Spy Cables existieren für Medien-Mogule nicht. Warum eigentlich?

Al Jazeera und The Guardian haben nach der gestrigen Ankündigung damit begonnen, die ersten geleakten Cables der südafrikanischen Geheimdienste und die Korrespondenz mit ihren internationalen Kollegen zu veröffentlichen. Auf unserer Nachrichtenagentur finden Sie derzeit (24.2.2015) eine Auswahl zu den Links der fotokopierten Dokumente.

Im gesamten World Wide Web werden die Botschaft und Inhalte geteilt. Nicht so in den Marktführern der Branche. Weder der Washington Post, der New York Times, der Nachrichtenagentur Reuters, dem Spiegel, der Welt, der Zeit, der Tagesschau und anderen Medien in Deutschland sind die Informationen einen Hinweis darauf wert. Dabei liesse es sich doch so schön Kasse machen. Ist der Inhalt zu seriös, oder brandgefährlich für die Berliner Strategen? Aufhalten lässt sich die Message durch Ignorieren nicht mehr.

Stattdessen wird Wert auf Mord und Totschlag gelegt mit „I.S.I.S., Dschihadisten, Islamisten“ usw. Apropo „Dschihadisten“, dieser Artikel auf Muslim-Markt „Hört endlich auf die islamischen Begriffe zu vergewaltigen!“ sollte als lehrreicher Nachhilfeunterricht und Lektion von den Redaktionen gelesen werden bevor sie ihre Hass-Botschaften wie Panzer und Granaten weiter unter das Volk säen.

Während die Flucht von Edward Snowden monatelang, sogar Jahre einschliesslich der Preisverleihungen die Schlagzeilen beherrschte, stückchenweise nur verbaler Inhalt tröpfelte („laut Snowden“) – ohne kopierte Fotos der Dokumente oder Dateien, herrscht hier verdächtige Stille wie die Ruhe vor dem Sturm.

In der New York Times und in der Zeit gibt es zwar einen Bericht über den Mossad, der Netanjahus Hetze über das Atomwaffen-Programm des Irans widerspricht, es fehlt jedoch ein Artikel über das gesamte Ausmass der bevorstehenden Veröffentlichungen aus Katar. Die New York Times versucht sogar das noch in Frage zu stellen. „The purported leaked Mossad cable expresses far less urgency“, indem die Redaktion von „angeblichen geleakten Mossad-Depeschen“ schreibt. Diese Information ist nicht neu und wurde schon vor Jahren publiziert.

Sollte es an der Echtheit der Dokumente Zweifel geben (Fälschungen sind keine technische Hürde), so war man bei Snowden nicht so zimperlich. Ganze Geschichten wurden monatelang um die Jagd auf den Mann gesponnen, der Heiratsantrag einer russischen Agentin, die Flucht aus Hongkong, der Verbleib auf dem russischen Flughafen, Fotos seines Aufenthalts in der russischen Datscha und beim Einkauf in einem Supermarkt.

Vor allem aber wurden Gesetze zur Verschärfung im Vorgehen gegen Whistleblower und ihre Informanten erwogen und noch mehr Geld für die Spionagetätigkeiten und Internetsicherheit gefordert. Die schlimmste Auswirkung hatte die Legalisierung der Massenüberwachung „im Rahmen der Gesetze“ mit Einschränkungen, an die sich niemand wie auch zuvor ohne echten Willen zu einer Kontrolle hält.

Mit dem Inhalt der südafrikanischen Blätter wird es kaum möglich sein, Finanzzuschüsse zu erpressen, eher werden vermutlich hiesige und auswärtige Köpfe rollen. Mit der Veröffentlichung scheint jemand eine gewaltige Rechnung offen zu haben oder in den weiteren Verlauf der politischen globalen Ereignisse einzugreifen. Was ist das Motiv, wer hat das Leak veranlasst. In der Tat, das Internet kann zu einem verdammt gefährlichen transparenten Ort werden ausser für diejenigen, die nichts zu verbergen haben, nicht wahr?

Das Kanzleramt und das Bundesinnenministerium haben doch nicht etwa der hiesigen Presse einen Maulkorb verpasst. Darf man nicht, nicht einmal die Bild? Der Bundesnachrichtendienst wurde in den vergangenen Stunden jedenfalls noch nicht erwähnt. Also gibt es keinen Grund, die Spy Cables unerwähnt zu lassen – oder etwa doch? War da nicht die „Operation Merlin“ mit der Lieferung von Atomwaffenplänen in den Iran durch den U.S.-Geheimdienst C.I.A. im Jahre 2000…

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