„Es war wie eine Hinrichtung, ein gezielter Hinterhalt“
Bei einem Attentat in einem Cafe in Lakewood, Washington, werden vier Polizisten erschossen. In unmittelbarer Nähe befindet sich die McChord Air Force Base. Der oder die Täter können zu Fuss entkommen, obwohl es mittlerweile heisst, einer der Täter sei verwundet und Hubschrauber eingesetzt werden. Parallelen zum Attentat in Fort Hood werden deutlich.
In einer Cafeteria in unmittelbarer Nähe der McChord Air Force Base im Pierce County, US-Bundesstaat Washington, hat sich am gestrigen Sonntagmorgen ein Attentat ereignet, dass sofort Assoziationen an Fort Hood aufkommen lässt.
Nach ersten Zeugenaussagen sollen vier einheimische Polizisten, drei Männer und eine Frau, von einem Mann erschossen worden sein. Die Polizisten hätten Uniformen mit schusssicheren Westen getragen und waren mit ihren Laptops und Papierkram beschäftigt gewesen, um ihren Dienst zu beginnen, hiess es. Ihren Einsatzwagen hätten sie für jedermann deutlich sichtbar vor dem Coffee-Shop abgestellt.
Sie waren alle vier im Lakewood (Washington) Police Department angestellt und sind die ersten Todesopfer, die im Dienst ums Leben kamen, seit im Jahr 2004 ihre Abteilung gegründet wurde.
Dutzende von Ermittlern durchkämmten mit Suchhunden das Gelände und ein Hubschrauber wurde eingesetzt, um den oder die Mörder zu finden.
Mit Namen nicht benannte Zeugen beschrieben den Schützen als einen schwarzen Mann, 5,8 bis 5,9 Fuss gross, im Alter von ca. in den 20er bis 30er Jahren, mit struppigen Haaren im Gesicht und er soll einen schwarzen Mantel und eine blaue Jeans getragen haben.
Gegen 8.15 Uhr Ortszeit soll er die Cafeteria betreten und das Feuer eröffnet haben, um dann anschliessend zu Fuss in Richtung Süden zu fliehen. (1) Andere Berichte sprechen vom Norden als Fluchtrichtung. (7)
Pierce County Sheriff-Sprecher Ed Troyer sagte
„Es war mehr wie eine Hinrichtung, ein gezielter Hinterhalt“
Seine Behörde wird federführend die Leitung zu den Untersuchungen aller beteiligten Agenturen übernehmen. Die Militärführung der in unmittelbarer Nachbarschaft angrenzenden US Air Force Base bot für die Ermittlungen ihre Unterstützung an, die aber nicht angefordert wurde.
Wenn man davon ausgeht, dass die Militärführung der Basis einigermassen über die gerade vorgefallene Exekution bewaffneter Polizisten durch mutmassliche Profikiller oder durchgedrehte Cowboys unmittelbar an ihrem Rand erfahren hatte – ansonsten hätte sie dem Sherif keine Hilfe bei der Suche nach den Tätern angeboten – fällt einem die unerklärliche Massnahme auf, dass die Tore der Militärbasis nicht geschlossen wurden.
Es wurden lediglich erhöhte Wachsamkeit angeordnet, sagte der Sprecher Bud McKay.
Es scheint fast so, als hätte man ein bestimmtes Wissen über die Hintergründe der Attentäter und bräuchte diese nicht zu fürchten. Denn die traumatischen Vorfälle vor drei Wochen in Fort Hood wird sich ihren Kenntnissen gewiss nicht entzogen haben. (6)
Auch Fort Lewis liegt im Pierce County und so in der Nähe.
Zunächst verurteilten die Militärführungen die Tat als ein Werk von Terroristen, später korrigierten sie sich und meinten, die polizeilichen Ermittlungen werden die Ursachen herausfinden, die dazu führten. (10)
Zwei Cafeteria-Mitarbeiter und andere Kunden im Laden blieben unverletzt, sagte Troyer.
„Wie Sie sich vorstellen können, sind sie traumatisiert. Einige sind unter Schock.“
Sheriff Paul Pastor informierte die versammelten Medien um 12.20 Uhr am Tatort, und teilte ihnen mit, dass so schnell wie möglich gearbeitet werde.
„Dies ist ein Beispiel für die Gefahr, mit der Polizeibeamte, Hilfssheriffs und Gendarmen täglich konfrontiert sind.“
sagte Pastor.
Die Ermittler wissen noch nicht, welche Art von Waffe verwendet wurde oder wie viele Schüsse fielen. Es ist nicht bekannt, ob einer der Beamten in der Lage war, das Feuer zu erwidern, sagte Troyer. Wenn jemand polizeiliche Aktivitäten sieht, soll er zu Hause bleiben.
Aus der gesamten Region waren bis zur Mittagszeit Ermittlungsbehörden, Spurensicherung und Rettungskräfte am Ort der Tat eingetroffen.
Rebecca Radcliffe, Geschäftsführerin eines in der Nähe befindlichen U-Bahn-Shops sagte der Presse, die vier Polizisten würden oft am Sonntag kommen und einen Aufenthalt von zwei bis drei Stunden dort haben. Persönlich kannte sie sie nicht, aber sie hätten mit ihr über Lakewood und den Apartment-Komplex, wo sie wohnte, geredet.
„Niemals zuvor ist so etwas passiert. Es ist noch ein wenig beängstigend zu wissen, dass Menschen da draussen sind wie diese.“
wird sie zitiert.
Neben der U-Bahn ist ein Extra Mile Convenience-Geschäft, in dem Samuel Munson samstags und sonntags arbeitet. Er sagte laut Zeitungsbericht, ein paar Lakewood Beamte seien Stammgäste in dem Laden. Auch er kannte sie nicht persönlich.
Die Polizei ist möglicherweise auf der Suche nach einer anderen Person und das an mehreren Stellen, einschliesslich der Wohnungen und der Parkplätze ringsum, sagte Troyer bei einer Pressekonferenz.
Eventuell könnte der Schütze bei der Schiesserei verwundet worden sein, falls es zu einem Schusswechsel gekommen sein sollte. Diese Möglichkeit müsste mit in Betracht gezogen werden, denn er könnte in einem Krankenhaus seine Wunden behandeln lassen, deshalb werden die Ermittler auch diese überwachen. (4)
Es gibt keine Informationen über das Motiv für dieses Töten und es gab keine vorhergehenden Drohung gegen die Polizeibeamten, hiess es.
Staatsanwalt Mark Lindquist von Pierce County sagte im Anschluss zu den Entwicklungen in der Ermordung der vier Beamten
„Unsere Herzen gehen zu den Familien. Eines unserer wichtigsten Anliegen ist es, dass wir jetzt noch einen verrückten kaltblütigen oder mehrere Mörder auf freiem Fuss haben.“
Die Opfer des Attentates sind der 39jährige Sergant Mark Renninger, der 37jährige Ronald Owens, die 40jährige Tina Griswald und der 42jährige Greg Richards. (2)
Soweit zu den ersten unmittelbaren Meldungen der Berichte zu dem Attentat, in denen von vier Polizisten in der Cafeteria sitzend gesprochen wurde. (1), (3), (4)
Andere Beschreibungen weichen von den bisherigen ab und je mehr Zeit vergeht, um so widersprüchlicher werden die Aussagen.
Plötzlich hätte ein KING-5 TV-Hubschrauber die „taktischen“ polizeilichen Untersuchung mit seinen Aufnahmen der Örtlichkeiten gestört, was zu einer Verlangsamung der Suche nach Verdächtigen geführt hätte, berichtete Troyer. (7)
Auch gab es ein Ablenkungsmanöver, als auf Grund eines falschen Anrufers, der sich als Täter ausgab, ein Objekt belagert wurde, bis sich das Ganze als Hoax herausstellte. (10)
Ausgesprochen konträr zur um 12.20 Uhr abgegebenen Erklärung an die Medien (1) sind neue Aussagen über die Tatvorgänge. Die erschossenen Polizisten wurden nun nicht mehr an ihrem Tisch sitzend hingerichtet, sondern es hätte sich ein regelrechter Kampf ereignet.
Der gleiche Polizeisprecher erklärte nun, zwei der Polizisten seinen sitzend erschossen worden, der dritte wäre aufgestanden, um sich zu wehren und der vierte schaffte es mit dem Täter kämpfend bis vor den Türeingang des Coffeeshops, wo er starb.
„Das Blutbad vor der Tür ist überall. Es ist wie ein schlechter Horrorfilm, ist es schrecklich.“
wird Troyer nun mit der Beschreibung der Szenerie vor dem Café zitiert.
Auch eine der beiden Angestellten, die durch den Hinterausgang flüchteten, sagte nun aus, dass der Täter und ein Polizist miteinander an der Tür gerungen hätten.
Während dieser beschriebenen Vorgänge sind die Glasscheiben des Geschäftes wie durch ein Wunder ganz geblieben.
Ein einziger Mann soll vier Polizisten erschossen haben, die kugelfeste Westen trugen?
Ihr Tod wird als Hinrichtung beschrieben, wahrscheinlich haben sie Kopfschüsse erlitten.
Das sieht nach der Handschrift von Profis aus.
Der Shop auf der Steele Street ist ein beliebter Treffpunkt für Strafverfolgungsbehörden, schreibt „CNN“. Mit anderen Worten bedeutet das, ein bekannter Umschlagplatz für Informationen und Insiderwissensaustausch. Für die Planung eines derartigen Attentates ein perfekter Platz, eine Mausefalle. (9)
Ziemlich schnell wurde von dem Polizeisprecher des Pierce County sheriff‘s, Troyer, ein Verdächtiger präsentiert. Es soll sich um den 37 Jahre alten Maurice Clemmons aus Parkland handeln. (2) Er fiel sofort unter Verdacht, weil er durch die Ermittler nicht auffindbar war, die mehrere in Frage kommende Personen überprüfen wollten.
Der mutmasslich Verdächtige ist von besonderem Kaliber. Seine 95jährige Haftstrafe in Arkansas wurde vor zehn Jahren auf Bewährung ausgesetzt. Er hat fast so alles auf dem Kerbholz, schwerer Raub, Angriffe auf die Staatsgewalt, Kinderschändung und hat immer wieder einsitzen müssen. Nach ihm läuft die aktuelle Fahndung.
Dass ein Täter bald präsentiert wird, steht ausser Frage. Nur die wahren Ursachen der blutigen Tat könnten im Dunklen bleiben. Erinnern wir uns an Fort Hood. Dort ereignete sich das Attentat drei Tage vor der Entscheidung des Repräsentantenhauses zur Gesundheitsreform. (8)
Wie es der Zufall will, das neuerliche Attentat auf bewaffnete Organe der Staatsgewalt fällt auf den Tag vor der Abstimmung des Senates zur Gesundheitsreform.
Nimmt man diese beiden Tragödien in diesen zeitlichen Zusammenhängen, könnte der Eindruck entstehen, als ob die militärischen Kräfte in den USA ihre Präsenz betonen müssen, ihre Existenzberechtigung in einer Welt der „Extremisten“ und für Ablenkung sorgten.
Wenn Präsident Obama es schafft, diese Gesundheitsreform als Gesetz verabschieden zu lassen, geht er in die Geschichte ein als der Präsident, der es geschafft hat, für alle Amerikaner eine Krankenversicherung zu erwirken.
Bei der nächsten Präsidentschaftswahl wird er das als starken Bonus mit einbringen können. Sein republikanischer Herausforderer wird unter Umständen General Petraeus sein, ein Militär ersten Ranges.
Das Militär hat sehr viel zu verlieren. Eine sehr grosse Anzahl an erfolgten Rekrutierungen verdanken sie einzig und allein der Tatsache, dass sie eine Krankenversicherung bieten, auch nach dem Ausscheiden aus dem Dienst läuft diese weiter, zum Teil auch für die unmittelbaren Familienangehörigen.
(…)
Artikel zum Thema
08.11.2009 Gesundheitsreform der Demokraten: eine schwere Niederlage für Konzerne und Militär
06.11.2009 12 Tote, 31 Verwundete bei Schiesserei in US-Militärbasis Fort Hood
Quellen:
(1) http://www.canada.com/news/Four+police+officers+shot+dead+coffee+shop+ambush+near+Tacoma/2282820/story.html
(2) http://seattletimes.nwsource.com/html/localnews/2010385700_apwaofficersshot16thld.html
(3) http://www.thenews.com.pk/updates.asp?id=92470
(4) http://www.cnn.com/2009/CRIME/11/29/washington.police.shooting/index.html
(5) http://www.ajc.com/news/nation-world/police-seek-person-of-218028.html
(6) http://www.cnn.com/2009/CRIME/11/29/washington.police.shooting/index.html
(7) http://seattletimes.nwsource.com/html/localnews/2010382767_webfourdead29m.html
(8) http://www.radio-utopie.de/2009/11/08/gesundheitsreform-der-demokraten-eine-schwere-niederlage-fur-konzerne-und-militar/
(9) http://edition.cnn.com/2009/CRIME/11/30/washington.police.shooting/
(10) http://www.boston.com/news/nation/articles/2009/11/30/gunman_ambushes_police_officers_killing_4/