Flüchtling aus „Todeslager“ in DV Korea ein Lügner. Biograf von „Escape from Camp 14“ distanziert sich von Story

Blaine Harden, ehemaliger Journalist der Washington Post und Buchautor der Dokumentation „Escape from Camp 14“ veröffentlichte auf seiner Website ein Statement von grosser Tragweite über einen Flüchtling, das eine grundlegende Änderung in der Verurteilung der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) und Auswirkungen auf die U.N.O. und andere politischen Organe haben wird.

Harden veröffentlichte am 16.Januar 2015 auf seiner Website eine Erklärung, dass er von dem angeblich aus der Demokratischen Volksrepublik Korea entflohenen und misshandelten Gefangenen Shin Dong-hyuk betrogen wurde. Den Wortlaut sandte Harden am gleichen Tag auch an The Washington Post und The New York Times, der am 17. und 18.Januar in eigenen redaktionellen Beiträgen der beiden führenden Tageszeitungen der U.S.A. erschien.

Im Jahr 2012 erschien das Buch von Blaine Harden „Escape from Camp 14: One Man‘s Remarkable Odyssey from North Korea to Freedom in the West“ im Viking Verlag über das Leben des im Gefangenlager Geborenen. In der Dokumentation heisst es, dass noch nie ein Insasse das Camp 14 lebend verlassen hätte. In Deutschland wurde „Flucht aus Lager 14 – Die Geschichte des Shin Dong-hyuk, der im nordkoreanischen Gulag geboren wurde und entkam“ vom Verlag DVA Sachbuch in deutscher Übersetzung im gleichen Jahr verlegt.

Dass diese „Sensation“ von einem gefolterten Flüchtling aus Nordkorea verfilmt wurde, versteht sich. Noch in 2012 erschien Camp 14 – Total Control Zone, eine Produktion mit Beteiligung der Engstfeld Film GmbH, dem Bayerischen Rundfunk, dem Westdeutschen Rundfunk und Arte. Die Dokumentation wurde von der Film- und Medienstiftung NRW (20.000 €), dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (95.000 – 150.000 €), dem Deutschen Filmförderfonds (313.594 €) und der Filmförderungsanstalt finanziell unterstützt.

Für all jene, die das Land im Norden der geteilten Halbinsel versuchen unter ihre Kontrolle zwingen war diese Story einer der grössten Aufhänger. Im vergangenen Jahr war die Geschichte Teil des anklagenden Berichts des Menschenrechtsrats der Organisation der Vereinten Nationen und trug als Zeuge der „brutalen Methoden öffentlicher Hinrichtungen, Folter und Todesfälle im Lager“ mit zu den verhängten Sanktionen gegen die Demokratische Volksrepublik Korea bei.

Shin Dong-hyuk wurde im Jahr 2006 von Peking die Ausreise in die Republik Korea gestattet, nachdem dem Häftling im Jahr 2005 die Flucht nach China gelang. Nach seiner Ankunft in der Republik Korea wurde der Flüchtling angeblich mehrere Wochen vom südkoreanischen Geheimdienst verhört und über den Inhalt der Verhöre mit einem schriftlichem Eid zur Verschwiegenheit verpflichtet. Wer kann ausschliessen, dass die Verwundungen dem Mann nicht dort zugefügt wurden. In Wikipedia finden Sie unter dem Eintrag „Shin Dong-hyuk“ die bisherige gruselige Version des dort als „koreanischer Menschenrechts-Aktivist“ bezeichneten, nun entlarvten Schwindlers.

Der Buchautor schrieb am 16.Januar, dass er erfahren hatte, dass Shin Dong-hyuk Freunden einige andere Details seines Lebens erzählte, die sich im Wesentlichen von denen aus dem Buch unterschieden. Harden setzte sich mit Shin Dong-hyuk, der in Seoul lebt, telefonisch in Verbindung um seinem Biografen zu erklären, warum er ihn in die Irre geführt hatte. Die Antworten, die sicher wieder Lügen sein können, sparen wir uns zu übersetzen und können bei Interesse in dem Statement nachgelesen werden. Eine war, dass der „Menschenrechtsaktivst“ dachte, dass die Termine, Orte und Umstände nicht so signifikant waren.

Blaine Harden hat heute auf seinem Facebook-Account gepostet, dass er jetzt daran arbeitet um mehr herauszufinden und so bald es neue Erkenntnisse gibt, veröffentlicht. Die Kommentatoren gratulieren dem Journalisten für dessen Aufrichtigkeit und Mut, seine Erkenntnisse öffentlich zu machen (1), (2).

Das mag möglich sein, man sollte aber dabei nicht vergessen, dass es um die Glaubwürdigkeit als Journalist geht, dem kaum einer mehr eine Story abnehmen wird, wenn diese Lügenposse zuerst von anderer Seite publik gemacht worden wäre.

Blaine Harden könnte, da ihm das Veröffentlichen von Zuständen in Gefängnissen, in denen politische Inhaftierte gefoltert werden, als Thema „am Herzen liegt“, sich dafür einsetzen, dass in seinem eigenen Land der geheim gehaltene Folterbericht der C.I.A. vollständig veröffentlicht wird.

Die Jagd nach der „Grossen Geschichte“, nach einer Sensation, die Aufsehen verspricht, ist Antrieb und Quelle der Geldeinnahme und selten von ethischen Gesichtspunkten getrieben. Je grausamer umso besser.

Der politische Schaden, der bisher durch “Escape from Camp 14″ angerichtet wurde, lässt sich nicht mehr beheben. Aber in Zukunft sollten alle Flüchtlings-, Augenzeugen- und Dissidenten-Berichte aus Korea – und nicht nur von dort – auf die sich die Medien und Politik berufen mit äusserster Zurückhaltung betrachtet werden.