Dementi von Mitarbeiter der Premierministerin Erna Solberg und von Norwegens Aussenministerium zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen: „Das ist einfach nicht wahr.“
Jeder, der schon einmal ein Interview mit der Presse gegeben hat, weiss, dass Worte aus dem Kontext gerissen werden können, Sätze weggelassen wurden und so eine andere Färbung des Inhalts im Sinne der subjektiven Sicht des Reporter entstehen können. Besonders bösartig ist Journalismus, wenn dieser bewusst gefährliche Situationen herbei führt, die so nicht in der Realität vorhanden sind, etwa bearbeitete Fotos, falsche Bildunterschriften – wie es in der Kriegsberichterstattung oft der Fall ist.
Heute wehrte sich die norwegische Regierung gegen die falsche Übersetzung eines Interviews, welches die Premierministerin in der letzten Woche am 18.November bei ihrem Besuch bei einem Treffen mit Poroshenko in Kiew gegeben hatte und das mit falschem Kontext wiedergeben wurde. In Anbetracht der Lage wird man wohl kaum von einem rein formalen Fehler der Übersetzung ausgehen können – dazu ist zu viel Sorgfaltspflicht von Nöten. Vielmehr wird eine Politik vorrangig über die Medien gemacht, die dem Frieden in Europa nicht förderlich ist.
Über den norwegischen TV- und Radiosender NRK liess heute, am Mittwoch, den 26.11.2014, die Regierung in Oslo über Sigbjørn Aanes, Sprecher der Ministerpräsidentin in Norwegen, bekanntgeben, dass in dem Interview mit der führenden ukrainischen Wochenzeitung „Serkalo Nedeli“ Erna Solberg nicht gesagt hat, dass alle politischen Kontakte mit Moskau eingestellt wurden.
Da die norwegische Regierung natürlich keine bewusste Entstellung des Inhalts der Worte bei der Übersetzung ohne Beweis unterstellen kann, wird von Fahrlässigkeit gesprochen. Diese hat es aber in sich mit den beispielgebenden Folgen für andere Länder, besonders auch in Europa, wenn es bei Parlamentsabstimmungen um Sanktionen gegen Russland geht. Mehrere Zeitungen hatten nach der Veröffentlichung des Interviews daraufhin sofort berichtet, dass Norwegen sämtliche Kontakte zur russischen Regierung abgebrochen hätte. Am 24.November, sechs Tage später übernahm noch The Moscov Times diese Passage („Norway has suspended all political contact with Moscow“).
„Es ist schwer zu sagen, warum die Übersetzung gerade so gemacht wurde. Russland soll das wissen, was die norwegischen Behörden sagen: Unser Kurs bleibt unverändert“, sagte der Regierungsvertreter und bezeichnete den veröffentlichten Text als „sowohl unpräzise und wenig nuanciert“.
Aanes und andere norwegische Beamte betonten, dass die politischen Kontakte mit Russland nicht „eingefroren“ sind und auch nie gewesen waren. „Die Russen müssen hören, was die norwegischen Behörden tatsächlich gesagt haben; und diese Position Norwegens hat sich nicht geändert“, sagte Aanes im NRK.
Die diplomatischen Treffen wurden zwar reduziert und die militärische Zusammenarbeit etwas abgeschwächt. Auf regionaler Ebene jedoch gibt es keine Einschränkungen bei den gegenseitigen, vielfältigen Beziehungen, hiess es.
Quelle: http://www.newsinenglish.no/2014/11/26/solbergs-comments-lost-in-translation/