„Der Hambacher Forst gehörte mit seinem einzigartigen Ökosystem zu den letzten großen Mischwäldern in Mitteleuropa. Von seinem ursprünglichen 5.5oo Hektar sind heute noch nicht einmal mehr 1.000 Hektar vorhanden. Der Wald wird von RWE, einem der größten deutschen Energiekonzerne, abgeholzt. In den kommenden Jahren soll er ganz dem Braunkohle-Tagebau Hambach weichen.“ (Der Kampf um den Wald)
Seit einigen Tagen spielt sich mitten in Deutschland eine unwürdige Tragödie ab. Im Hambacher Forst, um dessen Erhalt seit Jahren mit juristischen Mitteln und unzähligen Aktionen vor Ort gerungen wird, kam es zu Massnahmen seitens der von RWE beauftragten Sicherheitsfirma zur Räumung des Geländes, die an Folter grenzt.
Eine Person hatte sich seit fünf Tagen in einem Baumwipfel verschanzt, um den Baum vor der Fällung zu retten. Diese weigerte sich, der Aufforderung herab zu steigen, nachzukommen. Um die Abholzerei fortführen zu können, musste dieser Mensch mit allen Mitteln dazu bewegt werden. In diesem Fall bedeutete es Schlafentzug durch permanenten Krach und Flutlicht
Mit Stöcken bewaffnet schlug das Sicherheitspersonal gegen den Baum, um ein Einschlafen des Aktivisten zu verhindern, der zudem grellem Scheinwerferlicht ausgesetzt wurde. Die Mitstreiter des Baumwächters wurden daran gehindert, einen Korb mit Nahrungsmitteln zum Baum zu bringen, der über ein Seil nach oben gezogen worden wäre. Stattdessen hatte die Security Essen unter den Baum gestellt um den Willen des hungernden Ausharrenden mit diesem Lockmittel zu brechen. Aber dieser Versuch des „Mit Speck fängt man Mäuse“ scheiterte erbärmlich. Kleingeistern ist es eben fremd, wie unbestechlich Menschen sind, die zu ihrer Überzeugung stehen.
Am 28.November 2014 gelang es den Umweltschützern, die Blockade zu durchbrechen und den Aktivisten samt einem Versorgungskorb durch einen anderen zu ersetzen. Der Baum ist somit weiterhin besetzt.
Nach Angaben des „Hambacher Forst“ kam es zu handgreiflichen Szenen, Polizeieinsatz, Verhaftungen. Eine Person soll dabei von der Polizei schwer verletzt worden sein.
Der „Hambacher Forst“ hatte zur Solidarität und zu einer Mahnwache aufgerufen, der Anwohner und Unterstützer friedlich gefolgt sind. Diese wurde gestern von der Polizei eingekesselt.
Am 5.Dezember wird es vor Ort ein Konzert mit Mono für Alle! geben. Der Eintritt ist frei.
Doch auch dieses Wochenende sollten so viel wie möglich Menschen in den Hambacher Forst aufbrechen, um die Aktivisten moralisch zu unterstützen. Sie kämpfen nicht nur um den Erhalt eines, ihres Waldes sondern gegen die Zerstörung einer grossen Region durch den Braunkohletagebau. Kohle, die in Minuten verbrannt wird. Danach ist das riesige schwarze Nichts, eine klaffende tiefe Wunde im Boden. Das weltweite Gequake der Regierungen über Reduzierung des Kohlendioxids ist in diesem Zusammenhang noch unerträglicher.
Die Zerstörung des Hambacher Forst steht wie so viele unserer Landschaften in Deutschland und anderen Ländern dieser Welt für die skrupellose Ausbeutung der Ressourcen durch grosse Konzerne, die für ihre Grossprojekte die Lizenz zum Ausbeuten von den Regierungen erhalten.
Es ist eine Lizenz zum Töten: Vernichtung der lokalen Ortschaften, der Lebensraum, Wiesen, Felder, Wälder, Quellen, Veränderung des Grundwasserspiegels, die Pflanzen, Tiere. Zurück bleibt eine öde Wüste, die im besten Fall nach Jahren rekultiviert wird, aber nie mehr das sein wird, was es vorher war. Eine durchgestylte, pflegeleichte Designerlandschaft, entworfen am Reissbrett.
Der Mut und Einsatz der Menschen im Hambacher Forst ist kein isolierter Vorgang, er geht uns alle an. Helft ihnen mit eurer Aufmerksamkeit, so wie es euren Möglichkeiten entspricht. In diesem Land kann jeder in die Situation kommen, die breite Unterstützung anderer Menschen zu benötigen.
Nähere Informationen auf http://hambacherforst.blogsport.de
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