Sichere direkte Desktop-Smartphone Verbindungen via Tox
Information, Kommunikation, Kooperation, Organisation: Die Bedeutung von Interoperabilität zwischen stationären und mobilen Computern und der Sicherheit der Milliarden von Menschen vor Bespitzelung, die diese informationstechnischen Systeme benutzen und über diese sich informieren, kommunizieren, kooperieren und arbeiten, ist mittlerweile begriffen worden.
Im Zuge eines nun mit über einem Jahrzehnt Verspätung einsetzenden Wettbewerbs um das beste (und das heißt immer auch das am besten verschlüsselte und dezentral strukturierte) entsprechende Programm wendet sich Radio Utopie heute Tox zu.
Vorgeschichte
Kommunikationsprogramme („messenger“) im Internet bzw dessen World Wide Web entstanden kurz nach den digitalen Postkarten (Emails).
Skype verbreitete sich ab 2003 auf stationären Computern wie PC, Mac, Laptop („Desktop“-Systeme ). WhatsApp wiederum verbreitete sich ab 2009 auf mobilen Computern mit integriertem Telefon („Smartphone“, „Handy“, „Tablet“).
Erst sehr spät wurde dabei das Thema Sicherheit überhaupt begriffen.
Während skype schon vor seinem Aufkauf durch Microsoft in 2011 bei Vielen als Schaufenster und infiltriert galt, schaltete WhatsApp erst im Jahre 2012 von faktischem Postkarten-Versand auf verschlüsselte Kommunikation um und erst in 2014 schließlich auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Seitdem gilt die WhatsApp Kommunikation an sich allgemein als sicher. In 2015 kam die Audio-Verbindung bzw Telefonie und 2016 die Bild-Telefonie bzw Video-Verbindung hinzu.
Interoperabilität
Was dem WhatsApp Programm bis heute fehlt, ist eine eigenständige Desktop-Version zur Verbindung zwischen Laptop, PC und Mac (an denen bis heute maßgeblich alle digitalen Arbeits- und Produktionsprozesse ablaufen, z.B. in der Presse, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst) und den eher für persönliche Kommunikation benutzten Mobiltelefonen.
Wie unsinnig, unproduktiv und verschwenderisch hinsichtlich aller Ressourcen diese fehlende Interoperabilität ist, mag man der Vorstellung entnehmen, es wäre nur entweder an mobilen oder stationären Computern möglich Musik zu hören, Videos zu schauen, Emails zu versenden oder bei gleichem Hersteller des jeweiligen Betriebssystems die gleiche Textdatei nicht öffnen zu können.
Wie wir bereits in unserer Empfehlung für das Kommunikationsprogramm Wire (mit den Optionen einer eigenständigen Version für stationäre Computer und eigenem dortigen account) darlegten, funktioniert die von WhatsApp schließlich in 2016 zur Verfügung gestellte Desktop Variante bis heute nur in Verbindung mit einem Smartphone und dem dortigen Konto.
Auch das Programm Telegram bietet eine Desktop Variante an, welche aber ein Smartphone voraussetzt, auf welchem ein Kode zu gesendet werden muss. Ähnlich bei der Desktop Variante von Viber.
Nun hat auch das von vielem Prominenten benutzte Signal den Trend erkannt und mit einer Desktop Variante nachgezogen. Doch bietet auch diese nicht die erforderliche Interoperabilität und hat zudem schon bei der Einrichtung Sicherheitsmängel. Die Desktop Version von Signal kann z.B. nicht in einen Ordner nach Wahl (z.B. auf einen USB Stick und / oder als portable Version) installiert werden und ist schon bei der Einrichtung einer Identität (account) an ein Smartphone gebunden.
Bei unserer Empfehlung für Wire im Mai 2017 schrieben wir hinsichtlich von dessen Option einer eigenständigen Version für stationäre Computer mit eigenem dortigen account von einem Alleinstellungsmerkmal. Das war inkorrekt. Was uns zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt war: das Kommunikationsprogramm Tox (auf der Domain tox.chat) bot bereits zu diesem Zeitpunkt eben dieses an; mittlerweile auch das im Juli 2017 von der Linux Lobby „Savoir-faire Linux“ gestartete Programm Ring.
Dezentralität
Von allen dieser Redaktion heute bekannten, auf Desktop und Smartphone benutzten, öffentlich zugänglichen, zivilen und in relevantem Umfang genutzten Programmen haben also derzeit nur drei Kommunikationsprogramme Interoperabilität zwischen PC, Mac, Laptop einerseits und Mobiltelefonen und Tablets andererseits: Wire, Tox und Ring.
Von diesen drei Programmen haben wiederum zwei den elementaren Vorteil eines dezentralen Systems. Tox und Ring haben kein zentrales Server-System, sondern basieren auf dem peer-to-peer-Prinzip. Ein peer-to-peer Netzwerk hat keine Zentrale, in der programmgemäß alle relevanten Daten schnell zu Beutegütern werden können, sondern erschafft sich durch die Partizipation seiner NutzerInnen selbst und wächst organisch mit deren Anzahl.
Unsere Empfehlung ist Tox.
Tox, dass Netzpolitik.org bereits in 2015 empfohlen hat, kann in einem Ordner nach Wahl installiert und als portable Version konfiguriert werden.
Unter den selbst für Desktop (und sogar für Windows) angebotenen verschiedenen Varianten bietet das in C++ programmierte qTox (download 32 bit / 64 bit) u.a. die Möglichkeit
- das (hoffentlich bekanntlich) nicht anonyme und unsichere IPv6 Protokoll auszuschalten
- auch das ebenfalls unsichere UDP Protokoll zu deaktivieren
- unter „erweitert“ zusätzlich den Tor Browser bzw AdvOR als Proxy zu nutzen
Der Client für Android Smartphones ist das bei Google Play bzw F-Droid erhältliche Antox, für Mobilcomputer mit iOS 8+ (Apple Systeme) ist es Antidot.
Während die Installation von Tox auf Macintosh bzw Apple-Systemen problemlos ist, gestaltet sich die Installation von Tox auf Systemen mit Linux (primär Ubuntu) bis heute schwierig, da große Teile der Linux-Szene Tox bis heute (mindestens) boykottieren und Tox im Tausende von „empfohlenen“ Programmen umfassenden „Repository“ von Linux nicht aufgeführt wird.
Dazu der Hinweis: seit der Umlegung des gesamten Telefonverkehrs (nicht nur) in der Republik auf das Internet bzw „Voice over IP“, wird auch der gesamte Telefonverkehr zum faktisch unverschlüsselten Datenpaket, welches mit geringem Aufwand ausspioniert, gespeichert, analysiert und entsprechend durchleuchtet und gerastert werden kann. Entsprechend empfiehlt sich auch hier die verschlüsselte und sichere Telefonie, welche mittlerweile fast jedes Kommunikationsprogramm bzw jeder Messenger bietet.
Für den sicheren Datentransfer bzw die interne und sichere Kommunikation von Desktop zu Desktop z.B. in Redaktionen, Firmen, Betrieben, Bands, Labels, privaten oder politischen Gruppen, Parteien, Rechtsanwaltskanzleien, Arztpraxen, etc, eignet sich wie dargelegt das Programm Retroshare (auf retroshare.net oder github).