Extremisten attackieren Journalisten und A.F.P.-Gebäude in Paris
Ausschreitungen der kahanistischen „Jüdischen Verteidigungsliga“ vor dem Pressegebäude der Nachrichtenagentur „Agence France Presse“ wegen Berichterstattung über Geschehnisse in Palästina und Israel.
Wie kann es sein, dass es keinem einzigen Nachrichtenmedium im deutschsprachigen Raum eine Meldung wert ist, wenn vor knapp einer Woche auf einen französischen Journalisten in Paris eingeprügelt wird und ein grosses Aufgebot an Sondereinsatzkräften der Polizei das Gebäude einer der grössten Nachrichtenagenturen der Welt vor der Erstürmung einer gewalttätigen und maskierten Gruppe und derem Eindringen in die Räume schützen muss?
Schweigen bedeutet mitunter Zustimmung oder die Furcht, auch zum Ziel solcher Angriffe zu werden. Dadurch werden diejenigen ermuntert, die keinen Dialog suchen sondern weiterhin gewalttätig ihre Ansichten noch stärker als bisher durchzusetzen versuchen. An erschreckenden Beispielen gerade in der jüngsten Vergangenheit mangelt es nicht.
Welche Motive stehen hinter der Feigheit, nicht einmal neutral über den Vorfall in der Hauptstadt unseres Nachbarlandes zu berichten, geschweige denn Solidarität mit dem verletzten Kollegen zu zeigen und das Vorgefallene auf das Schärfste zu verurteilen? Wurde auf ein Signal gewartet, etwa ob die „Washington Post“ oder die „New York Times“ sich des Themas annimmt und dieser Startschuss blieb aus?
Denn auch in den U.S.A. und Grossbritannien wurde kein Interesse gezeigt, während so gut wie alle französischen Zeitungen und TV-Stationen sowie spanische, chinesische, norwegische, ungarische, italienische, türkische, israelische Medien und viele weitere weit ausserhalb Europas wie im westafrikanischen Togo bei Eingabe des Stichworts „David Perrotin“ in den Suchmaschinen zu finden sind.
An der Bedeutungslosigkeit des Themas kann es nicht liegen, wenn Pressevertreter geschlagen und unter massiven Druck gesetzt werden.
Was hat sich am Donnerstag, den 22.Oktober 2015, in Paris ereignet?
Wie der internationale Medienverbund „The Local“ unter Berufung auf lokale Medien meldete, protestierten über einhundert Mitglieder der sogenannten „Ligue de Défense Juive“ (L.D.J.) (engl. „Jewish Defense League“ (J.D.L.), deutsch „Jüdische Verteidigungsliga“) vor dem Gebäude der Agence France-Presse (A.F.P.), zündeten Feuerwerkskörper, beschimpften die Mitarbeiter der Nachrichtenagentur als „islamistische Terroristen“ und konnten nur von der herbeigerufenen Polizei mit Tränengas daran gehindert werden in die Redaktionsräume vorzudringen. Vor dem Eintreffen der Polizei verfolgten die Aktivisten vom Ableger der bekanntermaßen weit rechts stehenden U.S.-Organisation „Jewish Defense League“ den prominenten französischen Journalisten David Perrotin und schlugen mit Stöcken gezielt auf ihn ein. Perrotin arbeitet u.a. für Buzzfeed France.
Die Ableger der „Jewish Defense League“ in Frankreich erklärten auf ihrer achtzehn Stunden lang abgehaltenen Aktion vor dem A.F.P.-Gebäude, dass sie „unglücklich“ über die Berichterstattung der Presseagentur seien und wie diese über die Konflikte zwischen Israel und Palästina berichte. Gleichzeitig stritten die Extremisten der „Ligue de Défense Juive“ ab französische Gesetze zu brechen, obwohl selbst das F.B.I. die „Jewish Defense League“ in 2001 als „gewalttätige extremistische Organisation“ eingestuft hatte. Die „Jewish Defense League“, die von den Mitgliedsstaaten der „Europäischen Union“ und den U.S.A. als Terrororganisation eingestuft wird, wurde gegründet von Meir Kahane, dessen Symbole sie bis heute verwendet und steht zwei offiziell sogar in Israel verbotenen und von Kahane gegründeten Parteien nahe, „Kach“ und „Kahane Chai“.
Buzzfeed France setzte am nächsten Tag die Meldung auf Twitter, dass David Perrotin in Sicherheit ist und unter Schutz steht.
Am 23.Oktober 2015 schrieb David Perrotin auf seinem Twitter-Kanal, auf dem Fotos und Videos von den Ereignissen des Vortages hochgeladen wurden:
Merci pour les messages de soutien. Tout va bien.
Übersetzt: „Vielen Dank für die Botschaften der Unterstützung. Alles ist gut.“
Deutsche Kommentare mit Solidaritätsbekundungen sind nicht dabei. Wie sollten sie auch, wenn in unseren Zeitungen nichts steht ergo nichts stattgefunden hat.
Foto: Screenshot von dem Twitter-Account des Journalisten Peter Allen
Quellen:
http://www.metronews.fr/info/manifestation-anti-afp-de-la-ligue-de-defense-juive-a-paris-un-journaliste-pris-a-partie/mojv!GT9qEKh8bBnLU/
http://www.thelocal.fr/20151023/jewish-extremists-attack-french-journalist
letzte Aktualisierung: 10.05 Uhr