Aus dem Diary von THE VISITOR. Der Basis Filmverleih bringt den Nonfiction Film ab Februar 2015 in die Kinos.
Die weltweit erfolgreichste deutsche Dramatikerin Dea Loher am 31. Oktober 2014 in der 8. Leipziger Poetikvorlesung über THE VISITOR:
Aus dem Diary von THE VISITOR. Der Basis Filmverleih bringt den Nonfiction Film ab Februar 2015 in die Kinos.
Die weltweit erfolgreichste deutsche Dramatikerin Dea Loher am 31. Oktober 2014 in der 8. Leipziger Poetikvorlesung über THE VISITOR:
Tagebucheintrag von THE VISITOR. Der Basis Filmverleih bringt den Nonfiction Film im Februar 2015 in die Kinos.
Wir sind wieder auf der Strasse. Wir streifen durch die Stadt, absichtlich ziellos und nach der Abreise Xilongs unendlich verlassen. An einem Abend verfolgen wir eine junge Frau. Sie ist sehr hübsch auch wenn das nie ein Kriterium für unsere Auswahl war. Ich laufe ihr hinterher. Sie geht in eine Markthalle einkaufen. Grünes Gurkengemüse und Reis. Wir schaffen es ihr zu ihrer Wohnung zu folgen. So geht das ein paar Tage. Sie fängt an uns zu bemerken. Von Anfang an fürchtet sie sich nicht, sondern geniesst unsere Anwesenheit. An einem Abend winkt sie uns in ihre Wohnung. „THE VISITOR: Christina“ weiterlesen
Tagebucheintrag von THE VISITOR. Der Basis Filmverleih bringt den Nonfiction Film im Februar 2015 in die Kinos.
Wir kommen wieder, am frühen Morgen. Unter den flatternden Hemden hocken Männer in Unterhosen und putzen sich die Zähne. Sie sehen kurz verwundert hoch und putzen weiter. Auf eine Art, scheint es, gewöhnen sie sich an unsere Anwesenheit ohne sie im Geringsten zu verstehen. Von drinnen dringen Geräusche von Toilettenwasser und von Ausgespucktem, verklebter Staub täglicher Arbeit aus den Eingeweiden eines Körpers. Wir warten draussen auf Xilong, scheuen die Intimität der Männer am Morgen. Xilong kommt aus dem dunklen Raum, einen Freund an der Seite, gibt uns ein Zeichen ihm zu folgen. Er kauft ein weisses teigiges Bällchen in einer Plastiktüte für mich und sich. Die Verkäuferin sieht mich an, dann ihn, lächelt wie eine wissende Tante zu Xilong der sie nicht beachtet. „THE VISITOR, Shanghai: Xilong (Teil 2)“ weiterlesen
Tagebucheintrag von THE VISITOR. Der Basis Filmverleih bringt den Nonfiction Film im Februar 2015 in die Kinos.
Es ist Nacht. Wir gehen über eine Brücke. Wir sehen über das Geländer. Unten, neben dem Fluss, ist eine schwacher Lichtstrahl und wir erkennen Kleider an einer Leine. Wir gehen die Treppen hinunter. Unter der Brücke ist ein Gewölbe. Aus dem Gewölbe kommt blaues Licht, wir sehen Betten. Auf den Betten liegen Männer und rauchen. Es sind etwa 50 Stockbetten aus Metall. Die Männer entdecken uns und schauen neugierig hinaus. Manche tragen nur Unterhosen. Lungern auf den Betten, ziehen an ihren Zigaretten, tippen in ihre Handys, streichen sich über ihre nackten Bäuche. Wir bleiben am Rand des Raumes stehen. Ich frage mit Gesten nach einer Zigarette. Sie geben mir die Zigarette, lachen. „THE VISITOR, Shanghai: Xilong (Teil 1)“ weiterlesen
Tagebucheintrag von THE VISITOR. Der Basis Filmverleih bringt den Nonfiction Film im Februar 2015 in die Kinos.
Simone mit ihren engen Bodys, ihren schmalen Hüften, ihrem strengen schwarzen Pferdeschwanz, ihren 3 Kindern, ihrem warmen Lachen, ihren etwas schiefen Zähnen, ihrer zigarettenzerbörselten Stimme, ihren Schuldgefühlen. Simones Mann starb an Drogen, fast alle ihrer Brüder sind im Gefängnis oder frequentieren es zumindest. Simone bekennt in einem, wie ich finde immer noch rätselhaften Interview, dass sie sich schuldig fühlt an den Toden um sie herum. Als brächte ihre reine Anwesenheit Tod. „THE VISITOR, Sao Paulo: Simone Part Two“ weiterlesen
Tagebucheintrag von THE VISITOR. Der Basis Filmverleih bringt den Nonfiction Film im Februar 2015 in die Kinos.
Wir finden auf unsere Art eine zufällige Protagonistin deren Geschichte so film-attraktiv ist, dass sie im Grunde unsere Rahmen sprengt, der hinter keinen besonderen Biographien her ist, sondern im Gegenteil, beliebigen Begegnungen hinterherrennt um umfassendere Tendenzen zu stalken.
Simones Geschichte ist keine exemplarisch moderne, keine die von der speziellen Entwicklung unserer Zeit geprägt ist, keine, die von neuen Träumen erzählt. Sie ist eine archaische, sehr südamerikanische Geschichte, auch wenn die Welt in sie verwickelt ist. „THE VISITOR, Sao Paulo: Simone Part One“ weiterlesen
Tagebucheintrag von THE VISITOR. Der Basis Filmverleih bringt den Nonfiction Film im Februar 2015 in die Kinos.
Anders als in Moskau und Mumbai, in der wir der existentiellen Angst der Bewohner begegnen aber kaum der unseren, wird sie uns in Sao Paulo mit jedem Schritt hinaus begleiten, auf eine kalte Art, die uns immer ein wenig lächerlich erscheinen lässt. Wir versuchen unser Risiko einzudämmen, wenn wir Fremden folgen, wenn wir mit unserer Kamera durch unbekannte Strassenzüge irren.
Tagebucheintrag von THE VISITOR. Der Basis Filmverleih bringt den Nonfiction Film im Februar 2015 in die Kinos.
Träume
Wir sind in Bollywood und genau wie in Hollywood werden auch hier Träume produziert, für die viele bereit sind, ihr Leben zu geben. Das klingt kitschig, ist aber im Grunde logisch. Für was sonst lohnt es sich wirklich zu leben? Am ersten Tag, als wir, also meine Kamerafrau Paola und ich, mit der Kamera durch Mumbai gehen, spricht uns Ramesh an und fragt, was wir da filmen, er könne mitmachen, er sei zu allem fähig und bereit, da an allem, was mit Film zu tun habe interessiert. „THE VISITOR: Mumbai“ weiterlesen
Tagebucheintrag von THE VISITOR. Der Basis Filmverleih bringt den Nonfiction Film im Februar 2015 in die Kinos.
Wir treffen eine Frau, eine Musikproduzentin, die ein Jahr in Berlin gelebt hat um zu malen. Sie sagt, sie finde Berlin toll, nur die Armut sei schwer zu ertragen. Die Musiker, die sie da kennengelernt habe können sich nicht einmal Obst kaufen. Über die Musikproduzentin lernen wir Yili kennen, er ist ein Freund von ihr, Designer und homosexuell. Die Musikproduzentin hat verstanden, dass wir auf unsere sehr eigene Art in unserem Projekt Menschen im Alltag begleiten und uns Yili vorgeschlagen. Wir erklären ihr, dass wir nur Menschen begleiten, die wir auf unseren Strassenexpeditionen finden. Sie sagt, mit Yili müssten wir eine Ausnahme machen, an jemand wie Yili kämen wir nicht zufällig heran, da er seine Wohnung nicht verlässt. Yili aber wäre für unsere Shanghai Erfahrung unabdingbar. Wir beschliessen ihn zu treffen, ohne zu wissen wohin das führt.
Tagebucheintrag von THE VISITOR. Der Basis Filmverleih bringt den Nonfiction Film im Februar 2015 in die Kinos.
Durch einen Zufall lernen wir Dave kennen. Wer Englisch kann, wer studiert, wer Geschäfte macht gibt sich einen englischen Namen. Dave, Christina, Chris, Karen. Eine Selbsttaufe in die internationale Welt. Dave hat Business gemacht. Er hat viel Geld verdient. Sehr schnell, sehr jung und natürlich international, mit irgendwelchen Belgiern. Er hatte irgendwann keine Freunde mehr oder vielleicht nie wirklich welche gehabt. Alles ging nur um Geld. Jetzt mag er kein Business mehr machen. Dave ist Ende 20. Wir begleiten Dave ein wenig, einfach so, wir filmen ihn nicht, wir begleiten ihn wie er versucht, ein anderes Leben zu leben. „THE VISITOR: Dave, Shanghai“ weiterlesen