Das Nessoshemd

IN EIN PAAR Wochen feiert Israel den 50. Jahrestag des Sechstagekrieges. Millionen Worte – die meisten davon Schall und Rauch – werden sich über das Land ergießen. Wie üblich.

Aber das Ereignis verdient etwas Besseres. Es ist ein einzigartiges Drama in der Menschheitsgeschichte. Nur ein biblischer Verfasser könnte ihm Genüge tun. William Shakespeare hätte sich ihm zuwenden können.

Ich denke, die meisten Leser haben damals entweder noch nicht gelebt oder sie waren noch nicht alt genug, um zu verstehen, was damals geschehen ist.

Ich will also versuchen, das Drama so darzustellen, wie ich es habe sich entwickeln sehen. „Das Nessoshemd“ weiterlesen

Das nationale Rätsel

WAS IST der Unterschied zwischen einem „Unternehmen“ und einer „Behörde“?

Das wissen Sie nicht? Dann befinden Sie sich in Gesellschaft von 8,5 Millionen Israelis; die wissen es auch nicht.

Es ist ein nationales Rätsel. Das ganze Land ist darein vertieft. Der Ministerpräsident kündigte an, er werde „bis zum Äußersten gehen“, um sein Ziel zu erreichen. Welches Ziel? Ich weiß es nicht. Ich bin nicht sicher, ob er selbst es weiß. Keiner, den ich kenne, weiß es.

Der Ministerpräsident droht mit dem Schlimmsten. Wenn er nicht seinen Willen bekommt – was das auch bedeuten mag – wird er etwas vollkommen Schreckliches tun: Neuwahlen ankündigen. Soll doch das Volk entscheiden, ob es die Behörde oder das Unternehmen will. Was immer diese auch sein mögen. „Das nationale Rätsel“ weiterlesen

Vielleicht kommt ja der Messias

WENN MIR vor 50 Jahren jemand erzählt hätte, die Führer von Israel, Jordanien und Ägypten hätten sich im Geheimen getroffen, um Frieden zu schließen, hätte ich gedacht, ich träume.

Wenn man mir erzählt hätte, dass die Führer von Ägypten und Jordanien Israel vollkommenen Frieden dafür angeboten hätten, dass es – mit einigem Gebietsaustausch und einer symbolischen Rückkehr von Flüchtlingen – die besetzten Gebiete verließe, hätte ich geglaubt, der Messias sei gekommen. Ich hätte angefangen, an Gott oder Allah oder an irgendeinen da oben zu glauben.

Und doch wurde vor ein paar Wochen bekannt, dass die Führer von Ägypten und Jordanien tatsächlich im letzten Jahr im Geheimen mit dem Ministerpräsidenten von Israel im freundlichen Seebad Akaba, bei dem die drei Staaten aneinanderstoßen, zusammengekommen sind. Die beiden arabischen Führer, die de facto für die gesamte arabische Welt handeln, hatten dieses Angebot gemacht. Benjamin Netanjahu blieb die Antwort schuldig und fuhr nach Hause.

Ebenso wie der Messias. „Vielleicht kommt ja der Messias“ weiterlesen

Napoleons Kanonen

NAPOLEON KAM in eine deutsche Stadt und wurde nicht mit den traditionellen Artillerie-Salven empfangen.

Wütend ließ er den Bürgermeister kommen und verlangte eine Erklärung.

Der Deutsche zog eine lange Papierrolle hervor und sagte: „Ich habe eine Liste von 99 Gründen. Grund Nummer 1 ist: Wir haben keine Kanonen.“

„Das genügt“, unterbrach ihn Napoleon. „Sie können nach Hause gehen!“

AN DIESE Geschichte musste ich denken, als ich vor etwa zwei Wochen Jitzchak Herzogs 10-Punkte-Friedensplan las. „Napoleons Kanonen“ weiterlesen

Genau so war es!

AUF MEINEN letzten Artikel hin, in dem ich schrieb, dass die Araber nach der Teilungs-Resolution der UN den Krieg von 1948 angefangen hätten, bekam ich einige wütende Mitteilungen.

Die Schreiber, die (vermute ich) nach den Ereignissen geboren sind, beschuldigen die Zionisten, sie hätten den Krieg angefangen, um die arabische Bevölkerung zu vertreiben.

Da ich an den Ereignissen teilgenommen habe – ich war damals 24 Jahre alt – denke ich, dass es meine Pflicht ist, so wahrheitsgetreu wie möglich zu berichten, was damals wirklich geschehen ist. (Ich habe zwei Bücher darüber geschrieben, eines während des Krieges und eines unmittelbar danach.) „Genau so war es!“ weiterlesen

Präsident Kong

ICH WUSSTE doch, dass er mich an jemanden erinnert, aber ich wusste nicht genau, an wen. Wer war es doch gleich noch, der sich mit solcher Kraft auf die Brust trommelte?

Dann fiel es mir wieder ein. Es war der Held eines Films, der produziert wurde, als ich zehn Jahre alt war: King Kong.

King Kong, der gigantische Primat mit einem Herzen aus Gold, der riesige Gebäude erkletterte und Flugzeuge mit dem kleinen Finger vom Himmel holte.

Oh. Präsident Kong, das mächtigste Wesen auf Erden. „Präsident Kong“ weiterlesen

Willkommen Mr. Chance

VIELLEICHT lügt er ja immer.
Vielleicht lügt er ja, wenn er sagt, er sei ein Lügner.
Vielleicht betrügt er ja, wenn er sagt, er sei ein Betrüger.
Vielleicht tut er nur so, als wäre er ein Hochstapler.
Vielleicht führt er uns alle über seine Irreführung in die Irre.
Vielleicht ist er ja ein mit allen Wassern gewaschener Drahtzieher,
der uns alle glauben lässt, er wäre ein größenwahnsinniger Einfaltspinsel.

Jedenfalls ist heute Präsident Donald Trumps erster Arbeitstag. „Willkommen Mr. Chance“ weiterlesen

Bekenntnisse eines Größenwahnsinnigen

DER ARABISCHE Taxifahrer, der mich nach Ramallah brachte, hatte keine Mühe mit den israelischen Grenzposten. Er fuhr einfach um sie herum.

Das spart viel Mühe.

Ich war vom Präsidenten der Palästinensischen Behörde (ebenso der PLO und der Fatah-Bewegung) Mahmood Abbas eingeladen worden, an den gemeinsamen palästinensisch-israelischen Beratungen vor der internationalen Konferenz in Paris teilzunehmen. „Bekenntnisse eines Größenwahnsinnigen“ weiterlesen

Wir können es schaffen!

IM ZWEITEN WELTKRIEG, als deutsche Bomber Britannien in Angst und Schrecken versetzten, bot ihnen eine kleine Gruppe tapferer Flugzeugführer die Stirn. Ihre Lebenserwartung war in Tagen zu bemessen.

Einmal entwarf ein Genie des Propagandaministeriums ein Plakat, auf dem gefragt wurde: „Wer hat Angst vor der deutschen Luftwaffe?“

Als es in einem der Königlichen Militärflugplätze aufgehängt worden war, schrieb eine unbekannte Hand darunter: „Hier unterschreiben!“

Innerhalb von Stunden hatten alle Flugzeugführer unterschrieben. „Wir können es schaffen!“ weiterlesen

Schick ihn uns nicht!

DONALD TRUMP hat mir ins Gesicht gespuckt. Nicht nur mir, sondern wenigstens der halben israelischen Bevölkerung.

Er hat einen Fachanwalt für Insolvenzrecht namens David Friedman zum Botschafter der USA in Israel ernannt.

Das klingt wie ein schlechter Witz. Aber es ist die brutale Realität. Damit wird ein bisher Unbekannter in die Annalen der internationalen Diplomatie versetzt.

ZUERST EINMAL ist es eine schlechte Gepflogenheit, einen Mann zum Botschafter in einem Land zu ernennen, mit dem er persönlich tief verbunden ist. Man schickt schließlich auch keinen kubanisch-amerikanischen Castro-Hasser als US-Botschafter nach Havanna. Man schickt keinen Kuomintang-Chinesen aus Taiwan als US-Botschafter nach Beijing. „Schick ihn uns nicht!“ weiterlesen