Berlin: Kundgebung vor der mexikanischen Botschaft
Als wir vor über drei Jahren unseren Kampf in Berlin begannen, waren wir über die Entdeckung der Massengräber in San Fernando Tamaulipas erschüttert.
Dort waren im Oktober 2010 die Leichen von 72 Mittelamerikanischen ImmigrantInnen ausgegraben worden. Sie wurden von Drogenhändlern, die mit der örtlichen Regierung zusammenarbeiteten, ermordet. Im selben Bundesstaat wurden, nur sechs Monate später, weitere 193 Leichen entdeckt. Im April 2011 wurden täglich Erdstücke freigelegt und menschliche Überreste gefunden. Es war ein Alptraum.
In Berlin wurde aus unserer Trauer Wut und Zorn. Dann Organisation. Später Recherche. Aus diesem Grund haben wir am 8. Mai 2011 demonstriert und uns entschieden eine Gruppe zu bilden, die gegen die Indifferenz und die Mittäterschaft der mexikanischen Regierung kämpft. Seitdem hat sich wenig verändert: am 30. Juni dieses Jahres wurden in Tlatlaya, im Bundesstaat Mexiko, wieder 22 Personen vom Militär und der Polizei umgebracht. Niemand wurde zur Verantwortung gezogen.
Heute kehrt die Entrüstung zurück. In der Nacht des 26. Septembers wurden 43 StudentInnen in Ayotzinapa, Guerrero, von der Polizei des Bundesstaates Guerrero entführt. Es handelt sich um junge Männer und Frauen zwischen 18 und 23 Jahren, die sich unter ständiger staatlicher Verfolgung für den Erhalt der öffentlichen Bildung einsetzten. Zum Zeitpunkt, zu dem diese Pressemitteilung verfasst wird, ist bekannt, dass mindestens 17 der Vermissten verstümmelt und ermordert wurden. Von den Restlichen fehlt jede Spur. Nach der aktuellen Informationslage ist es sehr wahrscheinlich, dass auch sie getötet wurden.
Angesichts der Lage, ist die Antwort der Regierung dieselbe wie immer: das “organisierte Verbrechen” wird beschuldigt, für die Geschehnisse verantwortlich zu sein. Als würden die Drogenkartelle nicht durch die Polizei gestärkt, als wäre der Bürgermeister nicht im Bilde, als wäre der Gouverneur nicht Mittäter eines anderen Massakers gewesen (Aguas Blancas, 1996). Bereits die ersten Untersuchungen deuten direkt auf den Bürgermeister und den Gouverneur als Verantwortliche hin.
Das, was in Ayotzinapa geschah, ist das schlimmste an StudentInnen verübte Massaker seit den Ereignissen des 2. Oktobers 1968 in Tlatelolco.
Es handelt sich um ein staatliches Verbrechen, zu dem man nicht schweigen kann. Auch nicht in Berlin.
Diesen Mittwoch, den 8. Oktober 2014, wird in ganz Mexiko zu Demonstrationen aufgerufen, um Gerechtigkeit zu verlangen. Dementsprechend ruft México vía Berlín e.V. unter dem Motto “Mexiko ist kein Touristenparadies, Mexiko ist ein Massengrab!” alle MexikanerInnen in Deutschland, aber auch alle Deutschen und Gruppen, die sich für die Situation in Mexiko engagieren wollen und alle BürgerInnen dieser Welt dazu auf, friedlich vor der mexikanischen Botschaft in Berlin Gerechtigkeit zu fordern.
Wir sagen der mexikanischen Botschaft: Hört auf, Mexiko als Touristenparadies zu vermarkten. Mexiko ist ein Massengrab! Wir fordern Gerechtigkeit!
Von der mexikanischen Regierung fordern wir das sofortige Auftauchen der verschwundenen 26 StudentInnen. Wir fordern den sofortigen Rücktritt sowie die strafrechtliche Verfolgung der Gouverneurs Ángel Aguirre.
Der deutschen Regierung sagen wir: Stoppt den Waffenexport nach Mexiko! Schluss mit den Verhandlungen zum Polizeiabkommen zwischen Deutschland und Mexiko!
Termindaten
Datum: 08.10.2014, 19:00
Stadt: Berlin
Veranstaltungsart: Demonstration
Veranstaltungsort: Mexikanische Botschaft, Klingelhöferstr. 3, 10785 Berlin
Veranstalter: México vía Berlín
Links: http://mexicoviaberlin.org/
Quelle: https://amerika21.de/termin/2014/10/108373/mexiko-kundgebung