Der Pflüger hatte noch gar nicht gemerkt das er tot war

Der Sieger von Tempelhof hatte sich in der letzten Woche noch einmal geregt, um im Sinne der Vorwärtsverteidigung alles auf eine Karte zu setzen. Er erklärte sich selbst zum Kandidaten für die Neuwahl des Berliner CDU-Chefs im Mai 2009. Der Trick war gut, zeigt er doch typischerweise wie weit sich Pflüger von der Realität entfernt hat, wenn er denn jemals in der Realität war.

Ein Tag an dem Pflüger gestürzt wird, ist ein guter Tag. Ein sehr guter Tag für die Menschen in Berlin, deren Urteil über Pflüger ja vielfach schon lange vor seiner Bürgermeisterkandidatur feststand.

Dann den Dackel bei seiner Zeitungslektüre um den Block begleiten. Wen trifft man dort? Dr. Friedbert Pflüger, den Kriegsminister der CDU, der nun alles andere als ein Friedfertiger ist, wie uns sein Name vorgaukelt. Wir kommen uns entgegen, nur auf dem Weg natürlich und leider unvermeidbar. Eigentlich möchte ich mit ihm noch nicht mal auf dem gleichen Kontinent leben. Welche Gedanken einem auf 50 Meter so durch den Kopf schießen. Gut fünfundneunzig Prozent davon fallen eh der Zensur zum Opfer, weil man in Deutschland einen Kriegstreiber ja nicht so benennen darf, wir bedauern lieber erst hinterher und zählen die Toten. Aber nur schweigen? Das hatten wir doch schon. Einiges muss einfach raus, wenn es auch nur wenig sein darf.

Dieser Pflüger, der doch so vehement den völkerrechtswidrigen Krieg der Amerikaner bejubelt hat, der unsere Söhne mit einem Lachen dafür opfern wollte, um wenigstens einmal die Besuchertoilette des Weißen Hauses benutzen zu dürfen. Der Pflüger, dessen strafrechtliche Verfolgung nicht möglich ist, weil er erst hätte Krieg machen müssen und weil er als Oppositionspolitiker auch nicht der Vorbereitung eines Angriffskrieges schuldig sein kann.

Wenn der Angriff der Amerikaner auf den Irak als vorbeugende Maßnahme in der Pflügerschen Doktrin richtig ist, wie steht es dann mit meinem Recht auf Selbstverteidigung? Dürfte ich ihm jetzt mal so richtig links und rechts eine runterhauen, um einen Krieg zu verhindern? Das wäre sogar ein fast fairer Kampf, wir sind gleichaltrig. Aber nein, das darf ich wohl nicht, und lernen würde er ohnehin nichts daraus. Kiesinger hat ja auch nichts gelernt, und der hatte weitaus mehr Format als Pflüger.

Außerdem müsste ich ihn anfassen, und ob wir so viel Seife vorrätig haben? Selbst der Dackel, der längst pure Aufmerksamkeit ist, knurrt ihn nicht an, vielleicht ist er es ihm ja nicht wert. Nun sind wir auf gleicher Höhe, trotz meines bösen Blickes grüßt Friedbert Pflüger freundlich und ich erwidere den Gruß. Zurück bleibt Verdruss. Warum nur gibt es kein legales Mittel, solche Leute aufzuhalten?

Wirklich lustig wurde es dann, als er tatsächlich Bürgermeisterkandidat wurde. Es war zwar klar, dass er keine Chancen haben würde, aber die Merkel wollte ihn wohl auch nicht mehr sehen.

Der unfriedliche Friedbert, der am liebsten schon beim Irakkrieg auf Muslime schießen lassen wollte und der in seinen antiislamischen Kampfschriften, die nur er selber als Bücher bezeichnet, keine Gelegenheit auslässt um Gegensätze aufzubauen, aus denen er Gewalt erzeugen kann, will in Berlin Bürgermeister werden.

Das ist wirklich ein gelungener Witz. Aber das kann man ihm nicht übel nehmen. Er ist halt ein CDU-Politiker, der im Dienstwagen auf den schnellsten Routen durch die Stadt gefahren wird und sich wundert, wenn auf der Blissestraße Menschen vor ihm ausspucken, wenn er mal zu Fuß unterwegs ist. Er lebt in dem typischen Wolkenkuckucksheim unserer Bundespolitclowns, die jeden Bezug zu den Menschen in diesem Land längst verloren haben.

Er kann ja gar nicht wissen, das in dieser Stadt wohlintegrierte Mitbürger islamischen Glaubens leben, die Steuern zahlen, versuchen ihren Kindern trotz mangelhafter Schulen eine gute Ausbildung zukommen zu lassen und die nichts anderes wünschen als in Ruhe gelassen zu werden. Er braucht Feinde. Deshalb will er auch nach Berlin. Da könnte er den größten Keil in eine weit homogenisierte Bevölkerung schlagen. Da hofft er durch das Erzeugen von Rassenhass sein politisches Süppchen kochen zu können.

Aber er wird sich wundern, der Unfriedfertige. Berlin kann sich wehren und wird sich auch wehren.

Und Berlin hat sich gewehrt. Vielfach fand Pflüger gar nicht statt. Während sich einige fragten, was eigentlich aus Friedbert Pflüger geworden sei, überwarf er sich mehr und mehr mit der Berliner CDU.

Als er dann auch noch bei laufender Kamera dann ziemlich ausrastete, war eigentlich klar das Friedbert am Ende war. Aber Pflüger wollte es nicht einsehen. Bei der völlig nutzlosen Kampagne um den Flughafen Tempelhof, konnte er dann sogar auf die Unterstützung von diesen Leuten hier zählen. Friedbert Pflüger und die Muslim-, Linken, Juden- und was ich noch Hasser von PI strebten Arm in Arm zur Errettung von Tempelhof. Da mussten landende Flugzeug aber sehr vorsichtig sein, denn es war möglich, dass sich die Betonteile der Landebahn vor Ekel verbiegen. Das hatte Tempelhof nun wirklich nicht verdient.

Nachdem er selbst mit dem einem so emotional besetzten Thema wie Tempelhof und einer so teuren Kampagne, deren Finanzierung noch immer nicht ganz geklärt ist, nicht punkten konnte war, sein Ende eigentlich beschlossene Sache. Mit dem unsäglichen Ingo Schmitt, dem Berliner Landesvorsitzenden, ist Pflüger nie warm geworden.

Es war dafür zu klar, dass Pflüger die ganze Macht für sich selbst wollte. Nun haben sich die beiden Herren gegenseitig erledigt. Nachdem Ingo Schmitt noch für Sonntag in ein Spandauer Hotel eingeladen hatte, damit Pflüger erklären konnte, was ihn bewogen habe, jetzt den Fehdehandschuh in den Ring zu werfen, obwohl die Wahl des neuen CDU-Landesvorsitzenden erst im Mai 2009 erfolgt, haben sich die Chefs der Kreisverbände selbst geeinigt.

Lachender Sieger ist der CDU-Bundestagsabgeordnete aus Steglitz-Zehlendorf, Karl-Georg Wellmann der Berliner Spitzenkandidat für die Bundestagswahl und Landesvorsitzender werden soll. Schmitt darf sein Bundestagsmandat behalten um die Pension zu sichern, ist aber politisch erledigt. Wer sich die Schilderung des Eklats beim gemeinsamen Sommerfest von Frauen-Union und CDU in der Welt durchliest, der weiß wie sehr die Luft in der CDU brennt.

Um 12.20 Uhr kam schließlich derjenige, der den öffentlichen Aufruhr in der Partei mit seinem Machtanspruch auf den Landesvorsitz ausgelöst hatte. Mit Frau und seinen beiden kleinen Kinder – „wir gehen nachher noch auf den Pferdehof im Lübars“ – betrat der CDU-Fraktionsvorsitzende Friedbert Pflüger das mit von der Decke hängenden kleinen Fesselballons, Äpfeln und Birnen geschmückte Freizeitheim.

Frauen-Union-Sprecherin Edeltraut Töpfer hatte bereits zum Mikrofon gegriffen und den „lieben Ingo“ an ihre Seite gerufen, um die 400 Gäste zu begrüßen. Nur wenige Sekunden später stand auch Friedbert Pflüger mit in der Reihe. Die Begrüßung von Töpfer fiel für ihn spartanisch aus. Zeit für Applaus ließ sie für Pflüger nicht zu. Auch seinen Namen nannte sie nicht. „Die Debatte um den Landesvorsitz bringt uns nicht weiter“, stellte Töpfer klar, um das Mikrofon dann an ihren Landesvorsitzenden Ingo Schmitt zu übergeben. Der rügte zunächst die Presse, deren „Berichterstattung derzeit keineswegs hilfreich“ sei. „Aber wir werden heute Abend, das glaube ich, zu einer Lösung kommen, um dann wieder ins sachliche Fahrwasser zu kommen.“ Arbeit, Bildung, Sicherheit seien nach wie vor die Themen der CDU und diejenigen, in denen der rot-rote Senat versagt habe.

Pflüger klatschte – noch. Ingo Schmitt lobte indessen CDU-Generalsekretär Frank Henkel, dem Ambitionen auf Pflügers Fraktionsvorsitz nachgesagt werden. Henkel mache einen „Superjob“ in der Sicherheitspolitik, lobte Schmitt. Und zum Schluss riet Schmitt, „jetzt erst einmal die Zeit zu nutzen, die Bundestagswahl 2009 vorzubereiten“. „Damit ist das Büfett eröffnet“. Noch klatschte auch Pflüger. Auch als Edeltraut Töpfer unter großem Applaus den Spender des Proseccos lobte.

Doch nun wollte auch Pflüger etwas sagen. und griff nach dem Mikrofon. Doch Edeltraut Töpfer ließ das nicht zu, hielt das Mikro mit Blick auf Ingo Schmitt fest in der Hand. Auch die nächsten beiden Versuche Pflügers, sich zu Wort zu melden, scheiterten. Das Mikro blieb bei der Chefin der Frauen-Union. Ingo Schmitt griff nicht ein.

Natürlich ist das ganze kindisch und eine Provinzposse. Aber es zeigt wie sehr große Teile der Berliner CDU den Pflüger leid sind, auch wenn er natürlich einige Befürworter hat. Aber es ist der Anfang von Pflügers politischem Ende. Als in der Nacht vom Sonntag zum Montag die dürre Erklärung verlesen wird, das Pflüger seinen Anspruch auf den Landesvorsitz zurück nimmt, ist er in Berlin politisch tot. Da nützt es auch nichts, das er für sein Positionspapierchen gelobt wird. Das ist nur Radio Eriwan.

Er kann seine Sachen in Berlin packen. Aber wo soll er hin. Gebraucht wird er nirgendwo. Allerdings gibt es ein paar Gerüchte, dass er eventuell einen Wahlkreis für ein Bundestagsmandat im Rücken habe und in Wirklichkeit die Machtfrage stellte, um mit großer Entrüstung die Stadt verlassen zu können, die er nicht mochte und die ihn auch nie angenommen hat.

Es ist allerdings schwer vorstellbar, das irgendwo in Deutschland die Not so groß sein könnte, dass jemand nach Pflüger rufen müsste. Viel wahrscheinlicher ist, dass er sich in völliger Verkennung der realen Lage einfach verspekuliert hat. Er setzte alles auf eine Karte und verlor alles. Was er jetzt mit dem Scherbenhaufen seines Lebens anfängt ist eigentlich egal.

Er war schon immer zu allem möglichen unguten fähig, aber in Wirklichkeit für nichts zu gebrauchen. Berlin muss ihm keine Träne nachweinen. Er wird sich schon selbst ausreichend bedauern.

Quelle Duckhome

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