Die vereinbarte Übertragung der Kommandostrukturen im Kriegsfall auf die südkoreanische Stabsführung wurde vom Pentagon wieder um unbestimmte Jahre hinausgezögert – vom Westen nichts Neues.
Die Demokratische Volksrepublik Korea, in der Presse gemeinhin als „Nordkorea“ bezeichnet, verschwindet nicht mit zeitlich wiederkehrenden Negativ-Schlagzeilen aus den Überschriften der Zeitungen.
Die Aufmerksamkeit wird immer wieder mit allen möglichen Schmäh-Geschichten wie dem jüngsten „Sony-Heckmeck“ auf den „Buhmann“ gelenkt – ganz gleich, ob mit wahren, halb wahren oder erlogenen Beiträgen. Die Botschaft, die dahinter steht soll eine Binsenweisheit manifestieren: die Regierung in Pjöngjang muss unter internationaler Kontrolle stehen nach Art höchst gefährlicher Regime.
Vielleicht sollte man sich einmal Gedanken darüber machen, welche Motive dahinter stehen. Die einzigen, die einen Kontrollverlust zu befürchten haben sind die wahren Tyrannen der Staaten, diejenigen, die mit Krieg, Attentaten und militärischer Präsens ihre wirtschaftlichen Profite suchen anstatt mit bilateralen Handelsbeziehungen zum beidseitigen Vorteil.
Als im Februar 2013 Park Geun-hye zur neuen Präsidentin der Republik Korea gewählt wurde, „beantragte“ das südkoreanische Militär die seit Jahrzehnten immer wieder hinausgeschobene Übertragung der operativen Kontrolle über die eigenen Streitkräfte im Kriegsfall zum 1.Dezember 2015, die bis jetzt unter U.S.-Kommando stehen für den Fall, dass ein ernsthafter Konflikt ausbricht.
Die Übertragung war ursprünglich schon für 2007 geplant, wurde aber hinausgezögert bis zum Jahr 2012. In 2012 war das Thema längst wieder vom Tisch unter dem Vorwand der „Angriffe“ auf das südkoreanische Kriegsschiff Cheonan und ein Artillerieangriff auf die Militär-Insel Yeonpyeong an der Grenze zur Demokratischen Volksrepublik Korea im Jahr 2010. Radio Utopie berichtete ausführlich über diese Vorfälle, siehe unten.)
Vor einigen Wochen einigten sich Washington und Seoul, diesen Termin der Übergabe jetzt schon platzen zu lassen, der erst in einem Jahr stattgefunden hätte. Es ist müssig zu erläutern, von wessen Geistes Kind diese Initiative ausging und wer das Sagen über die Republic of Korea Army (ROKA) hat.
Die koreanische Halbinsel teilt sich im Norden die Grenze mit China und Russland. Es ist für die politischen und militärischen Entscheidungsträger in den Vereinigten Staaten von Amerika unerträglich, ihre Führungsrolle, Kommandozentralen und strategischen Militärstützpunkte auf „zivile“ Weise in der Vasallen-Republik Korea aufgeben zu müssen wie überhaupt in ganz Asien.
Historische Hintergründe zu den Militärstrukturen:
Seit dem Krieg in den 1950er Jahren hatten die U.S.A. ausser der Stationierung eigener Truppen die Kontrolle über das gesamte südkoreanische Militär sowie U.N.O.-Truppen aufrechterhalten unter Berufung auf Resolutionen von 1950 des U.N.-Sicherheitsrates und einem in 1954 abgeschlossenen Beistandspakt mit Seoul.
Die Republik Korea hält offiziell die Kontrolle über seine Streitkräfte in Friedenszeiten.
Die stationierten U.S.-Streitkräfte stehen unter dem U.S.-Kommando „US-Streitkräfte Korea“ (USFK). Derzeitiger USFK-Kommandeur ist General Curtis Scaparrotti.
Im Falle eines Kriegsausbruchs übernimmt ein U.S.-General den Befehl und das operative Kommando (OPCON) über beide Armeen. Das Hauptquartier dieses Combined Forces Command (CFC) befindet sich in der Yongsan-Garnison in Seoul. Zusätzliche Armee-Einheiten des U.S. Pacific Command können hinzugezogen werden.
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