Aktion gegen drittgrössten Staudamm der Welt im brasilianischen Urwald
Überflutung von rund 500 Quadratkilometern Regenwald und landwirtschaftlicher Fläche – europäische Konzerne wollen mit von der Partie sein, auch Siemens will nicht dabei fehlen (Foto: Rio Xingu, Wikipedia)
Am 30.Juli veröffentlichte Radio Utopie die erschütternde Dokumentation “Flow”: Wasser als Ware, Kontrolle und Macht, in der aufgezeigt wird, wie mit Unterstützung der WTO Riesenprojekte im Dienste der Wassermafia finanziert werden, angeblich um der Bevölkerung mehr Wohlstand zu bringen.
Am Xingu-Fluss in Brasilien soll der drittgrösste Staudamm der Welt, der Belo Monte des Betreiberkonsortiums Norte Energia entstehen, mit fatalen Auswirkungen auf das Ökosystem im Amanzonasbecken und die indigene Bevölkerung. Die gewonnene Energie des Wasserkraftwerkes mit 72 Turbinen wird für die Aluminium-Produktion benötigt. Fünf weitere Wasserkraftwerke sind am Rio Xingu geplant.
Ein europäisches Konsortium, bestehend aus den weltweit führenden Ausrüstern für Wasserkraftwerke – die Konzerne Alstom, Voith-Siemens und Andritz – , hat sich an den Ausschreibungsunterlagen zum Bau des Projektes beworben.
Umweltschützer versuchen diese neuerliche Zerstörung der letzten relativ intakten Gebiete im Amazonas zu verhindern. Das mindeste, was der Einzelne in seinem Land jetzt dagegen unternehmen kann, ist es sich an der Protestaktion mit seiner Unterschrift zu beteiligen
4846 Menschen haben bis zum 30.Juli schon teilgenommen. Dieser Link führt zur Unterschriftenaktion. Der Text der Aufforderung an das Konsortium lautet
Andreas Wittke, Alstom Deutschland AG, Country President andreas.wittke@power.alstom.com
Wolfgang Leitner, Andritz AG, Vorstandsvorsitzender Andritz AG
wolfgang.leitner@andritz.com
Hubert Lienhard, Voith AG, Vorstandsvorsitzender
hubert.lienhard@voith.com
Sehr geehrter Herr Wittke, sehr geehrter Herr Leitner, sehr geehrter Herr Lienhard,
ich habe erfahren, dass Sie als Konsortium ein Angebot für den Bau der Turbinen des Staudamms Belo Monte in Brasilien abgegeben haben. Ich bitte Sie, dieses Angebot zurückzuziehen und das Staudammprojekt nicht mit Ihrem Know-how und Ihrer Technik zu unterstützen.
Der Belo Monte Staudamm wird mitten im brasilianischen Urwald errichtet. Experten rechnen mit schweren ökonomischen, sozialen und ökologischen Folgen, welche die gesamte Region in Mitleidenschaft ziehen werden. Wenn das Projekt realisiert wird, werden mehrere indigene Völker hungern, denn sie sind als Fischer vom intakten Ökosystem des Flusses abhängig. Hinzu kommen rund 20.000 Menschen, die umgesiedelt werden müssen. Was mit ihnen passiert, ist bis heute nicht geklärt. Vertreter der indigenen Gruppen leisten Widerstand und protestieren gegen die Zerstörung ihrer Heimat und Lebensgrundlage.
Auch die Umweltverträglichkeitsstudie zum Staudamm ist mangelhaft und macht nicht deutlich, welche riesigen Mengen Methan ausgestoßen werden, wenn rund 500 Quadratkilometer Regenwald und landwirtschaftliche Nutzfläche in den Fluten des Stausees versinken. Hinzu kommen der Wegfall des Regenwaldes als CO2-Speicher und die Zerstörung eines einmaligen Ökosystems. Mit „sauberer Energie“, wie die Betreiber des Projekts die Wasserkraft bezeichnen, hat Belo Monte nichts zu tun.
Bereits heute ist zudem klar, dass Belo Monte nicht der einzige Staudamm im Flusslauf bleiben kann. Wegen der starken saisonalen Schwankungen bei der Wasserzufuhr rechnet sich Belo Monte erst, wenn fünf weitere Staudämme gebaut werden.
Ich bitte Sie, dieses Menschen und Ökosystem schädigende Projekt nicht zu unterstützen und ihr Angebot zurückzuziehen. Bitte setzen Sie ein Zeichen für den Erhalt des Regenwaldes und den Schutz der in ihm lebenden Tiere und indigenen Völker.
Mit freundlichen Grüßen
Hintergrundinformationen auf der Webseite von „Rettet den Regenwald“:
Wir fordern: Keine europäische Beteiligung an Mega-Staudamm im Amazons
Die Vorbereitungen für den Bau des drittgrößten Staudamms der Welt, den Belo Monte am Xingu-Fluss in Brasilien, laufen auf Hochtouren. Bereits im Oktober 2015 soll das Mega-Projekt ans Netz gehen, teilte das Betreiberkonsortium Norte Energia mit. Erst vor wenigen Tagen genehmigte die Nationale Agentur für Elektroenergie (ANEEL) die Durchführungsgesellschaft – ungeachtet großer Proteste und ohne offene Gerichtsentscheidungen abzuwarten die Durchführungsgesellschaft. Es scheint, als wolle man möglichst schnell Fakten schaffen, um den Protesten der indigenen Völker der Region und Umweltschützern einen Riegel vorzuschieben. „Der Xingu ist unser Leben, unsere Zukunft und die unserer Kinder. Das Ausmaß der Zerstörung will und kann ich mir nicht einmal vorstellen“, sagt Häuptling Daniel Apaïmama vom Volk der Juruna. Für brasilianische und internationale Wirtschaftsunternehmen ist Belo Monte dagegen ein hochprofitables Projekt. Die Baukosten sind auf bis zu 13 Milliarden Euro veranschlagt.
Die Auswirkungen des Belo Monte auf Umwelt und indigene Völker werden katastrophal sein. Zahlreiche Familien sind als Fischer vom intakten Ökosystem des Flusses abhängig. Wird das sensible ökologische Gleichgewicht durch den Stausee zerstört, fehlen den Menschen jegliche Nahrungs- und Lebensgrundlagen. Hinzu kommen rund 20.000 Menschen, die umgesiedelt werden müssen. Vertreter der indigenen Gruppen kritisieren zudem, dass sie kaum in die Planung des Projekts einbezogen und ihre Mitspracherechte verletzt wurden. Am Internationalen Tag der indigenen Völker (9. August) startet nahe dem Bauort ein Treffen der von den Staudammprojekten betroffenen Indianervölker. Sie wollen daran erinnern, dass der von der UNO ausgerufene Tag nicht zu einem bloßen Lippenbekenntnis verkommt.
Experten bemängeln außerdem die unzureichende Umweltverträglichkeitsprüfung zu Belo Monte. Mit der Überflutung von rund 500 Quadratkilometern Regenwald und landwirtschaftlicher Fläche werden immense Mengen Methan freigesetzt – ein Treibhausgas, das deutlich schädlicher als CO2 ist. Hinzu kommen der Wegfall des Regenwaldes als CO2-Speicher und die Zerstörung eines einmaligen Ökosystems. Mit „sauberer Energie“, wie die Betreiber des Projekts die Wasserkraft bezeichnen, hat Belo Monte nichts zu tun.
Ein großer Teil der erzeugten Energie von 11.000 Megawatt ist für die Aluminium-Produktion vorgesehen. Um eine Tonne Rohaluminium zu gewinnen, sind 14.000 Kilowattstunden Strom nötig. Der amerikanische Alcoa-Konzern, einer der weltweit größten Aluminiumproduzenten, hat bereits nach eigenen Angaben umgerechnet 850 Millionen Euro in vier Staudämme in Brasilien (Serra do Facão, Barra Grande, Machadinho und Estreito) investiert und soll nach Presseberichten aktuell auch eine Beteiligung an Belo Monte analysieren. Alcoa, das vom deutschen Manager Klaus Kleinfeld geführt wird, rodet zum Abbau von Bauxit den Amazonasregenwald auf einer Fläche von 10.500 Hektar im Bundesstaat Para, betreibt eine Aluminiumraffinerie im Bundesstaat Maranhao sowie eine eigene Eisenbahnlinie und einen Verladehafen. Von dort wird das Aluminium zu den Alcoa-Werken in aller Welt exportiert.
Auch Deutschland führt große Mengen an Aluminium für die Industrie und den Bausektor ein. Autos aus Aluminium gelten fälschlicherweise als umweltfreundlich. Auch die Getränkedosenindustrie versucht, die Kunden über die angebliche Umweltfreundlichkeit der Dosen zu täuschen. Bei deutschen Supermärkten und Discountern war deren Lobbyarbeit bereits erfolgreich. Durch die unnötige Wiedereinführung der Getränkedosen wird der Rohstoffbedarf weiter angefacht. Darum hat Rettet den Regenwald hierzu aktuell eine Protestaktion gegen Penny und Netto gestartet.
Bereits heute ist zudem klar, dass Belo Monte nicht der einzige Staudamm am Rio Xingú bleiben kann. Wegen der starken saisonalen Schwankungen der Wassermenge im Xingu-Fluss sind fünf weitere Staudämme geplant.
Das Wasserkraftwerk soll zur Stromerzeugung mit insgesamt 72 Turbinen ausgestattet werden. Um den Bau haben sich bereits mehrere Unternehmen beworben. Neben Angeboten aus Russland, Japan und Argentinien ist auch das Angebot eines europäischen Konsortiums, gebildet aus Alstom, Voith-Siemens und Andritz, dabei. Die drei Unternehmen zählen zu den weltweit führenden Ausrüstern für Wasserkraftwerke.
Rettet den Regenwald fordert das europäische Konsortium dazu auf, das Angebot zurückzuziehen und sich nicht an dem Projekt zu beteiligen. Alstom, Voith-Siemens und Andritz sollten ein Zeichen gegen die Zerstörung des Regenwaldes und des Lebensraumes indigener Völker setzen.
Artikel zum Thema
30.07.2010 “Flow”: Wasser als Ware, Kontrolle und Macht
27.07.2010 Pfeile und Bögen gegen Baggerschaufeln und Kräne