Maybrit Illner: Berlin, Mitte NATO

Eine wahnwitzige Propagando-Show versucht Geschichtsfälschung und den Marsch der Institutionen in einen neuen Krieg mit Russland

Berlin: Es gab eine Menge Veranstaltungen, Interviews und sogenannte „Talkshows“, die versuchten eine Parteinahme der europäischen Völker (und besonders der Deutschen) für den Agressor Michail Saakaschwili, seinen autoritär von ihm diktierten Staat Georgien, sowie für seine Protégées und Förderer in den oberen Etagen von Washington, London, Paris und Jerusalem herbeizureden.
Die gestrige Maybrit Illner Show toppte sie alle.

Am Donnerstag gab es in der ehemals „Berlin Mitte“ genannten Fernsehsendung folgende Gäste:

den 2004 durch eine Revolution an die Macht gekommenen Präsidenten von Georgien, Michail Saakaschwili, zugeschaltet aus Tbilisi mit EU-Flagge zur Seite,
den ehemaligen deutschen Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU), der wie sein Nachfolger Rudolf Scharping für die US-Heuschrecke Cerberus arbeitet, die wiederum nicht nur vom Wowereit-Senat halb Berlin in den Rachen geschmissen bekam, sondern die auch dem österreichischen Gewerkschaftsbund ÖGB nach üblen Börsendeals billig die Gewerkschaftsbank BAWAG abnahm,
– Klaus Mangold, den Vorsitzenden des „Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft“, aber in Zeiten der Globalisierung,
Marieluise Beck, Bündnis 90/Die Grünen, MdB, Mitglied im Auswärtigen Ausschuss mit eigenem „Schwerpunkt Osteuropa und Zentralasien“,
– Peter Scholl-Latour, Kommentar überflüssig,
und Igor Maximytschew vom Europa-Institut Moskau, 1987 bis 1992 sowjetischer/russischer Gesandter in Ost-Berlin.

Es war eine gelungene Farce. Saakaschwili, einmal zugeschaltet, fand den eigenen Aus-Knopf nicht, ein anderer war leider gerade nicht zur Hand.
Maybrit Illner versuchte seinem Kugelschreiber hinterherzureden der wild über mitgebrachte Landkarten fuhr wie anno dünnemal in deutschen Haushalten das Familienoberhaupt und schaffte es gerade so ihm die Stichworte zuzuschieben die er gerade schon gesagt hatte.

Ganz besonders peinlich wurde es dann bei der Frage „welches Schweinderl hätten´s denn gern im Weissen Haus“. Saakaschwili lächelte zum ersten Mal und zählte dann all die Treffs und Besuche von John McCain und Barack Obama runter, als wären es Tennisspiele gewesen. Da weiss man, wo die „Lübeck“ das Beiboot gelassen hat.

Auftritt Klaus Mangold. Ein echter Manager an der Ostfront. Endlich mal, aber er durfte nicht recht. All die Fremdarbeiter die da in deutschen Unternehmen in Russland Dienst tun, da konnte man schlecht vom kleinen Landgut im Osten erzählen was man heutzutage billig kaufen kann anstatt es umständlich zu erobern. Am Schluss legte er sich sogar noch notgedrungen ein bisschen mit der grünen Marieluise Beck an, als er sich ob all der irgendwie in die Diskussion geschlichenen Öl-Pipelines nur noch mit „Kernkraft, Kernkraft“ zu helfen wusste.

Überhaupt Beck. Die Vizepräsidentin der deutsch-israelischen Gesellschaft ist verheiratet mit Ralf Fücks.
Fücks wiederum, ehemaliges Mitglied des kommunistischen Bundes Westdeutschland, ging in den 80ern auch zu den Grünen, schaffte es nach langem Marsch durch die Institutionen dann in den Bundesvorstand und forderte als Vorstandsmitglied der Heinrich-Böll-Stiftung schliesslich im Sommer 2006 die Aufnahme Israels in die NATO – mitten im Libanonkrieg den Israel begonnen hatte und an dessen Ende deutsche Kriegsschiffe dann nicht im Schwarzen, aber immerhin im Mittelmeer tuckerten, wo sie noch heute sind ohne irgendwas von dem zu machen weshalb sie da angeblich rumlungern.

Wer da jetzt unfeine Paralellen zu dem vor Kriegsausbruch von israelischen Kriegsgenies samt deren Waffen wohlwollend unterstütztem Georgien und seinem wild in die Kameras fuchtelndem Saakaschwili sieht, der leidet unter Visionen. Das sagt man immer, wenn da einer vor ganz, ganz vielen Bäumen steht und bemerkt, es könnte sogar ein Wald sein.

Naja.

Was also Marieluise Beck gestern sagen würde, das war klar. Deswegen wurde sie ja eingeladen. Und sie machte ihren Job wirklich ganz hervorragend, gerade wenn man vorher Popstars geguckt hatte.

Performance: der Burner. Gestik: voll groovy, immer im Takt und ständig in Gefahr irgendjemanden mit den Fingernägeln zu verletzen.
Artikulation: so aus-ser-or-dent-lich, dass man von ihrem Gesicht eigentlich nur den Mundrachen zu Gesicht bekam, der ab und zu dem Lippenstift weichen musste wenn er sich mal ruckartig zusammenzog.

Was sie letztlich aber zur Expertin für den Kaukasus-Krieg machte und seit wann, man weiss es nicht. Die heutige „Ost-Expertin“ im Aussenausschuss des deutschen Parlamentes war jedenfalls bis 2005 in der rotgrünen Schröder-Regierung noch Staatssekretärin im Familienministerium sowie Migrations-Beauftragte.

Russland sei, so Marieluise Beck gestern bei Maybrit Illner, genau wie Georgien in der ewigen Opferrolle, . Irgendwie müsse man da, ach, irgendwas.

Letztlich quälte sie sich mittendrin mal raus, dass ja tatsächlich, irgendwie, man könne schon sagen, Saakaschwili versucht habe Südossetien „zurückzuerobern“ und vergass natürlich dass er es nie besessen hatte. Auch Georgien hatte sich diesen Kleinstaat nur drei Jahre zusammenerobert, von 1918-1921. Aber was macht das schon, im Zuge der Globalisierung. Sind wir nicht alle eins mit der Geschichte?

Volker Rühe machte sein Gesicht und knurrte was dazu. Mehr war nicht drin.

Wahrscheinlich hatte er auch ein bisschen Angst vor Peter Scholl-Latour. Der darf ja alles, immer noch. Wenn er mal Luft holt und zwischendurch was sagt beim Ausatmen, sind immer noch alle still. Und wenn sie ihn unterbrechen, weil irgendjemand hinter der Kamera wieder Zeichen gibt, dann hat es ein bisschen was von Denkmalschändung und es gibt Abzug beim Punktrichter.

„Die NATO ist doch ein Angriffsinstrument gegen Russland geworden, nicht wahr“.

Entsetzte Stille. Er hat´s getan. Er hat´s wirklich getan.
Und als der, Der Alte Mann des Journalismus dann noch daraufhin wies wie absurd es sei Georgien in den „Nordatlantikpakt“ aufzunehmen und von den Taliban sowie deren Förderer in den USA und deren Pipelines durch Afghanistan anfing (das macht er immer gerne) da sprangen dann wirklich alle auf und redeten schnell vom Wetter.

Zwischendurch durfte dann auch mal der russische Gesandte Igor Maximytschew, der während des Mauerfalls als Repräsentant Michail Gorbatschows in Deutschland dafür verantwortlich war, dass die russischen Truppen nicht in den Sturz des DDR-Regimes durch die eigene Bevölkerung eingriff, sondern um des Friedens Willen einen Machtverlust des eigenen Imperiums in Kauf nahm.

Auf die seltsam abwesend-ablesende Maybrit Illner antwortend „Wann will denn nun Russland seine Provokationen einstellen?“ fragte Maximytschew im Gegenzug, wann denn eigentlich die Provokation der NATO-Ausdehnung Richtung Russland begonnen habe.

„Seit der Zeit Gorbatschwows ist Russland auf dem Rückzug“

, so Maximytschew, „in der Hoffnung auf Partnerschaft“ mit den westlichen Ländern. Nichts habe sich erfüllt, man sei wie „ausssätzig“ behandelt und alle Proteste ignoriert worden.

„Mit dem Rückzug ist es vorbei“, so die deutliche Ansage des ehemaligen sowjetischen Gesandten in Deutschland.
Ebenso trocken und würdevoll äusserte sich Maximytschew das zweite Mal als er ausreden konnte, nämlich zur Frage welchen US-Präsident er denn nun lieber sähe.

„Ist schwer zu beantworten. Beide sind schlecht.“

Fazit: ständig wurde im Tenor der neu ausgegebenen Parole „Mit Georgien als Angreifer verlieren wir die öffentliche Diskussion, also lügen wir einfach alles um“ Georgien zum Opfer gemacht.

Mit Hilfe der NATO, die mit Polen, den baltischen Staaten , Rumänien und Bulgarien sich immer noch der „Westen“ nennt, sowie massiver Waffenlieferungen und Militärberatern aus Israel wurden zeitgleich mit Beginn der Olympischen Spiele in Peking russische Friedenstruppen in Südoessetien überfallen, umgebracht und umzingelt.

Am 19.August hatte bereits der aussenpolitische Sprecher der CDU-CSU-Bundestagsfraktion, stellv.Mitglied im Verteidigungsausschuss, Vorstandsmitglied der “Atlantikbrücke”, Beiratsmitglied der “Atlantischen Initiative”, und Präsidiumsmitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Eckart von Klaeden, im ARD-ZDF-Morgenmagazin den unglücklichen Versuch gemacht, den Angriff Georgiens auf Südossetien als Verursacher des Krieges in Zweifel zu ziehen.

Aber laut eigener Aussage wusste die Regierung der USA vom Angriff Georgiens auf Südossetien bereits im Vorfeld.

Dabei hatte man sich auch darauf verlassen, dass die Gesprächspartner auf russischer und südossetischer Seite, mit denen man vorher eifrig gekungelt hatte, eine Spaltung auf der russischen Seite hervorrufen würden. Dies war aber nicht der Fall.

Wie sehr Deutschland bei dem dann folgenden Propagandakrieg wieder einmal im Mittelpunkt stand, merkte man gestern deutlich: vor dem EU-Gipfel am 1 September in Brüssel und dem Besuch von Dick Cheney am 2.September in Georgien sollte unbedingt noch mal Stimmung gemacht werden.
Bereits am 23. dieses Monats erklärten die Bundestagsfraktionen CDU/CSU und SPD, dass sie deutsche Kampftruppen unter EU-Kommando nach Georgien schicken wollen.

Die Aufregung des Westens über die nun von Russland endlich erfolgte Anerkennung Südossetiens und Abchasiens sahen übrigens in einer nicht repräsentativen Umfrage auf „tagessschau.de“ 75 % als nicht gerechtfertigt an.

Es wären sicher noch viel mehr, wenn die Menschen wüssten wie weit das Saakaschwili-Regime bereit ist zu gehen um die Presse zu manipulieren.

Laut unabhängigen Journalisten aus Georgien, so berichtete einmal und nie wieder „tagesschau.de“, beschoss das georgische Militär am 21. Mai im Zuge der Parlamentswahlen die eigenen in Bussen herbeigekarrten Zivilisten vor laufenden Kameras an der Grenze zu Abchasien mit Granaten, um es dann anschliesend den Abchasen unterzujubeln.

Doch leider fiel sogar den „United Nations Observer Mission in Georgia“ (UNOMIG) auf, dass die Kameras des georgischen Fernsehens vorher fixiert worden waren und während der Einschläge nicht mal wackelten. Auch wurden die Wähler aus Georgien nicht zum Wählen extra mit Bussen abgeholt, sondern ihnen wurde nur gesagt, dass sie sich an einem bestimmten Platz zu versammeln hätten, für einen „Video shoot“. Dort schlugen nach dem Eintreffen der georgischen Zivilisten die Granaten ein und verletzten 4 Georgier.

Nachher besuchte dann Präsident Michail Saakaschwili die Verletzten im Krankenhaus.

Vor den Kameras, versteht sich.

(…)

22.04.08 Abgeschossene Drohne über Abchasien war israelischer Bauart

aus 2007:

18.05.2007 EU-Russland-Gipfel: Putin kritisiert G8-Razzien in Deutschland

aus 2006:

29.09.2006 Georgien: Blockade gegen russische Truppen hält an

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