Heim in den Verantwortungsbereich
Der leitende Militärdiktator der USA General David Petraeus, wahlweise als zukünftiger Präsident oder nächster Chef des Vereinigten Generalstabes gehandelt, will den „Verantwortungsbereich“ seines Zentralkommandos auf das Westjordanland und den Gazastreifen ausdehnen. Just heute nun schlägt zum Besuch der EU-Aussenbeauftragten Catherine Ashton in Israel angeblich eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete ein und tötet einen Menschen. Absender der Einladung zum nächsten Massenmord an Palästinensern: angeblich eine bisher nie gekannte Gruppe namens „Ansar al Sunna“, welche sich per sms zur Tat bekennt. Dieser Name ist namensgleich zu einer vermeintlichen Gruppierung, welche laut Angaben von US-Militärs und deutschen Behörden im April 2007 gleichzeitig im Irak die Terrororganisation „al-Qaida“ bekämpfte und in Deutschland als Teil von „al-Qaida“ mit Anschlägen drohte. Obwohl noch nie jemand von dieser vermeintlichen in Gaza operierenden Palästinenser-Fraktion namens „Ansar al Sunna“ gehört hat, wird diese nun von Kriegspropagandisten in den orwellschen Wahrheitsministerien der Informationsindustrie als schon immer existierende neue Realiät verkauft. Derweil freuen sich manche immer, wenn in Israel Raketen einschlagen, ohne dabei irgendetwas zu begreifen. Die rechtsradikale Regierung Netanjahu droht bereits mit einer „starken“ Antwort.
Am 24.März hält General David Petraeus eine Rede im Saint Anselm College, einem traditionellen Trampolin für Präsidentschaftskandidaten in den USA (1). Vor wenigen Tagen warnte er von einer „fragilen und umkehrbaren“ Sitution im Irak (2), einem „harten Jahr“ 2010 in Afghanistan (3) und lässt derweil 195 Blu-110 and 192 2000lb Blu-117 bunkerbrechende Bomben („bunker Busters“) auf den Stützpunkt Diego Garcia im Indischen Ozean verlegen. Nach Aussagen Dan Plesch, dem Direktor des „Centre for International Studies and Diplomacy“ an der Londoner Universität reichen die Kapazitäten des US-Militärs aus, um 10.000 unterirdische Ziele im Iran zu vernichten (4), was natürlich die Frage offen lässt, wieviel Überirdisches dann noch übrig bliebe.
STRUKTUR DER US-MILITÄRMACHT
Nun, die Situation in Asien ist für viele Europäer verwirrend. Das liegt daran, dass viele Europäer nicht mehr wissen, wo Asien liegt. Asien beginnt am Ende Sibiriens und endet am Nil. Nun befassen wir uns mit den geostrategischen Grundlagen des US-Militärs. Das hat sich die Welt in den „Vereinigten Kampf-Kommandaturen“ („unified combatant commands) in „Verantwortungsbereiche“ aufgeteilt. Zum Verantwortungsbereich („area of responsibility“) des Europakommandos („Eucom“) gehören bislang auch drei Länder Asiens: Syrien, der Libanon und Israel. Ebenso natürlich die israelisch besetzten Gebiete, sowie der Gazastreifen.
Das möchte General David Petraeus, Chef des Zentralkommandos (Centcom), und damit u.a. direkter Vorgesetzter der US-Kommandeure in den eroberten Ländern Irak und Afghanistan, gerne ändern. Um den Zusammenhang nun denkbar ausreichend zu erläutern: dazwischen liegt der Iran.
Das US-Verteidigungsministerium Pentagon besteht, grob umschrieben, aus drei Bereichen: einmal den höchsten Offizieren des Militärs, bis hoch zum Vorsitzenden der Vereinten Generalstabschefs („Joint Chiefs of Staff“). Seit dem 1986 durchgeführten Goldwater-Nichols Act haben diese formell ranghöchsten höchsten Militärs der USA allerdings keinerlei operative Kontrolle mehr über die Truppen. Die konkrete Befehlsgewalt für Einsätze geht vom Präsidenten über den Verteidigungsminister im Pentagon direkt zu den Vereinigten Kampf-Kommandaturen, wie z.B. dem Zentralkommando Petraeus`.
Der zweite Teil des Pentagons besteht aus eben der zivilen Regierung: dem Verteidigungsminister und seinen untergeordneten Vize-Ministern und Regierungsbeamten.
Der dritte Teil besteht aus einem gigantischen Apparat, einer unendlichen Menge an Plutokraten, Lobbyisten, Beamten und Spionen, durch deren Hände jedes Jahr über eine Billion Dollar an „Verteidigungshauhalt“ und Sonderausgaben für diverse Kriege, mit einem Wort – der Militäretat fliesst.
Von diesen drei grob beschreibbaren Strukturen innerhalb des Pentagons bleiben zwei immer dort und eine wechselt bisweilen. Es bleiben die Militärs und der Apparat. Es wechselt bisweilen die zivile Regierung und damit der Verteidigungsminister. Im Jargon des Militärs und des Apparates bedeutet das: Zivilisten sind austauschbar. Ebenso ihre Regierung.
POWERPOINT IM PENTAGON
Am 16.Januar, zwei Tage nach dem mörderischen Erdbeben in Haiti, besuchten Offiziere des Zentralkommandos das Pentagon in einer bisher noch nie da gewesenen Mission. General Petraeus´ Militärs suchten dafür nicht etwa die zivile Regierung auf, sondern wandten sich an ihren militärischen Vorgesetzten, der nominell weder militärische oder politische Entscheidungen zu treffen hat: den Vorsitzenden der Generalstabs-Chefs, Admiral Mike Mullen. (5)
„Das Briefing Mullens im Januar war beispiellos. Kein früherer Centcom-Kommandeur hatte jemals Stellung zu einer essentiell politischen Angelegenheit bezogen“
Die Centcom-Militärs führten dem ranghöchsten Militär der USA in 45 Minuten eine 33-seitige Powerpoint-Präsentation vor, welche die Auffassung ihres Zentralkommandos bezüglich der Situation in Vorderasien darlegte; dieser zufolge verlören die dortigen Regime zunehmend das Vertrauen in die regionale Vormachtstellung der USA. Unter den arabischen Führern im „Verantwortungsbereich“ von Centcom verstärke sich der Eindruck, dass sich die zivile Regierung in Washington gegenüber Israel nicht durchsetzen könne. Durch die lasche Haltung Washingtons gegenüber Jerusalem in der Palästinenser-Frage schwinde das Vertrauen in die Versprechen der Vereinigten Staaten von Amerika, so der Tenor des Briefings. Die Unnachgiebigkeit Israels hinsichtlich der Siedlungspolitik gefährde die Stellung der USA in der Region.
Ein „Pentagon-Beamter“, welcher angab dem Treffen beigewohnt zu haben, fasste die Darstellung der Centcom-Offiziere über die Meinung in den arabischen Herrschaftshäusern wie folgt zusammen: der Sonderbeauftragte der zivilen US-Regierung für die Wiederaufnahme der Nahost-Friedensgespräche, George Mitchell, sei den Verhandlungen mit der Netanjahu-Regierung keineswegs gewachsen. Mitchell sei
„zu alt, zu langsam — und zu spät.
Die ganze Angelegenheit sei im Grunde militärisch-politischer Natur:
Überall wo sie hinkamen, war die Botschaft ganz schön demütigend. Amerika wurde nicht nur als schwach angesehen, sondern seine militärische Stellung in der Region erodiere“
Was dann folgte, ist unklar: nach ersten Informationen schickte General Petraeus, zwei Tage nach diesem Briefing des obersten US-Militärs Admiral Mullen im Pentagon, eine Anforderung an die zivile Regierung im Weissen Haus. Diese Anforderung sah vor, dass der Gazastreifen und das israelisch besetzte Westjordanland in den militärischen „Verantwortungsbereich“ vom Europakommando (Eucom) auf sein Zentralkommando (Centcom) übertragen werde.
Später dementierte man im US-Militär, dass Petreaus seine Anforderung zwei Tage nach dem Briefing von Generalstäbe-Chef Mullen selbst an das Weisse Haus geschickt habe. Allerdings – irgendwie musste sie dort angekommen sein.
Es hiess jedenfalls, man habe im Weissen Haus die Anforderung von General Petraeus zurückgewiesen. Wie man weiss, versuchte dann die zivile Regierung durch die Entsendung George Mitchells nach Jerusalem die eigenen Bemühungen zu intensivieren. Das endete in einer dreisten Demütigung des vorab entsandten Vizepräsidenten Joe Biden. Gleichzeitig mit dessen Besuch verkündete die Netanjahu-Regierung einen weiteren massiven Ausbau von Wohnung auf israelisch besetztem Territorium für eigene Staatsangehörige einer bestimmten Religionszugehörigkeit. Dazu schrieb Uri Avnery, einer von den Wenigen die sich weltweit seit Kriegsbeginn den Neokonservativen zum Kampf stellen (10):
„Ganz einfach: jeder, der in Ost-Jerusalem und in der Westbank baut, verkündet im voraus, dass es keine Chance für ein Abkommen gibt. Kein vernünftiger Israeli würde Milliarden in ein Gebiet investieren, das er bald dem palästinensischen Staat überlassen muss. Jemand, der eine Pizza isst, wird nicht ehrlich um sie verhandeln. Selbst in diesem späten Stadium hoffen Abbas und seine Leute, dass sich irgend etwas Gutes aus all dem ergeben wird: die USA wird anerkennen, dass sie Recht haben und schließlich wirklichen Druck auf Israel ausüben, um die Zwei-Staaten-Lösung zu realisieren. Aber Biden und Obama geben nicht viel Grund zu Hoffnung. Sie wischten die Spucke aus dem Gesicht und lächelten höflich.
In einem Sprichwort heißt es: wenn man einem Schwächling ins Gesicht spuckt, tut er so, als wäre es Regen. Passt dies zu einem Präsidenten des mächtigsten Landes der Welt ?“
Nein. Das tut es nicht.
OBAMA IST BEREITS JETZT NICHT MEHR PRÄSIDENT
Seit sich Präsident Barack Obama mit seiner Rede am 1.Dezember 2009 in der Herzkammer der US-Militärelite Westpoint den Truppenanforderungen von Petraeus und seinem Untergebenen General Stanley McChrystal für Afghanistan unterwarf, hat Obama als Präsident praktisch abgedankt. (Obama ist bereits jetzt nicht mehr Präsident)
Kurz vorher hatte Michael Moore einen dramatischen Aufruf an den Präsidenten veröffentlicht (6):
„Wir alle, die wir für Sie gestimmt und gebetet und in der Nacht ihres Sieges vor Freude geweint haben, haben eine Orwell’sche Hölle von acht Jahren Verbrechen ertragen, die in unserem Namen begangen wurden: Folter, Entführungen, Aussetzen der verfassungsmässigen Grundrechte („Bill of Rights“), die Invasion von Nationen die uns nicht angegriffen hatten, das In-die-Luft-Jagen ganzer Stadteile in denen Saddam Hussein „vielleicht“ sei (es aber nicht war), das Abschlachten ganzer Hochzeitsgesellschaften in Afghanistan. Wir beobachteten, wie HundertZausende von irakischen Zivilisten abgeschlachtet und Zehntausende von tapferen Männern und Frauen getötet, verstümmelt oder lebenslang traumatisiert wurden – voller Terror, den wir nur erahnen können.“
Moore kündigte an, was dann auch geschah: das Ende der Glaubwürdigkeit dieses Präsidenten und sein politisches Ende.
„Mit nur einer Rede morgen Abend, werden Sie eine Menge junger Leute, die das Rückgrat Ihrer Kampagne waren, zu desillusionierten Zynikern machen. Sie werden sie lehren, dass das, was sie schon immer hörten, wahr ist – dass alle Politiker gleich sind…Ihre Mitarbeiter werden Sie verlassen, sobald sie merken, dass Sie nur eine Amtsperiode Präsident sein werden und dass die Nation dann sicher wieder in den Händen der üblichen Idioten sein wird….
Es ist nicht Ihre Aufgabe, das zu tun, was Generäle Ihnen sagen. Wir haben eine Regierung, die von Zivilisten angeführt wird. WIR sagen den Chefs des Generalstabs, was zu tun ist – und nicht umgekehrt. Das war General Washingtons Art und Weise, wie es sein müsste. Das war es, was Präsident Truman General Mac Arthur sagte, als dieser in China einfallen wollte. „Sie sind entlassen!“ sagte Truman – und damit hatte es sich. Und Sie sollten Gen. McChrystal entlassen, wenn er zur Presse geht und dort sagt, was Sie zu tun haben und Ihnen so zuvor kommt….
Als wir Sie wählten, erwarteten wir keine Wunder. Wir erwarteten nicht einmal einen großen Wandel. Aber wir erwarteten etwas. Wir dachten, Sie würden den Wahnsinn stoppen. Das Töten stoppen. Die verrückte Idee, dass Männer mit Waffen eine Nation reorganisieren könnten, die nicht einmal als Nation funktioniert und dass nie jemals getan hat…
Halt, halt, halt – um das Leben junger Amerikaner und afghanischer Zivilisten willen, halt. Um Ihrer Präsidentschaft, um der Hoffnung und um der Zukunft unserer Nation willen; um Gottes willen, halt!
Es nützte nichts. Obama tat die einzige Pflicht, die angebliche „Demokraten“, „Sozialdemokraten“, „Sozialisten“ oder „Linke“ im gesamten US-Einflussbereich (mit Ausnahme von Japan) seit 2001 erfüllt haben: er setzte alles in den Sand, er schmiss alles weg, er verriet und verkaufte alles und jeden, er verlor, er unterwarf sich dem Gegner und schwätzte dazu sein Geschwätz.
Die Wirkung auf die „Demokratische Partei“ war vernichtend: in Scharen gaben hochrangige Abgeordnete, Funktionäre und Aktivisten ihre Ämter ab, bei anschliessenden Nachwahlen verloren die „Demokraten“ ihre 60:40-Mehrheit im Senat. Die „Republikaner“ dankten es ihm höhnisch und unterzeichneten mit ihren nun 41 Senatoren eine „Kriegserklärung“ (7), die ankündigte das demokratische Generationenprojekt, eine Gesundheitsversorgung („Health Care“) für die Amerikaner, um jeden Preis zum Scheitern zu bringen.
Obamas faktischer Vorgänger, der mächtige ehemalige Vizepräsident Dick Cheney – der nie vom amerikanischen Volk jemals in irgendein Amt gewählt worden war – schloss sich der Ankündigung einer seiner wenigen wirklichen Gegner, nämlich Michael Moore, an und erklärte im Februar Obama zum Präsidenten einer einzigen Amtsperiode. (8)
Die Wahrheit ist so simpel wir brutal: die USA sind eine faktische Militärdiktatur im Krieg, mit einer Witzfigur von Präsident, der mitsamt seiner Regierung keine Rolle mehr spielt und der sich, samt seiner ihm anvertrauten Republik, mit Haut und Haaren dem Militär vor die Füsse geworfen hat.
PETRAEUS, GENERAL-PRÄSIDENT AUF ZURUF
Wer im Gegensatz zum Präsidenten bei den Amerikanern beliebt und geachtet ist, das ist General David Petraeus. Er war es, der im Jahre 2007 von der Regierung George Bush/Dick Cheney zum Irak-Kommandeur ernannt wurde, er schaffte es im Zuge seiner Ernennung in Washington zuerst den „Demokraten“, dann der Friedensbewegung und dann der gesamten Öffentlichkeit das Rückgrat zu brechen, indem er statt des geforderten Truppenrückzugs aus dem Irak eine Truppenerhöhung durchsetzte, er legte anschliessend im Irak durch eine ebenso brilliante wie rücksichtslose militärische Strategie den Schalter um und brachte das Land unter Kontrolle, indem er rivalisierende eigene Einheiten in Sonderkommandos zusammenlegte, blutige Attentate für politische Zwecke einsetzte und örtliche und regionale Milizen erst gegeneinander ausspielte um sie dann in das irakische Besatzungsregime einzubinden.
Genau die gleiche Methode wandte Petraeus nun, angesichts der Kriegsmüdigkeit im gesamten Einflussbereich der USA, hinsichtlich des Afghanistan-Krieges an – und nicht nur in Washington. Auch in Berlin, London, Rom und anderen Städten unterwarf man sich dem Gegenteil, was die Bevölkerung immer wütender verlangte – einer Eskalation des Krieges anstelle seines Endes.
Seit Monaten werben die neokonservative Presse, sowie Teile der Öffentlichkeit, emphatisch um Petraeus als Präsidentschaftskandidaten der „Republikaner“ bei den Wahlen 2012, deren Vorlauf bereits in einem Jahr beginnen wird. Sein Tenor dazu war stets: was wollt Ihr alle von mir?
„Welchen Teil von `Nein` verstehen Sie nicht“?
wird er zitiert und man tendierte allerorten dazu, seinen Worten Glauben zu schenken. Dann aber platzte vor wenigen Tagen eine wahre Bombe: ausgerechnet im Saint Anselm College in Goffstown, New Hampshire, der bekannten Bühne für jede versuchte Start-Up-Präsidentschaft, wird nun der General nächsten Mittwoch (24.03.) eine Rede halten. (1)
Diese Rede wird in den nächsten Tagen und Wochen, mit an Krieg grenzender Wahrscheinlichkeit, Thema in der Weltöffentlichkeit sein.
Es gibt, grob gesagt, zwei Möglichkeiten:
1. Der General lässt sich, vielleicht im Zuge von dringenden aktuellen Anlässen innerhalb seines Kommandobereiches zwischen Indien und dem Mittelmeer, doch noch überreden und erklärt seine Kandidatur für 2012. Allein mit dem Aussprechen dieser Kandidatur wäre er bereits offiziell der mächtigste Mann der Welt.
2. Petraeus lehnt eine Kandidatur in 2012 ab und wird Chef des Vereinigten Generalstabs. Damit wäre er bereits der mächtigste Militär in den USA seit der Ermordung John F.Kennedys und dem nachfolgenden Vietnamkrieg und kann in Ruhe seine Kandidatur in 2016 überdenken.
DIE PROFESSIONELLEN VERLIERER
Die „Demokraten“ haben keine Chance 2012 die Präsidentschaftswahlen gegen Petraeus zu gewinnen, nicht politisch-inhaltlich, nicht personell und vor allem nicht moralisch. Das hat den schlichten Hintergrund, dass die „Demokraten“ weder politische Inhalte, noch geeignetes Personal, noch irgendeine Moral besitzen, weil sie das beim Beugen irgendwie unflexibel machen würde.
Wer Moral bei den „Demokraten“ besitzt, fliegt raus oder wird sabotiert, wie der 2004 mit viel Begeisterung ins Präsidentschaft-Rennen getragene Howard Dean. Der haushohe Favorit wurde ausgerechnet zur ersten Vorwahl in Iowa von Jimmy Carter in dessen Anwesen eingeladen – ein Angebot, was man nicht abschlagen konnte. Als Carter nachher jemand für die Einladung von Dean dankte, sagte der ex-Präsident der Presse (9):
„Er (Dean) rief mich an und sagte, dass er mich verehren würde. Ich habe ihn gar nicht eingeladen.“
Dean verlor daraufhin völlig überraschend diese winzige (aber eben erste und für das viel zitierte „Momentum“ entscheidende) Vorwahl der „Demokraten“ gegen den früheren Kumpan von Präsident Bush aus der Loge „Skull & Bones„, John Kerry. Nun hob die Presse – potzblitz – den späteren Profiverlierer Kerry auf´s Tableau und schob noch eine verzerrte Tonaufnahme Deans nach, welche Dean in Iowa vor tausenden begeisterter und meist junger Menschen gehalten hatte, die man in den gesendeten Ausschnitten aber weder sah noch hörte.
Die Presse – die vermeintlich „demokratische“ vorneweg – mokierte sich nun über den „unberechenbaren“ und lautstarken Kandidaten und beschwor, dieser könne unmöglich gegen Bush gewinnen und ausserdem hab man doch einen Krieg zu führen. Die Haltung der Presse mochte damit zusammenhängen, dass ein weiteres Zitat aus Deans Rede (welches nirgendwo auftauchte) wie folgt lautete:
„Die Regierung hat unseren Äther („airwaves“) den mächtigsten Konzernen in die Hände gegeben, welche die Öffentlichkeit in die Irre führen“
SCHACHBRETT ASIEN
Für viele Beobachter mag der Schachzug von Petraeus, einem geübten Strategen, als eine Unterstützung der politischen Position seiner hilflosen zivilen Regierung gewirkt haben: die Siedlungspolitik der Netanjahu-Regierung sei sowohl der grösste Hinderungsgrund für eine Aussöhnung mit den Palästinensern, als auch die Ursache für eine Schwächung der eigenen militärischen Position in Vorderasien und Zentralasien. Hinzu kommt die überraschende Kehrtwende hinsichtlich der vermeintlichen Bedrohung aus dem Iran.
Am Dienstag (16.03.) überraschte der General vor einem Senats-Ausschuss mit der Aussage, die angeblich laufende Entwicklung einer Atombombe im Rahmen eines Atomwaffenprogramms des Iran habe sich „verlangsamt“. Im Laufe des Jahres 2010 sei wohl nicht mehr damit zu rechnen. Gleichzeitig betonte er, der Präsident habe explizit
„festgestellt, dass er die militärische Option nicht vom Tisch nehme.“
Man muss nun sich in diesem Zusammenhang wirklich fragen, ob die israelische Regierung Benjamin Netanjahus bei ihrem kürzlichen Affront der zivilen US-Regierung – was immerhin als „grösste amerikanisch-israelische Krise seit 35 Jahren“ verkauft wurde – lediglich aus lauter Missverständnis, Unberechenbarkeit und schierer Irrationalität handelte, oder wie so oft aus kalten Kalkül heraus. Wenn letzteres der Fall war, dann hatte die Jerusalemer Regierung offenbar Rückendeckung.
Heute nun besuchte die EU-Aussenbeauftragte Catherine Ashton Israel. Prompt tötete eine Explosion im israelischen Grenzgebiet zum Gazastreifen einen thailändischen Arbeiter (14). Der stellvertretende israelische Ministerpräsident Silvan Shalom nutzte sogleich die Gelegenheit, Auge um Auge, neue Morde an Palästinenser anzukündigen. Der „Raketenangriff“ habe
„eine rote Linie überschritten..Die israelische Reaktion wird angemessen sein. Sie wird stark sein.“
Dazu der deutsche staatliche Fernsehsender ARD (12):
„Zu dem Raketenangriff bekannte sich nach Angaben des israelischen Rundfunks die militante islamistische Splittergruppierung Ansar al Sunna, die seit einiger Zeit bereits die Herrschaftsausübung der Hamas im Gazastreifen als zu verweichlicht ablehnt.“
Dazu ebenfalls die Nachrichtenagentur „Reuters“ (13):
„Eine bisher unbekannte Gruppe, welche Teil einer wachsenden Konstellation von al-Qaida-inspirierten Fraktionen zu sein scheint, die sich der in Gaza herrschenden islamistischen Bewegung Hamas entgegenstellt, übernahm die Verantwortung für einen tödlichen Raketenangriff auf Israel am Donnerstag“
Name der bereits seit einiger Zeit unbekannten neuen inspirierten Terroristen im Gazastreifen: „Ansar al Sunna“ (Ansar al-Sunnah). Und um die Israelis endlich mal wieder „stark“ aussehen zu lassen und das schnell, schickte die neue al-Qaida-Sensation ihr „Bekennerschreiben“ gleich per sms (14). Vorratsdatenspeicherung, ick seh Dir terrorsimsen.
DIE „ANSAR AL SUNNNA“: ALTES SPIEL IN NEUEM THEATER
Die “Ansar al-Sunnah/Ansar al Sunna” ging nach offiziellen Angaben hervor aus der “Islamic Movement of Iraqi Kurdistan” (IMIK), von der sie sich plötzlich im Jahre 2001 abspaltete. Der deutsche Verfassungsschutz selbst wies daraufhin, dass der Anführer dieser Truppe, Nadjm ad-Din Faradj Ahmad (Mullah “Krekar”), bis 2007 unangetastet in Oslo lebte, obwohl der einzige offizielle Versuch der „Ansar al Sunna“ einen Anschlag ausserhalb des Irak zu verüben, angeblich in Deutschland erfolgte, nämlich beim Besuch des irakischen Premierministers Allawi am 02.Dezember 2004 in Berlin. (sämtliche Quellen unter Iraq: terror plot in Kurdistan against US and EU? vom 11.Mai 2007)
Bereits am 1.Februar 2004 verübte die „Ansar al-Sunnah“ (entsprechenden Selbsbekenntnissen zufolge) verheerende Bombenanschläge auf die Büros der kurdischen Parteien KDP und PUK in Irbil/Erbil. Auch steht ihr Name unter einer gleichzeitig in Falludscha und Ramadi veröffentlichten Erklärung von Aufständischen, die behauptete, nach einem amerikanischem Abzug irakische Städte unter Kontrolle bekommen zu können.
Trotzdem stoppte die britische Regierung erst am 10.Oktober 2005 die Aktivitäten der „Ansar al-Sunnah“ und vierzehn anderer Milizen in Grossbritannien.
Am 20.April 2007 erklärte die US-Botschaft in Berlin:
“Die US-Botschaft empfiehlt allen Amerikanern in Deutschland, ihre Wachsamkeit zu verstärken und angemessene Schritte zur Erhöhung ihrer persönlichen Sicherheit zu unternehmen”
Der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble am gleichen Tag über die “Terrorgefahr” gegenüber der Presse in Luxemburg:
”Die deutschen Sicherheitsbehörden teilen diese Sorge, sie ist auch nicht neu..Wir arbeiten seit längerer Zeit sehr eng mit der US-Seite, gerade auch in Bezug auf diese Sorgen zusammen, um alle geeigneten Maßnahmen sicherzustellen”,
so Schäuble in Luxemburg. Er sprach davon, dass sich die Gefährdungslage für US-Einrichtungen in Deutschland konkret erhöht habe.
Gleichzeitig zu den Erklärungen der US-Botschaft und des deutschen Innenministers Schäuble erscheinen im Berliner „Tagesspiegel“ Meldungen, die bald überall weltweit abgedruckt abgedruckt werden. Sie drehen sich um eine irakische Gruppe namens „Ansar al-Sunna“. „Aus ihrem Umfeld“ solle diese Anschläge in Deutschland planen, äusserst gefährlich sein und zudem mit der „Al Qaeda“ verbandelt.
Ebenfalls am gleichen Tag: der konservative Blog hotair.com wundert sich, dass der Sprecher der US-Streitkräfte im Irak, Lt. Col. Keith Gogas, die Miliz „Ansar al-Sunna“ als “moderat” bezeichnet und davon schwärmt, dass diese nun mit diversen anderen sunnitischen Gruppen die „al-Qaida“ bekämpfen würde. Auch wird erstaunt konstatiert, dass ein gewisser Maj. Gen. Michael Barbero der US-Besatzungsmächte berichtet, dass die Autobomben, welche in der US-Besatzungszone fast täglich dutzende oder hunderte Iraker töteten, mit Hilfe des schiitischen Iran ausgerüstet würden, obwohl die Selbstmörder selbst angeblich Sunniten seien.
Interessanterweise war es die deutsche Bundesstaatsanwaltschaft unter Monika Harms, welche laut bloomberg.com Informationen darüber hatte, dass sich die Gruppe Ansar al-Islam ausgerechnet im September 2001 im Irak unter Saddam Hussein gegründet und ausgerechnet 2003 nach der US-Invasion im Irak in „Ansar al-Sunna“ umbenannt haben soll.
Auf die „Ansar al-Sunna“ und die angeblichen Terrordrohungen gegen Deutschland angesprochen, sagt ebenfalls am gleichen Tag ein Sprecher des US-Aussenministeriums, er habe nie davon gehört.
“Dies ist ein grosser Wendepunkt”, so wiederum ein U.S. Maj. David Baker ebenfalls am 20.April 2007 über diese “Entwicklung” und die angebliche Tatsache, dass die „Ansar al-Sunna“ und diverse andere Aufständische nun ein Bündnis gegen die „Al Qaeda“ im Irak schmieden würden.
“Wenn sie sich gegenseitig bekämpfen, ist das besser, als wenn sie uns bekämpfen”.
Ach was. Tatsächlich?
Wenn Sie das jetzt bitte noch diesen ganzen Trotteln auf Gottes Erdboden weitererzählen würden, ein müder Denker wäre Ihnen wirklich sehr verbunden, danke. Und jetzt raus.
zum Thema:
15.03.2010 Gelder für illegales Spionage-Netzwerk von US-Militär abgezweigt
Ein leitender Planer im “Strategischen Kommando” und hochdekorierter Spezialist für “psychologische Kriegführung” des US-Militärs, hat einem Bericht der “New York Times” zufolge für US-Operationen in Afghanistan und Pakistan ein illegales Spionage-Netzwerk mit ehemals hochrangigen Agenten, früheren Soldaten aus Sondereinheiten, Söldnern, Medienkonzernen und Informanten unter dem Deckmantel eines angeblichen “Open-Source-Projektes” einer Webseite betrieben.
Quellen:
(1) http://blog.newsweek.com/blogs/thegaggle/archive/2010/03/15/absurdly-premature-2012-watch-vol-11-why-petraeus-wants-to-run-for-president-and-why-he-wont.aspx
(2) http://latimesblogs.latimes.com/dcnow/2010/03/us-military-decrease-from-iraq-remain-on-schedule-top-general-says.html
(3) http://www.google.com/hostednews/ap/article/ALeqM5iqyaFh_efr-brDq0rMLF1hkop0tgD9EFP4500
(4) http://www.heraldscotland.com/news/world-news/final-destination-iran-1.1013151
(5) http://mideast.foreignpolicy.com/posts/2010/03/14/the_petraeus_briefing_biden_s_embarrassment_is_not_the_whole_story
(6) http://www.michaelmoore.com/words/mikes-letter/open-letter-president-obama-michael-moore
(7) http://www.foxnews.com/story/0,2933,588822,00.html
(8) http://www.upi.com/Top_News/US/2010/02/19/Cheney-predicts-one-term-only-for-Obama/UPI-42571266592234/
(9) http://boortz.com/nuze/200401/01192004.html
(10) http://www.radio-utopie.de/2010/03/15/es-ist-eine-sach2e-des-%E2%80%9Etiming%E2%80%9C/
(11) http://www.haaretz.com/hasen/spages/1156813.html
(12) http://www.tagesschau.de/ausland/israel830.html
(13) http://in.reuters.com/article/worldNews/idINIndia-47028320100318
(14) http://www.radio-utopie.de/2010/03/18/raketenabschuss-aus-gaza-zum-besuch-der-eu-aussenministerin-ashton/
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