THE VISITOR, Shanghai: Xilong (Teil 2)

Xilong und ich gehen wortlos nebeneinander, als wären es schon Jahre, dass wir so schweigend nebeneinander gehen, als wäre das unsere Art der Existenz. Der Freund läuft genauso selbstverständlich hinterher. Aus dem Park heraus empfangen uns der Lärm, der Dreck, die Autos, auch sie wie alte Bekannte. Wir laufen an einem blauen Bauzaun entlang, immer mehr Männern mit Bauhelmen entgegen. An einer offenen Stelle des Zauns bleibt Xilong stehen: it’s here. Wir sehen eine riesige Baustelle, davor Männer mit Militaruniform und Maschinengewehren. You can’t come in, sagt Xilong.
Wir bleiben draussen stehen und sehen ihm nach.

THE VISITOR, Sao Paulo: Simone Part One

Simone ist die Tochter eines der grössten Drogenbosse Südamerikas, ein Bankier aus den reichen Vierteln Sao Paulos, der vor Jahrzehnten half, das Kokain und damit den Crack, aus Kolumbien nach Brasilien zu schaffen. Wenn man die Crackkranken um die Placa Republika herum im Zentrum Sao Paulos liegen und irren sieht, begreift man vielleicht ein wenig davon, was so ein Akt bedeutet. Es ist schon so etwas wie Massenmord. Der Vater Simones wurde vor 17 Jahren erschossen, aber er hat immer noch eine immense Macht. Und so ist Simone geachtet und gefürchtet, auch und weil sie versucht das Gegenteil ihrer Vaters zu sein, dem sie ähnlich sieht und ist wie keines seiner Kinder.