalten wird. Die Kriegsmächte, z.B. die Regierung von Deutschland, haben keineswegs vor irgendetwas besser zu machen als es ist. Der beste Beweis dafür: das wäre das erste Mal. Die Berliner Regierung ist ein Witz, eine dreckige Schmierenkomödie Washingtons, mit ihren Witzfiguren Merkel und Steinmeier an den Drähten.

Wenn die politische Führung des Iran nicht endlich einerseits die Kriegsgewinnler und Militärs, die es auch im Iran gibt, an die Kandare nimmt und ihnen klar macht, dass die Entwicklung von Atomwaffen keinen Schutz, sondern ausschließlich eine Gefahr für den islamischen Staat Iran mit sich bringt, und andererseits aufhört mit den Lügnern und Witzfiguren in den Regierungen zu Washington und Berlin einen Tee nach dem anderen zu trinken, wird der Westblock zuerst seine Syrien-Invasion durchführen, nachdem er – wie auch noch angekündigt – Zehntausende neuer Sölnder rekrutiert hat und dann nachfolgend in den Libanon vorrücken. Ein weiteres gigantisches Massaker wird dann die Eroberung des Gazastreifens sein, mit dem niedersten aller Kollaborateure Mahmud Abbas vorneweg als Pappfigur. Abbas braucht sich außerhalb einer israelischen Besatzungszone nirgendwo mehr blicken lassen. Seine letzte Rede vor der Allgemeinen Versammlung der Vereinten Nationen war abermals Teil eines Kriegstheaters mit Schmuck. Abbas erzählte viel und tat nichts. Entgegen allen seinen Sprüchen ist er als „Präsident“ Palästinas immer noch nicht vor den Internationalen Gerichtshof gezogen um das israelische Regime wegen dessen Kriegsverbrechen zu verklagen. Auch die Unabhängigkeit Palästinas ist immer noch nicht ausgerufen.

Es ist zwar verheerend: aber die einzig Politik in der Region, die nicht indirekt oder direkt den imperialistischen Strategien Washingtons nützt, scheint mir Hassan Nasrallah zu machen. Leider lehnt Nasrallah die ganze Existenz des Staates Israel ab und damit eine unveränderbare Realität. Immerhin betreibt die Hizb-Allah eine interreligiöse Politik und hat der Stabilität des Libanon in keinster Weise geschadet, im Gegenteil. Auch geht die Armee des Libanon endlich gegen die eingesickerten Todesschwadronen und Milizen vor, die nun nach Syrien als nächstes den Libanon zum Explodieren bringen sollen und sich hinter syrischen Kriegsflüchtlingen verstecken.

Genau diese rudimentäre Stabilität im Libanon, dessen innere Zustände am jahrzehntelangen Bürgerkrieg gemessen werden müssen, ist meiner Ansicht nach Angriffsziel der Milliarde Dollar, die die Saudis nun auch noch in den Libanon gepumpt haben. Kontrollieren tut die sta(a)ttliche Summe der alte Kumpane von U.S.A. und Saudi Arabien im Libanon, Saad Hariri. Gekauft wurden davon, sagt man, auch ein paar Waffen, selbstverständlich bei U.S.-Kriegskonzernen und selbstverständlich nur für die libanesischen Streitkräfte.

Der U.S.-Botschafter im Libanon, David Hale, zeigte sich entzückt. Man werde natürlich noch mehr Waffen in den Libanon liefern.

Für ein paar Dollar mehr.

Ihr Name ist Hase

Bis heute hat sich weltweit nicht ein einziger mit Vollmachten, Geld, Dienern und Informanten überversorgter Geheimdienst dafür rechtfertigen müssen, was derzeit in Syrien oder dem durch die U.S.A. eroberten Irak geschieht. Es hat nicht einmal irgendein für die Kontrolle dieser Verantwortlichen Verantwortlicher danach gefragt, also in einem Parlament. Stattdessen sitzt man rum und gibt Interviews.

Die im U.S.-Einflussbereich international inzestiös verschmolzenen Geheimpolizeien und „Nachrichtendienste“ sind ein Haufen Waschweiber und Dummschwätzer, die nichts tun als gegen ihre eigenen Demokratien zu konspirieren und sich ihre in 13 Jahren Terrorkrieg angehäuften Budgets und Pfründe zu sichern. Anstatt dass diese Diener ihrer Staaten irgendetwas von dem tun für das sie bezahlt werden, beglotzen und bespannen sie die Bevölkerung die sie bezahlt. Es hat sich im Spionage-Apparat die Mentalität durchgesetzt gar nichts zu tun und stattdessen andere die Arbeit machen zu lassen, sich dann an diese Arbeit anderer dran zu hängen – wie z.B. an diesen Artikel – und dann zu versuchen dies auch noch für die eigenen Zwecke zu benutzen. Der moralische, geistige, menschliche und politische Abfall einer ganzen Generation sitzt heute im „Sicherheits“-Apparat, in seiner Verkommenheit nur übertroffen von seinen Leinehaltern in den Regierungen. Und die längste Leine, die wird in Washington gehalten. Und zur Zeit wird an dieser eben gezogen.

Die „globale Koalition“ des nun 13-jährigen Terrorkrieges: Auf ein Neues

Nach Angaben aus dem U.S.-Imperium haben sich bereits 40 Staaten der geforderten „globalen Kriegskoalition“ angeschlossen. An Luftangriffen beteiligt sind laut Presseberichten neben den Öl-Monarchien im von Saudi-Arabien gelenkten „Kooperationsrat der Arabischen Staaten des Golfes“ u.a. Jordanien, Frankreich und die europäischen Monarchien Vereinigtes Königreich, Niederlande und Belgien.

Laut dem gestrigen Parlamentsbeschluss im britischen Unterhaus soll sich die R.A.F. (wir verstehen: die Royal Air Force) nicht an Luftangriffen oder Einsatz am Boden in Syrien beteiligen, was allerdings wegen den durch die Cameron-Regierung am 25. August offen zugegebenen Operationen britischer Sondereinheiten in Syrien als übler Witz zu verstehen ist. Genauso wie die allen Ernstes in London ausgeblubberte Blase, man habe Kampfjets über den Irak geschickt, aber „keinen Waffeneinsatz“ geflogen.

Die entsprechende Propaganda der durch die N.A.T.O.-Militärmächte selbst geschaffenen Paramilitärs wie der „Nusra-Front“ – vor Jahren noch als „effektivste“ paramilitärische Gruppierung gegen Syriens Regierung beschrieben, die die „Revolution“ gegen Bashir Assad übernommen habe – lässt heute nicht auf sich warten: kein Terrorkrieg ohne Terror, und das „jahrzehntelang“.

Ein Echo auf die Vorgabe aus Washington. Es werde „Jahrzehnte“ Krieg geben, so z.B. Australiens Armeechef, als eines von vielen Beispielen, wie nun krampfhaft und verzweifelt versucht wird der Bevölkerung – explizit in der Berliner Republik –  den Frieden auszureden.

Um diese ganze Panik der sich im und am dreizehnjährigen Terrorkrieg festgesaugten Vampire des Imperialismus vor einem möglichen Friedensausbruch zu verdeutlichen, noch ein Auszug aus der (aus künstlerischer Sicht durchaus wertvollen) Rede des Ewigen Außenministers Frank-Walter Steinmeier vor den Vereinten Nationen:

„Bis heute geben die Vereinten Nationen der Friedenshoffnung ein Fundament und einen universellen Anspruch. Aber dieses Fundament ist bedroht! Bedroht von Geistern der Vergangenheit und von neuen Dämonen.  Im Jahr 2014 scheint unsere Welt aus den Fugen geraten. Die Krisen überschlagen sich.“

Ich bin mir sicher, Frank-Walter vergaß einen Moment lang, dass offiziell immer noch er Außenminister der Bundesrepublik Deutschland ist und nicht ich, zum Beispiel. Es ist mir unbegreiflich, wie und warum es sich die Bevölkerung Deutschlands gefallen lässt, dass genau diejenigen, die sie dafür bezahlt etwas zu bewahren oder in Ordnung zu bringen, erst alles in Grund und Boden versauen was sie in die Finger bekommen und sich dann hinstellen und davor warnen. Und dann noch dafür gewählt werden wollen.

Die Nomenklatura des Westblocks hat sich zur alten Strategie des Wahnsinns, der seit Nixon und dem Vietnam-Krieg bekannten „Madman-Theory“, entschlossen und wartet nun auf Beifall. Es wird Wahnsinnige geben, die ihnen auch das noch geben.

Ob das die Mehrheit sein wird, oder ob die Geister der Vorkriegszeit den Imperialismus, seinen Terrorkrieg und die Verrückten die ihm folgen wieder einfangen und in den Käfig der Demokratie sperren, wo sie hingehören, bleibt spannend.