Die Dame mit dem Lächeln

ES IST nicht leicht, in Israel Araber zu sein.

Es ist nicht leicht, in einer arabischen Gesellschaft eine Frau zu sein.

Es ist nicht leicht, Araber in der israelischen Politik zu sein.

Noch weniger leicht ist es, eine arabische Frau in der Knesset zu sein.

Hanin Soabi ist alles das zugleich. Vielleicht hat sie deshalb ständig ein Lächeln auf den Lippen – das Lächeln eines Menschen, der schließlich doch siegreich war.

Dieses Lächeln kann sehr ärgerlich sein. Ärgerlich und provozierend.

Dieser Tage hat Soabi etwas geschafft, wovon keine Araberin in Israel jemals auch nur geträumt hat: Das ganze Land spricht von ihr. Nicht nur eine Stunde lang, nicht nur einen Tag lang, sondern in endlosen Wochen. „Die Dame mit dem Lächeln“ weiterlesen

Ein Führer ohne Ruhm

ZUM ERSTEN Mal bin ich Mahmoud Abbas Anfang 1983 in Tunis begegnet.

Ich wusste, dass er in der PLO-Führung für israelische Angelegenheiten zuständig war. Die PLO-Delegierten Said Hamami und Issam Sartawi, mit denen ich seit 1974 in ständigem Kontakt stand, sagten mir, dass er die Leitung habe. Bei meinem ersten Treffen mit Jasser Arafat in Beirut während der Belagerung war er jedoch nicht anwesend.

Ich kam damals mit General Matti Peled und Jaakow Arnon nach Tunis und gehörte zu einer offiziellen Delegation des Israelischen Rates für israelisch-palästinensischen Frieden, den wir 1975 gegründet hatten. „Ein Führer ohne Ruhm“ weiterlesen

Isratin oder Palestrael?

ES WAR einmal ein junger Mann, der eine welterschütternde Erfindung gemacht hat: ein Flugzeug, das mit Wasser flog.

Nicht mehr mit Benzin. Keine Verschmutzung. Keine astronomischen Preise. Fülle die Tanks nur mit Wasser und es fliegt bis ans Ende der Welt.

„Wunderbar!“ riefen die Leute aus. „Zeige uns die Pläne!“ „Pläne?“ sagte der Mann. Ich habe die tolle Idee gehabt. Ich überlasse es den Ingenieuren, dies mit den technischen Details auszuarbeiten.“ „Isratin oder Palestrael?“ weiterlesen

Die Nakba, wie sie wirklich war

VOR DREI WOCHEN war der Nakba-Tag – der Tag, an dem Palästinenser innerhalb und außerhalb Israels ihrer „Katastrophe“ gedenken, des Exodus von mehr als der Hälfte des palästinensischen Volkes aus den Gebieten, die Israel im 1948er Krieg besetzte.

Jede der beiden Seiten hat ihre eigene Version dieses folgenschweren Ereignisses.

Nach der arabischen Version kamen die Juden aus dem Nichts, griffen ein friedliebendes Volk an und vertrieben die Menschen von ihrem Land.

Nach der zionistischen Version hatten die Juden den Kompromissplan der Vereinten Nationen angenommen, die Araber jedoch hatten ihn abgelehnt und begannen einen blutigen Krieg. Während des Krieges wurden sie von den arabischen Staaten überzeugt, sie sollten ihre Häuser verlassen, um dann mit den siegreichen arabischen Armeen dorthin zurückzukehren. „Die Nakba, wie sie wirklich war“ weiterlesen

Die israelische Heilsfront

DIE Wahl 2015 war ein riesiger Schritt in Richtung Selbstzerstörung Israels.

Die eindeutige Mehrheit hat für einen Apartheidsstaat zwischen dem Mittelmeer und dem Jordan gestimmt, für einen Staat, aus dem die Demokratie langsam verschwinden wird.

Noch ist die Entscheidung nicht endgültig. Die israelische Demokratie hat eine Schlacht verloren. Den Krieg hat sie noch nicht verloren.

Wenn sie keine Lehre daraus zieht, wird sie allerdings auch den Krieg verlieren. „Die israelische Heilsfront“ weiterlesen

Die Hälfte von Schas

DIE SCHAS-Partei hat sich in zwei Teile gespalten. Nach Meinungsumfragen liegen beide Teile um die 3,12%-Hürde herum, die eine Partei jetzt nehmen muss, um in die Knesset zu kommen, nachdem die Mindestgrenze von der letzten Knesset angehoben worden ist.

Viele Leute in Israel wären froh, wenn es keine der beiden Parteien in die Knesset schaffen würde und Schas ein für allemal aus unserer politischen Landschaft verschwinden würde.

Ich gehöre nicht zu ihnen. „Die Hälfte von Schas“ weiterlesen

Meine ruhmreichen Brüder

ALS ICH 15 und Mitglied der Untergrundorganisation Irgun (nach heutigen Kriterien einer waschechten Terroristenorganisation) war, sangen wir „(In der Vergangenheit) hatten wir die Helden Bar Kochba und die Makkabäer / Jetzt haben wir neue Helden / Die nationale Jugend“ nach der Melodie eines deutschen Marschliedes.

Warum haben wir uns damals unsere Helden in der fernen Vergangenheit gesucht? „Meine ruhmreichen Brüder“ weiterlesen

Die unheilige Stadt

IN SEINER langen und wechselvollen Geschichte wurde Jerusalem von Dutzenden von Eroberern besetzt.

Babylonier und Perser, Griechen und Römer, Mamelucken und Türken, Briten und Jordanier – um nur einige zu nennen.

Der neueste Besetzer ist Israel, das Jerusalem 1967 erobert und annektiert hat.

(Ich hätte „Ostjerusalem“ schreiben können, aber das gesamte historische Jerusalem ist das heutige Ostjerusalem. Alle anderen Stadtteile wurden in den letzten 200 Jahren von jüdischen Siedlern gebaut oder sind arabische Dörfer der Umgebung, die willkürlich dem riesigen Gebiet einverleibt worden sind, das jetzt nach seiner Besetzung Jerusalem heißt.)

In dieser Woche stand Jerusalem wieder einmal in Flammen. „Die unheilige Stadt“ weiterlesen

Muhammad, wo bist du?

ES KLINGT wie ein Witz, aber es ist keiner.

Am Vorabend des jüdischen Neujahrfestes vor einem Monat veröffentlichte das Statistikamt der Regierung eine Reihe interessanter Punkte über die Bevölkerung des Staates. Es sollte ein Geschenk für die Bürger sein. Die Bevölkerung wächst, sie wird reicher und ist zufrieden.

Einer der Punkte führt die beliebtesten Namen auf, die den Neugeborenen im letzten Jahr gegeben worden sind.

Als die Statistiker die Ergebnisse sahen, waren sie verblüfft. Es stellte sich heraus, dass der Name, der den ersten Platz auf der Liste belegte, Muhammad war.

Muhammad? Der beliebteste Name im jüdischen Staat? „Muhammad, wo bist du?“ weiterlesen

Rückblick auf Oslo

ISRAEL LIEBT Gedenktage. Die Medien sind voller Enthüllungen und Erinnerungen an Gedenkereignisse, Augenzeugen berichten ihre Geschichte zum zigsten Mal, Fotos füllen die Seiten und TV-Schirme.

In den kommenden Tagen spielen zwei Gedenktermine diese Rolle. Der Yom Kippurkrieg brach zwar erst im Oktober (1973) aus, aber die Zeitungen und das Fernsehprogramm sind schon voll davon.

Das Oslo-Abkommen wurde am 13. September (1993) unterzeichnet. Kaum einer Erwähnung wert. Es ist fast aus dem nationalen Gedächtnis ausgelöscht worden.

Oslo? Oslo in Norwegen? Geschah da etwas? Erzähl mir davon. „Rückblick auf Oslo“ weiterlesen