Argentinien, Brasilien und UNASUR erklären Unterstützung für bolivianischen Präsident Evo Morales / Internationalisten warnen vor neuem 11.September 1973
Berlin: Das „Aktionsbündnis für Venezuela“, sowie Gewerkschaftler und Internationalisten haben angesichts des US-gestützten Putschversuchs in Bolivien eindringlich an den 11. September 1973 in Chile erinnert und für heute 16.00 Uhr zu einer Kundgebung mit anschliessender nächtlicher Mahnwache vor der Berliner Botschaft der USA am Pariser Platz aufgerufen.
Die Präsidentin von Chile, Michelle Bachelet, berief derweil für den heutigen Montag einen Dringlichkeitsgipfel der Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR) zur Unterstützung des demokratisch gewählten bolivianischen Präsidenten Evo Morales ein. Alle 10 Präsidenten der UNASAUR hätten ihre Teilnahme bestätigt, so Bachelet. Sie hat zur Zeit den UNASAUR-Vorsitz inne.
Die regierungstreue Armee Boliviens besetzte in der Nacht zum Sonntag, 15.9. (Ortszeit) die Hauptstadt des Departements Pando, Cobija. Laut den Berichten meldete der Rundfunksender Radio Erbol, dass die Regierungstruppen dabei auf Widerstand von Söldnertruppen und Milizien reicher Oligarchen stiessen, welche in den bisher unter ihrer Kontrolle stehenden Gebieten eine Umverteilung des Reichtums durch den gewählten Präsidenten Morales fürchten.
Am Vortag hatte Präsident Morales wegen eines nahe der Ortschaft Porvenir durch Milizen der Landlords an 30 Bauern begangenen Massakers die Verhaftung des Präfekten der Region Pando, Leopoldo Fernández, angekündigt. Veimar Becerra, ehemaliger Generalsekretär der verfassunggebenden Versammlung Boliviens, sprach sogar von bis zu 70 Opfern, die wie Tiere abgeschlachtet worden seien. Die Regierung Boliviens bezeichnet die Vorgänge als das „größte Massaker“ in der demokratischen Geschichte. 16 Leichen wurden bisher geborgen, doch eine genaue Zahl kann noch nicht angegeben werden, weil immer noch Tote in der Umgebung gefunden oder aus dem Fluss Tahuamanu geborgen werden.
Fernández soll dafür verantwortlich und Radio Erbol zufolge zusammen mit den Mördern nach Brasilien geflüchtet sein. Derweil verübten Söldner und Milizen, welche unter Kontrolle der Oligarchen und Gouverneure in den reichen östlichen Tieflandprovinzen stehen, u.a. auch mehrere Sabotageakte und Anschläge, um den Gasexport zu sabotieren.
Die Regierungen von Argentinien und Brasilien befürchten nun Ausfälle von Gaslieferungen aus Bolivien und erklärten, man wolle keinen Putsch gegen den mit 67 Prozent der Stimmen gewählten Präsidenten Boliviens dulden. Auch Paraguay und Ecuador sprachen sich gegen eine Zerschlagung des Staates Bolivien aus, der Präsident von Honduras, Zelaya, sagte ein Treffen mit dem US-Botschafter ab und Venezuelas Präsident Hugo Chavez verwies den US-Botschafter des Landes.
In Berlin erinnert man nun auch an den am 11.September 1973 erfolgten US-gestützten Putsch des chilenischen Militärs gegen den damals amtierenden demokratisch gewählten Präsidenten Salvador Allende.
„Vergesst Chile nicht!! Bolivien braucht Eure Hilfe!!!“
Die Demonstranten kündigten an, noch bis zum Dienstag durch die Nacht hinweg vor der Berliner US-Botschaft ausharren zu wollen.