Polizeichef von Kunduz: Drogendeal bei tödlichen Schüssen im Spiel

Die Bundeswehr bestätigt angeblich die Erschiessung von Frauen und Kindern durch deutsche NATO-(ISAF)-Soldaten am Checkpoint in Kunduz, Afghanistan. Gleichzeitig wird von Drogen in einem der Autos berichtet.

Berlin, Kunduz: Es wird mal wieder gelogen, dass sich die Balken biegen. Fest steht offenbar nur, dass eine Frau und zwei Kinder in der Nähe eines Checkpoints der Bundeswehr in Afghanistan nahe Kunduz erschossen wurden. Darüber hinaus sagte heute der Polizeichef der Provinz Kunduz, Abdul Rahman Aktasch, gegenüber dem ARD-Studio Südasien, die deutschen Streitkräfte seien über Drogen in einem der beiden Autos, welche in den Vorfall am Checkpoint verwickelt waren, informiert gewesen.

Die Version des Polizei-Chefs von Kunduz gegenüber der ARD, veröffentlicht auf „tagesschau.de“, lautet so:

Zwei Autos hätten dem Checkpoint von Bundeswehrsoldaten und afghanischen Polizisten genähert. Eins der Autos habe nach Informationen des deutsch-geführten Regionalen Wiederaufbauteams – also nach Informationen der ISAF-Truppen der Bundeswehr – Drogen geladen.

Die Soldaten hätten versucht, dieses Auto anzuhalten. Der Wagen sei aber entkommen.

Dann hätte, so Aktasch, ein zweites Auto ebenfalls versucht wegzufahren. Die Soldaten hätten angenommen, dass auch in diesem Wagen Rauschgift transportiert worden sei. „Die Soldaten“ hätten daraufhin die in diesem Auto befindliche Familie erschossen.

Welche Soldaten nun genau geschossen haben, das sagt Polizeichef Aktasch nicht.

Kurz nachdem diese Version der Ereignisse in der einzig relevanten Presse, der Internetpresse, erschien, veröffentlichte (natürlich) „SpOn“ eine ganz andere Version der Dinge. Sie lag auf einer Linie mit den Aussagen von Peter Hahne während der „heute“-Sendung um 19.00 Uhr.

Sie bezieht sich auf eine Meldung des deutschen ISAF-Kommandos, was in Afghanistan bekanntermassen nur der Presse gegenüber was zu melden hat und sonst gar nichts, weil es nämlich macht was die NATO ihr sagt und das gern, so gern, so unglaublich gern, das kann man sich gar nicht vorstellen.

Also hier nun Version Nr.2, geäussert im „ZDF“ und auf SpOn.

Drogen? Was für Drogen?
Da hätten halt zwei Autos mitten in der Nacht auf den Checkpoint bei der Ortschaft Khanabad zugehalten, mit geradezu donnernder Geschwindigkeit über Hochgeschwindigkeitspisten am Hindukusch.

Und jetzt kommt´s: beide Fahrzeuge hätten angehalten. Angehalten.

Dann wird es richtig kurios: „Wie zuvor bereits die afghanischen Behörden mitgeteilt hatten, setzte sich dann eines der Fahrzeuge „abrupt in Bewegung“, so die Bundeswehr.“ So SpOn.

(Die afghanischen Behörden haben etwas ganz anderes mitgeteilt. Das weiss auch die Bundeswehr. Deswegen dieses Statement. Aber man glaubt wieder einmal dass man nur genügend Staub aufwirbeln muss damit die Leute sich verirren und aus Versehen mit der Tür knallen anstatt sich selbst ins Knie.)

Nun – da setzte sich dann laut SpOn, ZDF und letzter Bundeswehr-ISAF-NATO-Meldung eines der Fahrzeuge „abrupt in Bewegung“.
Daraufhin hätten deutsche Soldaten und afghanische Kräfte zuerst Warnschüsse in die Luft abgefeuert. Als diese nicht zum Anhalten führten, eröffneten deutsche Soldaten, die „auf einem geschützten Dingo“ etwa hundert Meter vom Checkpoint entfernt bereit standen, das Feuer auf das Fahrzeug.

(Auf „das erste Fahrzeug“. Von dem zweiten ist die ganze übrige Meldung schlicht ir-gend-wie nicht mehr die Rede. Dann fragt sich natürlich auch, wo dieser Dingo nun war, wenn er schon 100 Meter weit weg war. Hinter dem Checkpoint? Seitlich daneben kann ja schlecht sein.)

Anhand von Spuren am Tatort sei es sehr wahrscheinlich, so das angebliche Bundeswehr-Statement laut SpOn, dass die tödlichen Schüsse auf das Auto „aus deutschen Waffen“ abgefeuert wurden.

Ende der Version N.2.

Hier noch Version Nr.3. Die hatte nämlich der ehrenwerte Gouverneur, nicht der ehrenwerte Polizeichef, der ehrenwerte Gouverneur der Provinz Kunduz, Mohammad Omar zum Besten gegeben. Natürlich auch gegenüber SpOn.

Das heisst: diese sogenannte Zeitung bringt wieder einmal zwei sich widersprechende Meldungen binnen allerkürzester Zeit, verkündet dann aber im Hühnerbrustton der abendländischen Windelweicheier-Überzeugung, dass irgendwie beide stimmten.

Laut dieser Version sei der „Minibus“ (nicht „Wagen“, nicht „zwei Wagen“, nein, „der Minibuss„) von einer Hochzeit gekommen.

Das ehrenwerte Blatt SpOn sagt nun, der ehrenwerte Herr Gouverneur Omar habe gesagt, Mitarbeiter hätten diesem gesagt, dass der Fahrer des Minibusses ihnen gesagt habe, dass er am gestrigen Abend einen schweren Fehler begangen habe. SpOn wörtlich:

„Meinen Leuten schilderte der Fahrer, dass er Angst vor den Soldaten hatte und deshalb so schnell umdrehte“, so Omar, „er bereut seinen Fehler zutiefst“.

Hier wird nun aber folgendes deutlich, was in keiner anderen Meldung bisher gesagt wurde:

Das beschossene Auto hatte sich also „umgedreht“ und bewegte sich in entgegengesetzter Richtung vom Checkpoint weg. Wie kann man da in Panik geraten, weil man einen angeblich einen Anschlag befürchtet oder sich bedroht fühlt?

Mit diesem einen Satz hat sich der „wahre Terrorkampf“, den Abendländer Hahne wieder mal im „ZDF“ zur Erschiessung der afghanischen Familie ausrief, in einen Terror-Hühnchen-Abwind aufgelöst.

Auch Version Nr.4, natürlich ebenfalls von SpOn, verweht sich selbst gleich mit.

„Von deutschen Offizieren war zudem zu erfahren, dass es für den Donnerstagabend eine konkrete Warnung gab – vor einem mit Sprengstoff beladenen Fahrzeug. Diese Beschreibung habe auf das später getroffene Auto gepasst. Zudem hätten sich Fahrer und Insassen „verdächtig“ verhalten.“

Also, Kollegen, wenn man mal eben schnell ein paar Nebelkerzen schmeissen muss, damit sich die Leute nicht fragen was da nun eigentlich passiert ist, wer die Familie erschossen hat und wer mit wem nun in Drogengeschäfte verwickelt war und was für eine Rolle da die Deutschen gepsielt haben, dann sollte man´s wirklich etwas professioneller machen für das viele Geld.

KOMMENTAR

Jeder Schwachsinn wird hier erstmal der Öffentlichkeit vorgeworfen. Keine Lüge ist zu dreckig, kein Mist zu gross. Man glaubt immer noch daran, dass die einfachen Menschen so blöde sind wie ihre ehrenwerten, ehrenwerten Abgeordneten.

Ein grosser Fehler.

Ob hier nun Drogen oder ein Drogendeal im Spiel war, als deutsche Soldaten eine Familie erschoss die sich von ihrem Checkpoint wegbewegte, dass ist keineswegs sicher. Der ehrenwerte Herr Polizeichef von Kunduz kann genauso viel Mist erzählt haben wie der Herr ehrenwerte Gouverneur von Kunduz, genau wie die ehrenwerte Besatzungsmacht in Kunduz, die wiederum von ihrer ehrenwerten Besatzungsmacht die Befehle kriegt.

Nur – wie armselig, wie armselig die deutsche Militärführung ist, wie verlogen ihre Generäle, wie verkommen die deutsche NATO-Presse und wie feige die deutschen Journalisten, das zu sehen kommt man leider nicht drum rum.

(…)

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