Belanglose Korruption

VOR VIELEN Jahren bekam ich einmal einen Anruf aus dem Büro des Ministerpräsidenten. Man sagte mir, Jizchak Rabin wolle mich unter vier Augen sprechen.

Rabin machte mir selbst die Tür auf. Er war allein in der Wohnung. Er führte mich zu einem bequemen Sessel, füllte zwei große Gläser, eines für mich und eines für sich, mit Whisky und kam – er verabscheute Small Talk – ohne Umschweife zur Sache: „Uri, hast du beschlossen, alle Tauben in der Arbeitspartei umzubringen?“

Mein Nachrichtenmagazin Haolam Hazeh führte ein Kampagne gegen Korruption durch und hatte zwei bekannte Führer der Arbeitspartei, den neuen Präsidenten der Zentralbank und den Wohnungsbauminister, der Korruption beschuldigt. Beide gehörten tatsächlich dem gemäßigten Flügel der Partei an.

Ich erklärte Rabin, dass ich im Kampf gegen Korruption bei Politikern keine Ausnahme machen könne, auch wenn sie meinen politischen Ansichten nahe ständen. Korruption war eine Sache, politische Überzeugung eine andere.

DIE ERSTE Generation der Gründer Israels war frei von Korruption. Korruption war damals undenkbar. „Belanglose Korruption“ weiterlesen

Gegen Krieg zu sein ist pro-amerikanisch

Thomas Jefferson erklärte, der amerikanische Weg der Beziehungen mit der Welt solle bestehen aus „Frieden, Handel und ehrlicher Freundschaft mit allen Ländern – umschlingenden Allianzen mit keinen.“ Wie auch immer, im Lauf der mindestens sieben vergangenen Jahrzehnte hat die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika diese Mahnung auf den Kopf gestellt.

Frieden? Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika hat nahezu ständig seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vorsätzliche Kriege geführt. Sie hat fast 70 Jahre lang rund um die Welt mit offenen Kriegen, verdeckten Kriegen, Staatsstreichen, Ermordungen, Kalten Kriegen, Drohnenkriegen etc. Tod und Zerstörung gebracht. „Gegen Krieg zu sein ist pro-amerikanisch“ weiterlesen

Briefe ans Parlament

Es fällt mir nicht ein, einzelne Abgeordnete zu exponieren. Diejenigen, die auf meine e-mails reagieren, scheinen mir ehrenwerte Menschen zu sein, die sich ihrem Wahlvolk verpflichtet fühlen und die die angesprochenen Probleme ernst nehmen.

Sehr geehrte Frau Abgeordnete XY,

es wird uns nicht weiterbringen und vor allem den Menschen in Syrien nicht helfen, wenn wir uns darauf einigen, dass und wie kompliziert alles ist.

Da ich selbst aus einer höchst christlichen Familie stamme, weiß ich, dass Kirchenleute so ziemlich die letzten sind, die auf die Barrikaden steigen, überhaupt wenn es gegen das christliche Abendland geht. Im gegenständlichen Fall ist also wirklich Feuer am Dach. „Briefe ans Parlament“ weiterlesen

Der Größte – R.I.P.

„Warum sollten ich und andere sogenannte Neger 10.000 Meilen weit weg von Amerika Bomben und Geschosse auf andere braune unschuldige Menschen abwerfen, die uns nie etwas zuleide getan haben? Ich werde gerade heraus sagen: ‚Nein, ich werde nicht gehen.’”

Muhammad Ali – Ich habe kein Problem mit den Vietkongs

Video: Rede Muhammad Alis vor Kriegsgegnern

„Mein Gewissen wird mir nicht erlauben, meinen Bruder, oder noch dunklere Menschen, oder arme hungrige Menschen für das große mächtige Amerika zu erschießen. Warum auf sie schießen? Nie riefen sie mich Nigger, nie lynchten sie mich, nie hetzten sie Hunde auf mich, nie nahmen sie mir meine Nationalität, vergewaltigten und töteten meine Mutter und meinen Vater. Es sind kleine arme dunkelhäutige Menschen, kleine Babies und Kinder, Frauen … Warum sperrt ihr mich nicht einfach ein?“ „Der Größte – R.I.P.“ weiterlesen

Muhammad Ali, R.I.P.

“Was du anderen Gutes tust, ist die Miete, die du für deinen Raum hier auf der Erde bezahlst.“

Cassius Clay, auch bekannt als Muhammad Ali, ist heute gestorben. Er war ein Boxchampion und ein tapferer Mann.

Er verweigerte die Einberufung in den Vietnamkrieg, worauf ihm auf der Basis falscher Beschuldigungen ein Verfahren wegen Entziehung aus der Wehrpflicht angehängt und ihm der Weltmeistertitel im Schwergewichtboxen aberkannt wurde. 1971 hob der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten von Amerika seine falsche Verurteilung auf. „Muhammad Ali, R.I.P.“ weiterlesen

Krieg und Schulden sind die Ursache für unsere kaputten Eisenbahnen

NEW YORK CITY – Amerika fällt auseinander. Jeder, der in diesem großen Land reist, weiß das.

Diese große Stadt zerbröckelt. Ich habe Angst, die Unterwassertunnels nach Long Island oder nach New Jersey zu benützen. Unser lokaler Flughafen LaGuardia könnte in Zimbabwe stehen.

Die amerikanische Gesellschaft der Ziviltechniker warnt, dass zerbröckelnde Straßen, rostende Brücken, verfallende Eisenbahnanlagen und Transitsysteme dem Land jährliche Kosten in der Höhe von $129Milliarden verursachen, dass durch zerfallende Infrastruktur $97Milliarden im Jahr dazukommen, und dass dadurch entstandene Reiseverzögerungen sich auf jährlich $28Milliarden belaufen. „Krieg und Schulden sind die Ursache für unsere kaputten Eisenbahnen“ weiterlesen

Der Tag der Rhinos

ICH HABE kürzlich das deutsche Wort „Gleichschaltung“ erwähnt – eines der typischsten Wörter des Nazi-Vokabulars.

„Gleich“ bedeutet „ dasselbe“, Schaltung bedeutet „Verbindung zum elektrischen Strom“. Das lange deutsche Wort bedeutet, dass jeder im Staat auf dieselbe Art vernetzt ist – auf Nazi-Art.

Dies war ein wesentlicher Teil der Nazi-Transformation Deutschlands. Aber es geschah nicht auf dramatische Weise. Der Austausch der Leute war langsam, fast unmerklich. Am Ende waren alle bedeutenden Positionen im Land mit Nazi-Funktionären besetzt.

Wir sind jetzt Zeugen, wie so etwas in Israel geschieht. Wir sind schon mitten im Prozess. „Der Tag der Rhinos“ weiterlesen

Heisser Streik-Sommer in Frankreich: nach den Piloten folgen die Stewards

Die Gewerkschaften der Flugbegleiter der größten französischen Fluggesellschaft Air France drohen ab dem 27.Juli bis zum 2.August 2016 in den Ausstand zu gehen und geben der Gesellschaft mit dieser Ankündigung genügend Zeit, die bisher unbefriedigenden Verhandlungen vorher zu einem Abschluss zu bringen. Der neue Tarifvertrag zu Arbeits- und Aufwandsentschädigungen wird ab November in Kraft treten.

Normalerweise ist eine solche Ankündigung von Gewerkschaften nichts Aussergewöhnliches, Streiks gehören routinemässig zur Arbeitswelt um die Interessen der Angestellten zu wahren (dass Gewerkschaftsbosse all zu oft ihre eigenen darunter verstehen steht auf einem anderen Blatt). „Heisser Streik-Sommer in Frankreich: nach den Piloten folgen die Stewards“ weiterlesen

Die Sanktionen der Europäischen Union gegen Syrien und die Syrer sind unverzüglich aufzuheben

Appell kirchlicher Würdenträger aus Syrien

2011 hat die Europäische Union beschlossen, Wirtschaftssanktionen gegen Syrien zu verhängen. Die EU stellte sie als „Sanktionen gegen Persönlichkeiten des Regimes“ dar. Tatsächlich verhängte sie gegen das ganze Land ein Öl-Embargo, eine Blockade jeglicher Finanztransaktionen und ein Handelsverbot für sehr viele Güter und Produkte. Diese Maßnahmen sind immer noch in Kraft. Dagegen wurde 2012 aufgrund einer schwer verständlichen Entscheidung das Öl-Embargo für die Regionen aufgehoben, die die bewaffnete und dschihadistische Opposition kontrolliert. Dadurch soll offenkundig den sogenannten „revolutionären Kräften und der Opposition“ wirtschaftliche Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.

In diesen 5 Jahren haben die Sanktionen gegen Syrien dazu beigetragen, die syrische Gesellschaft zu zerstören: Sie lieferten sie dem Hunger, Epidemien und Elend aus und arbeiten somit den Milizen von Integralisten und Terroristen, die heute auch in Europa zuschlagen, in die Hand. Die Sanktionen vergrößern die Schäden durch den Krieg, der bereits zu 250.000 Toten, 6 Millionen intern Vertriebenen und 4 Millionen Flüchtlingen geführt hat. „Die Sanktionen der Europäischen Union gegen Syrien und die Syrer sind unverzüglich aufzuheben“ weiterlesen

Die Mitte hält nicht stand

„Den Besten fehlt jede Überzeugung, während die Schlechtesten voller leidenschaftlicher Besessenheit sind.“

Gibt es eine bessere Beschreibung dessen, was jetzt in Israel geschieht?

Und doch schrieb der irische Dichter W. B. Yeats diese Worte schon vor fast hundert Jahren.

YEATS SCHRIEB das Gedicht kurz nach dem furchtbaren Schlachten im Ersten Weltkrieg und nach der Zerstörung, die er angerichtet hatte. Der Dichter glaubte, die Welt sei an ihr Ende gekommen, und erwartete die Wiederkunft Christi. „Die Mitte hält nicht stand“ weiterlesen