Israels Experiment an Menschen in Gaza

Ein Experiment: Was geschieht zwei Millionen Menschen, wenn sie die ganze Zeit fast keinen Strom haben? – Eines der größten je ausgeführten Experimente, in dem Menschen eine Rolle spielen, fand direkt vor unsern Augen statt – und die Welt schwieg. Das Projekt ist auf seinem Höhepunkt – und die Welt zeigt kein Interesse.

Dieses Experiment an Menschen, von keiner der internationalen wissenschaftlichen Institutionen gebilligt, deren Aufsichtsführung durch die Helsinki-Erklärungen erforderlich ist, sucht das menschliche Verhalten in extremen Stress-Situationen und Entbehrungen zu überprüfen. „Israels Experiment an Menschen in Gaza“ weiterlesen

Gideon Levy: Eine herzliche Entschuldigung an Haaretz-Leser

Anmerkung der Redaktion: Zwei israelische Staatsbürger – Gideon Levy, Buchautor und Kolumnist der israelischen Zeitung „Haaretz“ und Mitri Raheb, Pfarrer an der lutherianischen Kirche in Bethlehem – wurden im Januar 2016 in Stockholm mit dem Olof Palme-Preis für ihren Einsatz gegen Gewalt und für ein friedliches Miteinander in Israel geehrt.

Von Gideon Levy

Eine herzliche Entschuldigung an Haaretz-Leser

An alle beleidigten Leser, bei denen ich mich für die Einseitigkeit entschuldige. Wie konnte ich die Balance nicht zwischen dem Mörder und dem Gemordeten halten; dem Dieb und seinem Opfer, dem Besatzer und dem Besetzten?

Liebe Orna und lieber Moshe Gan-Zvi, ich war traurig, als ich am Dienstag in der hebräischen Edition von Haaretz las, dass ihr euch entschieden habt, euer Abonnement zu kündigen. Ich kenne euch nicht, aber ich werde euch als Leser vermissen. Als jemand, der teilweise mit verantwortlich für eure Entscheidung ist, da euer Artikel darauf hinweist, erlaube ich mir, mich zu entschuldigen. Zu entschuldigen, dass ich all die Jahre die Wahrheit schrieb. Ich sollte beachtet haben, dass diese Wahrheit für euch nicht angenehm war und ihr entsprechend handeltet. „Gideon Levy: Eine herzliche Entschuldigung an Haaretz-Leser“ weiterlesen

Die Welt ist krank von Israel und seinem Wahnsinn

Was für eine grausame Welt. Drei Yeshivastudenten sind entführt worden und die Welt ist nicht daran interessiert…

Die drei Mütter nehmen den ganzen Weg nach Genf auf sich. Eine von ihnen war zum ersten Mal im Ausland. Sie gehen zum UN–Menschenrechtsrat. Aber die Welt und der Rat gingen ihrer Wege. Es ist eine Ironie des Schicksals. Vor etwa zwei Jahren hat Israel offiziell seine Zusammenarbeit mit dem UN-Rat gekündigt, zusammen mit den Marschallinseln, Palau und den USA. Es war gegen die Einrichtung. Aber jetzt in seiner Verzweiflung und der Verzweiflung der Mütter wendet es sich an den Rat, der auf Israel nicht gut zu sprechen ist, denn er hat mit Israel mehr zu tun, als mit jedem anderen Land. Auf einmal braucht Israel die Welt. Es braucht sogar die UN, die auf einmal nicht mehr eine „wertlose Körperschaft“ ist, wie Ministerpräsident Ben Gurion sie einmal nannte. „Die Welt ist krank von Israel und seinem Wahnsinn“ weiterlesen

Das internationale Katzbuckeln gegenüber Israel muss jetzt aufhören

Die Amerikaner und Europäer haben versucht, die Stimme der Vernunft zu sein und sie scheiterten. Jetzt müssen sie mit Israel in der Sprache mit ihm sprechen, die es an besten versteht (Es ist nicht hebräisch gemeint).

Wenn es eine Welt gibt, lasst sie sofort erscheinen. International zu intervenieren hat jetzt in Israel keinen Sinn mehr. Die USA sind eingeknickt- Europa hat aufgegeben. Die Israelis freuen sich. Die Palästinenser sind verloren… Gelegentlich kommt ein Papst oder ausländischer Minister, macht einen Besuch und gibt ein Lippenbekenntnis ab für Frieden, gegen den Terror und die Siedlungen und verschwindet dann wieder. „Das internationale Katzbuckeln gegenüber Israel muss jetzt aufhören“ weiterlesen

Die moralischste Armee der Welt

Die israelische Armee meint, dass brutale Härte der einzige Weg ist, zu agieren, und die Israelis weigern sich, das, was Amnesty International und andere ihnen sagen, einzusehen.

Die moralischste Armee der Welt feuerte eine Panzerabwehrrakete auf ein Haus, in dem ein gesuchter junger Palästinenser sich versteckte. Die moralischste Armee der Welt überrollte das Haus mit einem Bulldozer und zerstörte es.

Die moralischste Armee der Welt setzte Hunde ein, um die Ruinen zu durchsuchen. Die moralischste Armee der Welt setzte einen Bohrer, den sie “Druckkocher” nannten – ein ziemlich verabscheuungswürdiger Bohrer, den sie selbst erfunden hat, ein. „Die moralischste Armee der Welt“ weiterlesen

Daniel Barenboim

Letzte Woche hat Daniel‭ ‬Barenboim‭ ‬ mein Herz‭ ‬im Sturm erobert.‭ ‬Ihm war vom Weizmann-Institut für Wissenschaften der Ehrendoktor verliehen worden.‭ ‬Als sein Gast hat er mich dazu eingeladen,‭ ‬obwohl wir uns vorher nie begegnet waren.‭ ‬Ich hörte aufmerksam seiner Rede zu,‭ ‬und später redeten wir noch bis spät in die Nacht.‭ ‬Die Gebäude des Instituts waren dunkel,‭ ‬der Maestro nahm zwei Zigarren nach draußen und vier Stühle‭ – ‬für meinen Partner und mich und für seine Frau und sich selbst.‭ ‬Wir saßen stundenlang auf‭ ‬dem Rasen vor‭ ‬dem Gästehaus des Instituts.‭ ‬Wir sprachen über Israel,‭ ‬mein Land,‭ ‬das in tiefen Sinn auch sein Land ist.‭ ‬Er war direkt vom Flughafen gekommen und mit der Morgendämmerung fuhr er wieder nach Berlin zurück.‭ Er ist einer der eindrucksvollsten Persönlichkeiten,‭ ‬der ich je begegnet bin.‭

Die Feier war festlich,‭ ‬das Essen war ausgezeichnet.‭ ‬Die Honoratioren trugen ihre‭ ‬ Barettes und Gewänder,‭ ‬und die Sänger sangen Lieder von Shlomo Artzi und Meir Ariel.‭ ‬Einer nach dem anderen der Honoratioren,‭ ‬sieben Professoren und Philanthropen hielten ihre Reden.‭ ‬Sie‭ ‬priesen das Weizmann-Institut‭ ‬ und den Staat Israel‭ – ‬und dann erhob sich der Maestro.‭

Der Schritt von der verfolgten Minderheit‭ ‬zum Staat ist eine eindrucksvolle Errungenschaft,‭ ‬sagte er.‭ ‬Er verlangt die Schaffung eines neuen jüdischen Portraits,‭ ‬aber Israel fand sich bald in der Situation,‭ ‬eine andere verfolgte Minderheit zu beherrschen.‭ ‬Sein Versagen,‭ ‬die Realität zu akzeptieren,‭ ‬war sein‭ ‬verhängnisvoller‭ ‬Fehler.‭ ‬Es machte aus Opfern‭ Schuldige,‭ ‬sagte er.‭ ‬Der Raum voll Konservativer gab keinen Mucks von sich,‭ ‬obgleich einige‭ ‬in‭ ‬ihren Sitzen hin und her‭ ‬rutschen. „Daniel Barenboim“ weiterlesen

In Israel hat sich seit 1948 nichts verändert

Nachdem wir entsprechend und verständlicherweise von der Ulpana-Nachbarschaftsaffäre, durch die skandalöse Haltung des Kabinetts, die absolute Machtlosigkeit seines Justizminister und die unbedachte Position eines Staatsanwaltbüros geschockt worden sind, das sich freiwillig dazu hergibt, das Gesetz zu brechen, nachdem wir uns von der Beschreibung der Landschwindler als „maßgebende Leute“ und von der Unterminierung des Obersten Gerichtshofes erholt haben, müssen wir fragen: wie ist dies, was alles andere als ein Geschäft „as usual“ ist, im Staat Israel möglich? „In Israel hat sich seit 1948 nichts verändert“ weiterlesen

Das Schweigen des arabischen Richters beim Nationallied war ein Protestlied

Am Dienstag war es in der Residenz des Präsidenten so bewegend und so würdevoll; eine weitere Feier von Israels Demokratie, die sich so gerne überschwänglich selbst preist.

Die ehrenhaften Richter des Obersten Gerichtshofes standen für eine Gruppenaufnahme zusammen; die in den Ruhestand gehende Gerichtspräsidentin nahm mit Tränen Abschied; der neue Gerichtspräsident hielt eine bewegende Rede, jeder machte jedem ein Kompliment und jeder pries unsere erhabene Demokratie.

Und dann lief plötzlich etwas falsch. Wer war der Mann, dessen Lippen verschlossen blieben, während alle andern die Hatikva ( israelische Nationalhymne) sangen? Warum blieben ihm die Worte in der Kehle stecken? Und wie – um Gottes willen – konnte er es wagen? „Das Schweigen des arabischen Richters beim Nationallied war ein Protestlied“ weiterlesen