Eritrea, geächtetes Land am Roten Meer

Flüchtlingsstrom aus Eritrea nutzt der Europäischen Union und vor allem den Strategen des Imperialistischen Komplex für die uneingeschränkte Kontrolle der Seewege.

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In diesen Tagen erschüttern die Nachrichten über die steigende Anzahl von Menschen aus afrikanischen Ländern die Weltöffentlichkeit, die mit nicht Hochsee-tauglichen Booten versuchen, über das Mittelmeer Europa zu erreichen und dabei ihr Leben verlieren. Die Liste der Staaten, aus denen die Flüchtlinge stammen, wird jetzt nach Angaben von Syrien angeführt, gefolgt von Eritrea.

Im Gegensatz zu Syrien herrscht in Eritrea kein blutiger Krieg, der geführt wird um einen Regierungswechsel zu erzwingen.

Als einer der Gründe, weshalb vor allem junge Menschen das ostafrikanische Land verlassen, wird der Zwang zum Militärdienst genannt, der sich über viele Jahre hinziehen kann. Aus Mangel an zuverlässigen statistischen Quellenmaterial ist es nicht möglich, sich dazu eine objektive Meinung zu bilden, da Informationen dazu von westlichen Organisationen stets mit Vorsicht zu bewerten sind.

Angenommen, die Länge der Zeitdauer des Wehrdiensts ist sehr hoch, so sollte die Geschichte Eritreas, die Beziehungen zu den unmittelbar angrenzenden Nachbarstaaten und die geografische Lage in Betracht gezogen werden.

Im Süden liegt Äthiopien, dessen diktatorische Regierung als Vasall der U.S.A., mit Milliarden von Dollar militärisch unterstützt, in der jüngsten Vergangenheit immer wieder versuchte, durch Grenzstreitigkeiten eritreisches Territorium zurück zu erobern.

Im Osten grenzt der Mini-Staat Dschibuti an, dessen Regierung ebenfalls durch Konflikte um Gebiete die militärische Lösung versuchte. In Dschibuti befinden sich die afrikanischen Hauptquartiere der U.S.-Amerikaner, Deutschlands und der Franzosen. Das Militär von Eritrea könnte theoretisch die ausländischen Militärstützpunkte von den Bergen an der Grenze mit Artillerie unter Beschuss nehmen.

Unmittelbar an Dschibuti, das trotz Zahlungen von Riesensummen der „Militärbesatzer“ zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, grenzt im Südosten Somalia mit einer instabilen politischen Situation an.

Besonders verhängnisvoll wird Eritrea der langer Küstenabschnitt am Roten Meer. Die Hafenstaat Assab verfügt über grosse Hafenanlagen, eine Ölraffinerie und einen internationalen Flughafen.

Die derzeitigen Kämpfe der Arabischen Liga im Jemen werden unverhohlen um die Vormachtstellung im Roten Meer geführt.

Eritrea wird jetzt von den Medien zu Unrecht als „afrikanisches Nordkorea“ bezeichnet. Das mag für eine selbst gewählte Isolation gegenüber den Nachbarstaaten und Misstrauen gegenüber westlicher Demokratien zutreffen.
Nicht aber auf gewisse selbstgefällige Attitüden aus Pjöngjang, dessen Regierung zuweilen mit verbalen Drohungen kontraproduktiv entgleist und mit dem Bau und Starts von Raketen versucht, dem Druck aus dem vom Pentagon dominierten und militärisch aufgerüsteten Seoul Paroli zu bieten – und das nicht ohne Grund.

Sehen wir uns die Länder am Roten Meer an und beginnen auf der einen Seite mit Ägypten. Dort wurde eine demokratisch gewählte Regierung in einem Militärputsch gestürzt, deren Mitglieder und Unterstützer teilweise zu Todesstrafen oder lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt wurden. Libyen als Nachbarland Ägyptens wurde zerstört.

Der Sudan, in dem sich die grösste C.I.A.-Zentrale Afrikas befindet, wurde geteilt in zwei Staaten. Eritrea, Dschibuti, Somalia. Kenia als südlich angrenzendes Land erlebt seit mindestens zwei Jahren eine Welle der Gewalt.

Auf der anderen Seite des Roten Meeres liegt die Sinaii-Halbinsel mit den Golanhöhen, gefolgt von Saudi-Arabien und dem Jemen.

In all diesen Anrainerstaaten des Roten Meeres kommt es in unterschiedlichem Grad zu Aufständen, Attentaten, Repressalien der Regierungen gegen die Bevölkerung, Unterdrückung der Meinungsfreiheit, Verhaftungen, Todesurteile, Ausspielen der ethnischen und religiösen Gruppen.

Dieses grausame Spiel um die Machtverhältnisse dehnt sich auf jedes Land in Afrika und Asien aus, unterstützt gerade auch von westlichen Ländern.

Die Einwanderer, die Zuflucht in Europa suchen, sind gemeinsame Opfer dieser Politik. Eritrea wird ein diktatorisches Regime vorgeworfen, während die Despoten der anderen genannten Länder ausnahmslos unterstützt werden.

Es steht zu befürchten, dass in der nächsten Zeit versucht wird, die Regierung in Asmara zu stürzen.

Hat sich jemand schon einmal die Frage gestellt, wie diese Tausende von Menschen unbemerkt von den zuständigen staatlichen Behörden die Küste des Mittelmeeres erreichen. Auf dem Landweg durch mindestens zwei Staaten oder mit dem Schiff durch das Rote Meer, das zu dem am strengsten überwachten Seeweg dieser Erde gehört? Wer sind diese Schleuser – wirklich nur kriminelle Banden? Im Fall „Eritrea“ passt es ins politische Bild, möglichst viele Tote oder Überlebende zu präsentieren.

Es würde der Logik des endlosen Krieges widersprechen, das Land auf dem friedlichen Weg mit Kooperation und Handel zu öffnen, was die derzeitige Regierung stärken würde und keine „Falschfarbenrevolution“ ermöglicht.