Keine Förderung des zivilen Ungehorsams – keine Chance für die Golden Rule
Meeresmuseum San Diego in den Vereinigten Staaten von Amerika unterdrückt das Erinnern an Atomtests und verbietet die Aufklärung der Bevölkerung mit der Weigerung, ein kleines Schiff für einige Zeit am Kai anlegen zu lassen.
Das Meeresmuseum von San Diego, in unmittelbarer Nachbarschaft des Flugzeugträger-Museums USS Midway Museum, hat es abgelehnt, das Segelschiff „Golden Rule“ in seine Sammlung der historischen Schiffe aufzunehmen.
Das Schiff wurde international berühmt und schrieb im 20.Jahrhundert historische Geschichte mit bedeutenden Auswirkung bis in die heutige Zeit hinein. Der Besatzung dieses Schiffes und den Unterstützern ist es mit zu verdanken, dass im Jahr 1963 der „Begrenzte Sperrvertrag für Atomtests“ (Limited Nuclear Test Ban Treaty) unterzeichnet wurde.
Im Februar 1958 segelte Albert Smith Bigelow, ein ehemaliger Kommandeur der U.S. Navy im Zweiten Weltkrieg, mit seiner Besatzung nach Hawaii mit dem Ziel, von dort zu den Marshall-Inseln weiterzufahren, wo die Atomenergiebehörde der U.S.A. am Enewetak Atoll überirdische Atombomben-Versuche durchführte, um diese zu verhindern. Die „Golden Rule“ konnte ihr Ziel nicht erreichen. Das Schiff wurde neun Kilometer vor Honolulu aufgebracht und konfisziert, Bigelow und seine Mannschaft – James Peck, George Willoughby, William R. Huntington und Orion Sherwood wurden inhaftiert.
Earle und Barbara Reynolds brachen nach diesem Vorfall aus Protest mit ihrer Jacht „Phoenix of Hiroshima“ zu den Atomtest-Anlagen auf dem Bikini Atoll auf und erreichten die Verbotszone.
Heute nun, im Jahr 2015, findet sich die Leitung des historischen Meeresmuseums nicht bereit, der „Golden Rule“ einen Platz unter den Exponaten einzuräumen. Unter den Schiffen befinden sich in der derzeitigen Ausstellung das in 2007 ausgemusterte U-Boot „USS Dolphin und das sowjetische U-Boot B-39.
Der Mediensprecher des Meeresmuseums erklärte, dass das Andocken der „Golden Rule“ wegen seiner Geschichte als „Förderung des zivilen Ungehorsams“ nicht mit der Mission des Museums – unter Hinweis über Bedenken der Museumsleitung über den steuerbegünstigten Status, vereinbar ist. Die Veterans for Peace (Anm.: ebenfalls ein eingetragener, juristisch anerkannter gemeinnütziger Verein) würden hingegen eine politische Agenda verfolgen.
Desweiteren behauptete das Museum, die Geschichte der „Golden Rule“ würde den aktuellen Ereignissen und nicht historischen zuzuordnen sein, obwohl die jüngeren Schiffe (s. oben unter der verlinkten Liste) das Gegenteil beweisen.
In einem hat die Direktion ungewollt Recht: noch vor kurzer Zeit wurde der Einsatz von Atomwaffen vollkommen ausgeschlossen, was sich innerhalb von nur wenigen Monaten geändert hat. Der Kampf gegen diese neuen Bestrebungen ist hochaktuell.
Die Restauration der „Golden Rule“ übernahmen die Veterans for Peace. Auf dieser Website GOLDEN RULE PROJECT sind alle Informationen zu finden.
Die Friedensaktivisten riefen gestern dazu auf, das Meeresmuseum unter dieser Telefonnummer (619) 234-9153 anzurufen und zu verlangen, das Management zu sprechen. Jeder kann das tun. Weltweite Reaktionen und mediale Aufmerksamkeit haben schon oft Dinge zum Besseren gewendet.
In diesem Fall liegt der Aufwand nur in den Kosten eines Anrufs nach Kalifornien:
„I‘m disappointed that you denied Veterans For Peace and the Golden Rule Ship to dock at your wharf.“
Vielen Dank an diejenigen, die bereit sind, diese kleine Mühe nicht zu scheuen und dem Verständnis der Museumsleitung in San Diego von ihrem Bildungsauftrag zugunsten des Militärs mit Ambitionen zur nuklearen Aufrüstung ihre tiefe Abscheu über dieses Verhalten Ausdruck zu verleihen.
Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges versuchte die Mannschaft im Jahr 1958, die eskalierende Lage und die nukleare Abschreckungspolitik zwischen dem damaligen Ost- und Westblock mit ihrem Einsatz zu entschärfen.
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Die Kommandokette des U.S.-Militärs ist von erzradikalen biblischen Sekten durchdrungen. In der amerikanischen Gesellschaft dringen sie vehement in allen Bereichen vor und beeinflussen das gesellschaftliche Leben durch Änderungen von Gesetzen oder Versuche, diese zu ändern – sei es in TV-Sendungen, im Bildungsbereich oder anderen zivilen Einrichtungen. Bürgerrechtsorganisationen setzen sich für die Einhaltung der Verfassung ein, die eine Trennung von Staat und Religion vorschreibt, so wie hier nur an einem kleinen Beispiel des Vergnügungsparks „Arc Encounter“ der Kreationisten zu sehen ist.
Quellen:
http://www.eastcountymagazine.org/maritime-museum-bans-golden-rule-docking-ship-made-famous-its-role-banning-nuclear-weapons-testing
http://lostcoastoutpost.com/2015/jun/25/maritime-museum-rejects-golden-rule-historical-exh/
https://www.facebook.com/veteransforpeace